Vier Studenten legen ihr Budget offen

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Mit wie viel Geld müssen Studierende auskommen? Wie finanzieren sie ihr Leben? Wofür geben sie Geld aus und wo sparen sie? Vier Studenten geben Antworten.

Sein bescheidenes Studentenbudget offenzulegen, stört Heinrich Addemo (22, im Bild) nicht. Im Gegenteil: „Die Welt soll wissen, dass ich ein armer Schlucker bin.“ Er habe zwar wenig Geld zur Verfügung – knappe 400 Euro in schwierigen Zeiten –, komme aber sehr gut damit aus. „Man muss sich nur ein bisschen anstrengen.“
Das tat Heinrich. Um seine Wohnkosten zu senken, teilte sich der Psychologiestudent zwei Jahre lang sein Zimmer – und zahlte nur noch die halbe Miete. Wer wenig Geld hat, muss Prioritäten setzen: „Ein Dach über dem Kopf und etwas zum Futtern, das sind die wirklich wichtigen Dinge.“ Deshalb verzichtet Heinrich auch gern auf teure Klubs, Alkohol und Zigaretten. Auch Kleidung kauft er Secondhand: Den Gesamtwert seiner Garderobe schätzt der Student auf 70 Euro.

Katharina Kreundl studiert Pharmazie.
Katharina Kreundl studiert Pharmazie.(c) Die Presse (Fabry)

Das reiche vollkommen aus, ist er überzeugt. Das Studium finanziert er sich größtenteils selbst. Er jobbt geringfügig bei einer Cateringfirma und verdient dort bis zu 400 Euro im Monat. Die Eltern überweisen ihm 180 Euro Kindergeld – plus 20 Euro als Draufgabe. Außerdem stehen ihm als gebürtigen Deutschen BAföG-Sozialleistungen zu. Rund 250 Euro wären das monatlich. Er hat sie aber nicht beantragt: „Ich will nichts geschenkt.“ Das zerstöre die Arbeitsmoral, findet Heinrich.

Katharina Kreundls
Eltern haben für die 23-jährige Pharmaziestudentin quasi ein eigenes Leistungsstipendium eingeführt: 500 Euro bekommt sie im Monat fix von ihren Eltern. 50 Euro gibt es pro gesammeltem ECTS-Punkt noch drauf. „Mein Papa kontrolliert gern. Er hat sich das System überlegt.“

Insgesamt bekommt Katharina damit rund 700 Euro von ihren Eltern im Monat. Aber das nur zehn- und nicht zwölfmal pro Jahr. Ein bisschen jobben muss also sein. Einmal pro Woche ist die Oberösterreicherin als Lauftrainerin im Einsatz, weitere vier Stunden arbeitet sie in einer Apotheke. Auch um einen Sommerjob kommt sie nicht herum. Die laufenden Kosten müssen ja abgedeckt werden. 380 Euro gehen für die Miete drauf, bis zu 300 Euro für Essen. Katharina diniert zwar nicht in Toprestaurants, schaut als Sportlerin beim Essen aber weniger auf den Preis und mehr auf Qualität. Gespart wird anderswo. Dem Zug hat sie etwa bewusst den Rücken gekehrt. Die Mitfahrbörse macht die Besuche in der Heimat billiger. Nimmt sie im Auto neben Unbekannten Platz, kostet die Fahrt von Wien nach Oberösterreich nur die Hälfte.


Tatjana Wais (23) zieht es in die Ferne. Immer wieder und so oft wie möglich. „Für Reisen gebe ich mein ganzes Geld aus“, sagt Tatjana. Viel hat sie davon aber nicht.
Von den Eltern bekommt die Lehramtsstudentin, die später Spanisch und Deutsch unterrichten möchte, 295 Euro für die Miete überwiesen. Den Rest muss sie sich dazuverdienen: Neben der Uni arbeitet sie als Deutschlehrerin und gibt Nachhilfe, das bringt 200 bis 300 Euro im Monat. Aufgerundet wird ihr Budget durch die Studienbeihilfe, 67 Euro monatlich, und das Leistungsstipendium.

Dennoch sei sie öfter knapp bei Kasse. Manches Schmankerl gönne sie sich aber ganz bewusst: etwa den Luxus von brasilianischem Kaffee oder ein gutes Buch. Auch ausreichend Bewegung ist der ehemaligen Leistungsschwimmerin und Hobbysportlerin wichtig. Und auch das kostet. Ihr Bewegungsdrang hat aber auch finanzielle Vorteile. Im Sommer spart sich die Oberösterreicherin so das Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel: „Ich fahre sowieso lieber mit dem Rad.“ Ob sie das auch bei den eisigen Temperaturen im Winter durchhält, weiß Tatjana noch nicht. Aber vielleicht verschlägt es sie ohnehin wieder in den Süden, sobald die trüben Tage kommen.

Lukas Ziebermayr will seinen Maschinenbaubachelor an der TU Graz abschließen - und zwar schnell. Deshalb konzentriert sich der 21-Jährige ganz auf das Studium und geht nur in den Ferien, nicht aber während des Semesters arbeiten. „Mit dem Geld vom Sommerjob geht sich das dann auch knapp aus.“

Über sein Studentenbudget hat Lukas einen genauen Überblick. Das ist gar nicht einfach, zumal es sich aus vielen Quellen speist: Den Großteil, nämlich 250 Euro, macht die Studienbeihilfe aus. Hinzu kommen Familien- und Wohnbeihilfe. 150 Euro gibt es von den Eltern. Macht 610 Euro. Davon lässt es sich leben - zwar nicht luxuriös, aber gut. „Wir lassen schon einmal eine Badewanne ein statt zu duschen“, erzählt Lukas von seiner Vierer-WG. In der wird auch gerne gemeinsam gekocht. Das spart Geld - und zwar auch, wenn man hochwertige Lebensmittel kauft. „Bei Fleisch, Milch und Früchten kaufe ich nicht das Billigste“, sagt er.

Im Masterstudium will der Oberösterreicher einen Nebenjob finden. Der soll Berufserfahrung und natürlich Geld für größere Investitionen, wie einen Flug nach Neuseeland, bringen. Derzeit sind nur kleine Trips und Festivalbesuche drinnen. Die Tickets für das nächste Nova Rock sind jedenfalls schon wieder gekauft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2016)

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