Alumniklubs in Österreich: Netzwerken und Fundraising

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Vorteile für Mitglieder und auch für die Universitäten. In Österreich ist das Bewusstsein für Absolventenverbände noch dürftig entwickelt.

WIEN. Die US-Universitäten sind wieder einmal das große Vorbild. Die Studierenden leben auf dem Campus, sie werden wie Kunden behandelt, es entsteht eine Verbindung zwischen ihnen und ihrer Universität. Sie sind auch automatisch Mitglied im jeweiligen Alumni-Klub – eine Verbindung, die ein Leben lang hält. Zum großen Vorteil von College und Uni.

Judith Raab hat die Alumni-Situation am Boston College und in Harvard studiert und ihre Master-Theses dazu verfasst. Sie ist gleichzeitig Geschäftsführerin der „Kepler Society“, des Alumniclubs und Karrierecenter der Uni Linz. „Unsere Absolventenvereine sind mit jenen in den USA nicht vergleichbar“, sagt sie, „in Boston oder Harvard haben die Alumnis eine Jahrhunderte alte Tradition, die Studierenden sind automatisch Mitglieder in den Klubs, die wiederum als Departements der Universitäten eingerichtet sind.“

An Österreichs Unis ist die automatische Mitgliedschaft rechtlich nicht möglich. Zudem schwanken die Unis und Fachhochschulen, ob sie ihre Absolventenvereine als eigene Stabsstelle oder als externe Vereine konstituieren sollen. Die Wirtschaftsuni hat die erste Variante gewählt (Präsidentin ist Vizerektorin Barbara Sporn), an den meisten anderen Universitäten und Fachhochschulen gibt es die Vereinskonstruktion.

Werbung für die Hochschule

Laut Uni-Gesetz sind die Unis zur Betreuung ihrer Absolventen verpflichtet. Vorteile gibt es für beide Seiten: Die Studierenden und Absolventen erhalten Informationen über offene Jobs, es gibt ein Angebot an Fortbildungsseminaren oder Diskussionen mit Funktionsträgern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Politik und schließlich gesellschaftliche Treffen.

Vor allem bei diesen stellen die Alumnivereine ganz offen die Möglichkeit des Netzwerkens in den Vordergrund: Nach der ersten unverbindlichen Plauderei sollte man zu beruflichen Themen kommen; man kann sich mit den Studienkollegen, die sich bereits in einer lukrativen Stellung befinden, kurz schließen; oder mit Referenten einer Veranstaltung Kontakte knüpfen. Ähnliche Probleme, die in verschiedenen Branchen auftreten, werden verglichen. Auf jeden Fall erhofft sich der einzelne einen persönlichen Vorteil.

Auf der anderen Seite sollte die Uni oder Fachhochschule (an diesen werden mit Verzögerungen Absolventenvereine gegründet) Vorteile verbuchen können. In den USA ist es gang und gäbe, dass Absolventen für ihre ehemalige Hochschule Gelder auftreiben, Fundraising ist eine nicht unwesentlicher Einnahmequelle. „Bei einer Fundraising-Aktion spendet so gut wie jeder“, weiß Judith Raab. Den österreichischen Universitäten fehle es diesbezüglich an Selbstvertrauen und dem Bewusstsein, dass Geld am freien Markt zu holen ist. Die Alumnis machen aber auch Werbung für ihre Unis.

4300 Mitglieder an der WU

1994 wurde an der TU Graz der erste Alumniverein gegründet, im Frühjahr 1995 folgte jener an der Wirtschaftsuni, der heute mit 4300 Mitgliedern der größte ist. Versprochen werden Begegnungen mit „anerkannten Führungskräften, Opinionleader und oberste Entscheidungsträger/innen“. Jährlich gibt es ca. 70 Veranstaltungen, zum Sommerfest kommen 1000. Eigene WU-Alumnitreffen gibt es in Graz, Salzburg und weiteren 16 Städten in Europa und Übersee. Die Zeitung „WU-Alumni-News geht an 32.000 Absolventen.

An der WU ist der jährliche Mitgliedsbeitrag mit 45 Euro hoch angesetzt (erstes Jahr kostenfrei). An der Uni Innsbruck (über 1100 Mitglieder) kostet die Jahresgebühr 20 Euro für Absolventen, es werden auch Studierende um einen Jahresbeitrag von 10 Euro aufgenommen. In Linz zahlen die Studienabgänger 36 Euro pro Jahr, die Studierenden 10 Euro (sie sind Mitglieder im Karrierecenter). Linz ist derzeit der am raschesten wachsende Alumniverein: 70 Prozent der Absolventen treten dem Klub bei.

Alumni-Forscherin Raab sieht eine beginnende Konkurrenz der einzelnen Absolventenverbände. „Das ist gut so, es kurbelt die Leistungen an.“ Die Alumni-Manager treffen sich freilich bei österreichweiten Arbeitstagungen. Diese sollen dazu beitragen, „die Alumniarbeit als Aufgabe der Uni stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken“, sagt Ernst Haunholter, Almuni-Geschäftsführer in Innsbruck.

PFLICHT DER UNI

Im Universitätsgesetz 2002 sind in Paragraf 3 die „Aufgaben der Universität“ festgehalten. Darunter heißt es in Punkt 5: „Weiterbildung, insbesondere der Absolventinnen und Absolventen“; und in Punkt 10: „Pflege der Kontakte zu den Absolventinnen und Absolventen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2008)

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