„Kinder gehen an die Grenzen des Wissens“

Vorlesungen, weder spröde noch trocken: Kinder- und Science Lectures wecken die Neugierde an Neuem. Die Themen sind breit gestreut.

WIEN. „Es gibt eine Parallele zwischen Kindern und Wissenschaftlern: die unglaubliche Neugierde“, sagt Elisabeth Menasse-Wiesbauer, Direktorin des Zoom Kindermuseums. Seit sieben Jahren lädt sie Forscher ein, um an ihrem Haus Vorlesungen abzuhalten – die Wiener Kindervorlesungen (in Kooperation mit den Wiener Vorlesungen im Rathaus). Acht- bis Zwölfjährige erfahren hier in Sonntagsmatineen während der Wintermonate etwas über Themen, die im Schulalltag nicht genau behandelt werden.

Die Fragestellungen sind breit gestreut – von „Wie das Gedächtnis funktioniert und wozu wir es brauchen“ über „Was hat der Klimawandel mit mir zu tun?“ bis zu „Warum sind Eltern so schwierig?“. Menasse ist es ein Anliegen, Vertreter der unterschiedlichsten Disziplinen einzuladen – und sowohl Frauen als auch Männer auf das Vortragspodium zu bitten. „Da geht es auch um das Rollenvorbild.“

Die Vorlesungen werden übrigens von Buben und Mädchen gleichermaßen gerne besucht, wenngleich sich auch hier zeigt: Buben fragen forscher, rascher, lauter. „Man muss als Moderator oder Moderatorin dann so sensibel sein, ein Mädchen dranzunehmen, auch wenn sich acht Buben und nur zwei Mädchen melden.“

Fragen wird im Zoom Kindermuseum bei den Vorlesungen jedenfalls groß geschrieben. „Kinder stellen sehr intelligente Fragen“, betont Menasse. Im Gegensatz zu Erwachsenen setzen sie sich nämlich nicht schon im Vorhinein selbst Grenzen beim Fragen. „Kinder gehen an die Grenzen des Wissens.“ Sie sehen aber auch, dass sie schon sehr viel verstehen - das gäbe Selbstvertrauen und lässt erst gar keine Hemmschwelle, sich mit Wissenschaft zu befassen, entstehen.

Gerne kreativ

Kinder sind aber auch gerne kreativ. Und Wissenschaft müsse ebenfalls sehr kreativ sein, betont die Museumsdirektorin. Auch das will sie den jungen Zuhörern vermitteln. „Künstler kombinieren verschiedenste Materialien und entwerfen neue Formen, Forscher denken neue Dinge zusammen und entwickeln neue Theorien.“

Kinder und Jugendliche sind auch die Zielgruppe der „Wiener Science Lectures“, die vom Zentrum für Begabungsförderung des Wiener Stadtschulrats nun bereits das vierte Jahr organisiert werden. Zielgruppe sind hier Sieben- bis 14-Jährige, wobei sich die einzelnen Veranstaltungen beispielsweise nur an Volksschüler oder nur an Schüler der Sekundarstufe eins (Hauptschule beziehungsweise AHS-Unterstufe) wenden können.

Möglichst oft wiederholt

Vortragende bei den „Wiener Science Lectures“ sind vor allem Professoren der Universität Wien und der Fachhochschule Technikum Wien, so die Leiterin des Begabtenzentrums, Christiane Wendelberger. Aber auch Mitarbeiter aus Forschungsabteilungen in Firmen sind gerne gesehen. Je nach Interesse von Schülerseite werden die Vorlesungen hier übrigens mehrmals wiederholt, um möglichst vielen Kindern die Möglichkeit zu geben, hier teilzunehmen.

Zugang für Mädchen schaffen

Wendelbergers Anliegen ist es einerseits, bei den Kindern das Interesse an Naturwissenschaften zu wecken, „mit dem Hintergedanken, hier auch einen Zugang für Mädchen zu schaffen“. Andererseits ist dies ein Angebot an leistungsstarke Mädchen und Buben, die so auch abseits der Schule die Gelegenheit erhalten, in andere Themen hineinzuschnuppern, nach Herzenslust zu fragen und sich in der Folge in etwas zu vertiefen. Angeboten wurden heuer zum Beispiel Veranstaltungen zu den Themen „Was macht Lebensmittel ,reizend‘?“, „Cool Power – kühlt Sonnenlicht?“, „Luft ist nicht nix“ oder „Autos lernen ,sprechen‘“. wea

www.stadtschulrat.at/
begabungsfoerderungwww.kindermuseum.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2010)

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