Neue Hilfe für Schüler ohne Perspektive

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Symbolbild(c) Clemens Fabry
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Jugendcoaching startet nach den Weihnachtsferien in Wien und in der Steiermark: Das Sozialministerium gibt gemeinsam mit Unterrichtsressort Berufsorientierung, um den sozialem Abstieg von Jugendlichen vorzubeugen.

Wien. Sie sitzen vor der Spielkonsole oder dem TV-Schirm, sie wissen nicht, was sie nach der Schule für einen Beruf ausüben sollen, sie haben nicht selten auch familiäre Schwierigkeiten. Damit junge Männer und Frauen mit solchen Schicksalen nach der Schulpflicht nicht gleich zu Sozialfällen werden, verstärkt Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) die Aktivitäten, um Jugendlichen mit Problemen mittels Beratung durch Coachs und Sozialarbeiter bessere Berufsorientierung zu geben.

Die Aktion erfolgt gemeinsam mit dem Unterrichtsressort von Claudia Schmied (SPÖ). Sie läuft, wie der „Presse“ am Montag bestätigt wurde, ab sofort nach den Weihnachtsferien in den Schulen in zwei Bundesländern – in Wien und in der Steiermark – an.

Die erste Maßnahme: Die Lehrer sollen jetzt melden, welche Schüler in der achten und neunten Schulstufe mit Perspektivenlosigkeit und fehlender Motivation beim Einstieg in das Berufsleben kämpfen. Für diese kommen Jugendcoaches und Sozialarbeiter als Berater und Betreuer zum Einsatz.

Zwei Länder, 15.000 Betroffene

Offiziell vorgestellt wird die Aktion im Jänner. In Wien und in der Steiermark erfolgt der Start mit Pilotprojekten, ab dem nächsten Schuljahr, 2012/13, wird dann das Beratungs- und Betreuungsangebot in diesen beiden Ländern voll ausgebaut. In Wien rechnet das Sozialministerium damit, dass rund 8200 Jugendlichen ohne Hilfe der soziale Abstieg droht, in der Steiermark sind es rund 6600. Danach ist der Start in Salzburg geplant.

Mit der speziellen Betreuung wollen Sozial- und Unterrichtsministerium verhindern, dass die Schule abgebrochen wird und Betroffene ohne Schulabschluss dastehen oder dass Jugendliche nach Ende der Schulpflicht aus dem Sozialnetz fallen. Koordiniert wird die Aktion vom Bundessozialamt.

Hundstorfer setzt damit vorerst auf einen Ausbau des Betreuungsangebots und neue Anreize. Im Frühjahr 2011 hatte er bereits Pläne für eine gesetzliche „Bildungspflicht“ für alle Jugendlichen gewälzt. Diese sollte verhindern, dass rund 5000 Jugendliche völlig ohne (Grund)Ausbildung dastehen. Die Überlegungen zur Bildungspflicht rücken damit bis auf Weiteres in den Hintergrund.

Bundesweit gibt es neben der Lehre bereits ein System sogenannter Produktionsschulen, in denen rund 2000 Jugendliche an das Berufsleben herangeführt werden. Das Sozialministerium rechtfertigt die speziellen Aktionen damit, dass dies letztlich günstiger komme, als später soziale Mindestsicherung zahlen zu müssen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2012)

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