Neue Lehrerbildung: Trotz Mängel als Erfolg verkauft

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Aus einer gemeinsamen Ausbildung aller Lehrer unter einem Dach wird vorerst nichts. Und ob Lehrer künftig tatsächlich nur mit einem Master fix unterrichten dürfen, bleibt angesichts des Lehrermangels abzuwarten.

Wien. Lange galt die geplante neue Lehrerbildung als einer der wenigen potenziellen Meilensteine der heimischen Bildungspolitik. Nun ist sie das doch nicht: Sie wurde vielmehr zum Kompromiss degradiert. Zu einem, der noch diese Woche – voraussichtlich am Donnerstag – als Gesetzesentwurf in Begutachtung gehen soll.

Damit steht fest, dass die Regierungsparteien mit ihrem ursprünglichen Ziel, alle Lehrer unter einem gemeinsamen Dach auszubilden, gescheitert sind. Auch in Zukunft werden Volksschul-, Hauptschul- und AHS-Lehrer also an unterschiedlichen Orten ausgebildet. Und das, obwohl zu Beginn der Verhandlungen die Wichtigkeit einer gemeinsamen Ausbildungsstätte für alle Lehrer betont wurde; immerhin wirke eine solche identitätsstiftend. Von dieser ist die Regierung aber schon bald gänzlich abgerückt. Der neue Plan: Ob sich die Universität oder die pädagogische Hochschule (PH) um die Ausbildung kümmert, soll in den einzelnen Bundesländern direkt vor Ort entschieden werden. Argumentiert wird das mit den regional unterschiedlichen Bedürfnissen. Es sei sinnvoll, unterschiedliche Modelle zuzulassen.

Einfluss durch Lehrermangel

Der wahre Grund für den Schwenk der Regierung ist freilich ein anderer: Es war ein Machtkonflikt zwischen den beiden zuständigen Ressorts. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) wollte die Hauptverantwortung in der Lehrerausbildung naturgemäß lieber bei den Universitäten sehen. Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) wehrte sich vehement dagegen. Immerhin ist sie nicht nur für die PH zuständig, sondern auch die Dienstgeberin der Pädagogen.

Die neue Lehrerbildung bringt aber auch Fortschritte. Künftig werden die Lehrer nicht mehr für einen Schultyp (die Hauptschule oder das Gymnasium), sondern für eine Altersgruppe ausgebildet. Sechs- bis Zehnjährige werden von einem Primar-, Elf- bis 19-Jährige von einem Sekundarpädagogen unterrichtet. Eine begrüßenswerte Reform: Es war ohnehin nicht begründbar, warum Hauptschullehrer weniger gut ausgebildet werden sollten als AHS-Lehrer, die Unterstufenschüler unterrichten.

Abzuwarten bleibt, ob der Plan, ausschließlich Lehrer mit Masterabschluss fix anzustellen, umsetzbar ist. Geplant ist nämlich, dass alle angehenden Lehrer zunächst einen vierjährigen Bachelor absolvieren. Danach sollen die Bachelorabsolventen in einer ein- bis zweijährigen Induktionsphase erste Erfahrungen in der Klasse sammeln. Dauerhaft angestellt sollen die Junglehrer erst nach Abschluss des Masters werden. Angesichts des Lehrermangels ist die Befürchtung, dass auch Bachelorabsolventen fix als Lehrer eingesetzt werden und dann eventuell niemals den „Master“ erlangen, mehr als berechtigt.

Der Lehrermangel führt auch zu einem weiteren Problem, und zwar bei der geplanten Einführung von Aufnahmeverfahren. Das Vorhaben, nur geeignete Kandidaten zum Studium zuzulassen, ist ein nobles. In der Praxis wird das nur schwer umsetzbar sein.

Gescheitert ist die Regierung auch mit dem Plan, die Ausbildung der Kindergartenpädagoginnen auf tertiäres Niveau zu heben. Kindergartenpädagoginnen sollen in einigen Jahren zwar die Möglichkeit erhalten, eine universitäre Ausbildung zu genießen. Allein: Verpflichtend soll diese nicht sein.

Auf einen Blick

Die neue Lehrerausbildung soll im Jahr 2014/15 starten. Lehrer werden nicht mehr für einen Schultyp (etwa Hauptschule oder Gymnasium) ausgebildet, sondern für eine bestimmte Altersgruppe. Auf einen vierjähriger Bachelor folgt eine ein- bis zweijährige Induktionsphase. In dieser unterrichten die angehenden Lehrer bereits. Eine Fixanstellung soll es erst mit dem Masterabschluss geben, den Lehrer während oder nach der Induktion erwerben sollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2013)

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