Medizin-Fakultät: „Fragen Sie Pühringer“

Richard Hagelauer
Richard Hagelauer(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Rektor der Uni Linz über die Rolle des Landes bei den umstrittenen Ausbauplänen und das, was seine Uni für die Medizin zu bieten hat.

Die Presse: Wie geht es Ihnen als Rektor, wenn Ihnen der eigene Uni-Rat – Markus Hengstschläger – via Zeitung erklärt, warum eine Medizinfakultät in Linz eigentlich nicht nötig ist?

Richard Hagelauer: So, wie ich das gelesen habe, hat er die Fakultät nicht per se kritisiert. Er hat aber etwas angesprochen, das wichtig ist: Das, was passiert, wenn das Studium abgeschlossen ist. Und dass es da Reformbedarf gibt.

Es macht eher den Anschein, als musste Hengstschläger zurückrudern, nachdem ihm Landeshauptmann Josef Pühringer ausgerichtet hatte, er habe nicht dagegen zu sein.

Ich denke, er ist falsch verstanden worden.

Was nicht nur Hengstschläger deutlich sagt ist: Eine neue Fakultät ist keine Lösung für den Ärztemangel.

Ich denke, es ist ein richtiger Weg. Dass man so alle Mängel beseitigt, glaube ich nicht. Aber letztendlich müssen wir zu einer Versorgungssicherheit kommen. Die Ärztedichte in Österreich ist gut, das Problem ist die Verteilung. Da liegt Oberösterreich an zweitletzter Stelle.

Ist es nicht naiv zu glauben, dass jemand in Oberösterreich bleiben wird, nur weil er dort studiert hat?

Vielleicht. Aber wir kennen diesen Effekt aus der Technik. Und es gibt mehrere Stellschrauben: eine sind mehr Absolventen, die andere, dass man die Ausbildung nach dem Studium attraktiver gestaltet.

Es nagt der Verdacht, dass der Ärztemangel vorgeschoben wird, um eine attraktive Institution ins Land zu holen. Können Sie erklären, warum das mehr ist als ein Prestigeprojekt?

Der Ärztebedarf ist die eine Seite, die andere ist die Forschung: Klinische Altersforschung oder Versorgungsforschung gibt es nirgends in dem Maß, in dem wir es machen wollen. Und auch in Kooperation mit der Technik – wir haben jetzt einen Lehrstuhl mit Medizinmechatronik besetzt – haben wir viel zu bieten. Da wird auch ein großes wirtschaftliches Wachstum sein.

Warum machen Sie dann eigentlich keine Fakultät für Medizintechnik, sondern erst wieder eine klassische?

Ich komme aus Erlangen, wo es ein ganzes Medizintechnik-Valley gibt. Dafür braucht man aber die klassische Medizin. Alleine hätte sich das nie so entwickeln können.

Irgendwie mutet die Idee schon sehr österreichisch an: Jeder hat eine Med-Uni – jetzt wollen wir auch eine.

Die Überlegungen in Richtung Medizin gibt es in Linz ja schon sehr lange. Als die Uni Linz das Gelände bekommen hat, wo wir unseren Science Park gebaut haben, 1968, war ein Gebiet schon reserviert für die Medizin. Die Diskussion hat es also früher auch schon gegeben.

Der Landeschef wittert jetzt offenbar die Chance, das vor der Wahl unter Dach und Fach zu bringen. Ist das das Vorhaben, mit dem Sie kommende Woche zu Kanzler Faymann gehen?

Was den Zeitpunkt betrifft, müssen Sie Josef Pühringer fragen. Zweck des Besuchs ist, den Kanzler zu informieren. Bisher wurde die Idee der Fakultät oft kritisiert, ohne das inhaltliche Konzept zu kennen. Und man wird den Kanzler sicher auch um Unterstützung bitten.

Wie viel Geld werden Sie vom Bund für die Medizinfakultät brauchen?

Das Modell, wie ich es kenne, ist, dass Land und Gemeinden die Fakultät die ersten fünf Jahre finanzieren und dann die Finanzierung jedes Jahr um 20Prozent zurückfahren. Erst nach zehn Jahren finanziert der Bund das Ganze.

Wie viel kosten die 200 Studienplätze, die angedacht sind?

Das weiß ich nicht.

Sie wollen es uns nicht sagen.

Da das Geld vom Land kommen wird, möchte ich nicht vorgreifen.

Was, wenn es zu wenig Geld gibt?

Dann geht es nicht. Unser Budget reicht nicht aus – und ich glaube, auch das von Karlheinz Töchterle nicht. Daher ist das Finanzministerium eingebunden: Weil der Bund nach fünf Jahren zahlen muss.

Garantieren Sie, dass die anderen Fakultäten Ihrer Uni budgetär nicht unter der Medizin zu leiden haben?

Das ist das Ziel. Daher muss es zusätzliches Budget geben. Vom Bestehenden ist es nicht machbar.

Anderes Thema: Nachdem Raiffeisen-OÖ-Chef Ludwig Scharinger zehn Jahre lang an der Spitze des Uni-Rats stand, folgt ihm jetzt der neue Raiffeisen-Chef, Heinrich Schaller, auch in dieser Funktion nach. Das mutet skurril an.

Das Rektorat hat keinen Einfluss auf den Uni-Rat. Außerdem bin ich wirklich froh, dass ich Generaldirektor Schaller habe.

Sie haben keine Sorge, dass der Vorsitz zur Raiffeisen-Erbmonarchie wird?

Das glaube ich nicht.

Auf einen Blick

Oberösterreich macht Druck für eine Medizinfakultät an der Uni Linz. Angedacht sind 200 Studienplätze, ein Schwerpunkt soll die Versorgungsforschung sein. Nach den drei oberösterreichischen Ministern Maria Fekter, Reinhold Mitterlehner (beide ÖVP) und Alois Stöger (SPÖ) machte sich zuletzt auch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) für die Linzer Fakultät stark. Der zuständige Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) indes gibt sich zurückhaltend.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2013)

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