Uni-Rats-Mitglied Hengstschläger spricht sich dagegen aus. Am Freitag wird das Konzept präsentiert.
Nachdem sich alle aus Oberösterreich stammenden Minister zuletzt für eine eigene Medizinfakultät in Linz ausgesprochen haben, hat ein anderer prominenter Oberösterreicher den Sinn des Projekts kürzlich öffentlich bezweifelt: Mehr Studienplätze würden den Ärztemangel in Oberösterreich nicht lösen, postulierte der an der Med-Uni Wien tätige Genetiker Markus Hengstschläger – gebürtiger Linzer – gemeinsam mit Medizin-Uni-Rektor Wolfgang Schütz in der Vorwoche in einem „Presse“-Gastkommentar.
So weit, so vorhersehbar: Ohnehin wird den Wiener Medizinern in der Diskussion um die Linzer Medizinfakultät seit jeher Futterneid unterstellt. Doch Hengstschlägers Kritik bietet weit mehr Sprengpotenzial: Denn neben seinem Job an der Med-Uni Wien sitzt der Genetiker im Uni-Rat der Uni Linz. Dass ein Mitglied des Aufsichtsrats der eigenen Uni in dieser „für die JKU wichtigen Angelegenheit“ (Rektor Richard Hagelauer) quertreibt, ist immerhin ungewöhnlich. Ein Faktum, das womöglich zum Verständnis beiträgt: Hengstschläger gehört zu jener Hälfte der Ratsmitglieder, die nicht von der Uni, sondern von der Regierung bestellt wurden. Und dass Minister Karlheinz Töchterle (ÖVP) nicht gerade enthusiastisch ist, was eine neue – aus dem ohnehin knappen Budget finanzierte – Medizinfakultät betrifft, ist hinreichend bekannt.
Als zwiespältig würden böse Zungen indes die Aktivität der Med-Uni Wien bezeichnen: Denn parallel zur Ablehnung der Linzer Fakultät beteiligt sich diese an der medizinischen Privatuniversität in Krems. Das allerdings sei überhaupt kein Widerspruch, heißt es dazu von der Uni-Leitung: Eine öffentlich finanzierte Fakultät sei mit einer kleinen, aus privaten Mitteln gespeisten Uni nicht zu vergleichen.
Trotz aller Kritik: Uni-Linz-Chef Hagelauer ist jedenfalls zuversichtlich, dass er mit seinem Konzept für die Fakultät eventuelle Vorbehalte ausräumen werde. Präsentiert wird es am 5. April. Vor den Skeptikern in Wien.
bernadette.bayrhammer@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2013)