„Das Risiko hält sich in Grenzen“

Mit Medikamententests hat Stefan schon gutes Geld verdient.

Drei Tage im Krankenbett, ein intravenöser Zugang für Blutabnahmen, zahlreiche EKG und Blutdruckmessungen: Das nahm Stefan auf sich, um mit 850Euro belohnt zu werden. Die Medikamententests an der Uni-Klinik für klinische Pharmakologie am Wiener AKH sind als Nebenverdienstquelle beliebt.

Als Medizinstudent im letzten Semester traut er sich zu, die Risken der Medikamentenversuche einzuschätzen. „Ganz ausschließen kann man nichts, aber das Risiko hält sich in Grenzen“, meint der 27-Jährige. Ohne medizinischen Background würde er sich das nicht trauen: „Blind würde ich nicht hineinlaufen.“ Die letzte Studie, an der er teilnahm, war die intensivste und längste. Er schluckte eine Tablette zur Blutverdünnung und verbrachte drei Tage im AKH, wo er zahlreiche Tests durchlief. Veränderungen waren zwar in den Labortests zu erkennen, bemerkt hat Stefan aber nichts. Für ihn waren es ruhige Tage, die er zum DVD-Schauen nütze. Bei der Studie hat es sich lediglich um eine Zulassungsstudie für den europäischen Markt gehandelt. Das Blutverdünnungsmittel ist in den USA schon lange am Markt – das Risiko ist also gering.

Keine Bezahlung nach Risiko

Dass es aber auch ganz anders sein kann, weiß sein Kollege, Matthias. Ihm wurde ein bakterielles Toxin verabreicht, dass eine starke Antwort des Immunsystems hervorrief. Schüttelfrost und hohes Fieber waren die Folge. „Ich habe mich noch nie kränker gefühlt“, meint Matthias. Das hat ihn aber nicht daran gehindert, an weiteren Studien teilzunehmen.

Auch wenn manche Probanden wissenschaftliches Interesse vorschieben, sei die Bezahlung der eigentliche Grund für die Teilnahme, meint Stefan. Bezahlt wird übrigens nicht nach Risiko, sondern nach dem Zeitaufwand. Mehr zu verdienen gäbe es aber bei Tests, die direkt durch Pharmafirmen durchgeführt werden. „Gerüchteweise gibt es Leute, die so ihren Lebensunterhalt finanzieren“, sagt der angehende Mediziner. Am AKH ist das nicht möglich. Zwar lässt sich auch hier gutes Geld verdienen, nach Teilnahme an einer Studie ist man dann aber für drei Monate gesperrt.
www.meduniwien.ac.at/klpharm

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2011)

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