"Habe mich nie als Spielball der Politik gefühlt"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Uni-Linz-Rektor Hagelauer über seinen Rückzug 2015, die Medizinfakultät als "historische Chance" und sein Verhältnis zum Land Oberösterreich.

Die Medizinfakultät ist auf Schiene – Sie treten ab, noch bevor die ersten Studenten überhaupt in Linz studieren werden. Ist das Zufall?

Hier gibt es keinen Zusammenhang. Für meine Entscheidung gibt es private Gründe. Zum Medizinstudium: Wir haben am Freitag das  Aufnahmeverfahren und werden unsere ersten Studierenden auswählen, die im Oktober beginnen und in den ersten beiden Jahren zunächst an der Medizin-Uni  Graz studieren. Damit ist die Medizinfakultät auf Schiene. Und das ist für mich das Wichtigste.

Ihr Abgang hat also nichts mit der - vielkritisierten und heftig umstrittenen - Medizinfakultät zu tun.

Das hat nichts damit zu tun. Schauen Sie, ich war sieben Jahre Professor, dann sieben Jahre Dekan der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät und jetzt sieben Jahre Rektor. Ich werde nächstes Jahr 64, meine Familie wohnt in Nürnberg und ich pendle seit 21 Jahren nach Linz. Ich habe drei tolle Enkelkinder und will mehr Zeit für sie haben.

Bis die neue Fakultät wirklich steht, werden noch eine ganze Menge Herausforderungen auf die Uni zukommen. Wollten Sie sich damit nicht mehr selbst herumschlagen?

Das eine ist der Gründungsprozess, das andere das Rechtliche, zum Beispiel die Zusammenführung der Krankenanstalten zu einer Uni-Klinik. Da gibt es viele rechtliche Themenstellungen. Ich bin da nicht der Fachexperte, ich bin Techniker. Ich packe gerne an und denke, dass ich 2015 meinen Beitrag geleistet werden habe. Dann gibt es Jüngere, die dieses Großprojekt weiter erfolgreich führen werden.

Vizerektor Herbert Kalb oder Dekan Meinhard Lukas, die als Nachfolger gehandelt werden, wären beide Juristen – und haben sich sehr für die Medizinfakultät engagiert.

Ich bitte Sie um Nachsicht: Ich möchte mich nicht zu irgendwelchen Personen äußern.

Verabschieden Sie sich komplett aus dem Thema Medizinfakultät?

Nein, es gibt eine andere Seite, das ist die Medizintechnik. Die industrielle Seite um die Fakultät herum. Wenn das zukünftige Rektorat sich wünscht, dass ich mich einbringe, um das Modell des Medical Valley aus Erlangen nach Linz zu bringen, mache ich das gerne. Das ist eine Aufgabe, die ich mir neben meiner Professur für die nächsten Jahre vorstellen kann.

Wenn ich mit Ihnen über die Fakultät spreche, streichen Sie die Medizintechnik heraus. War es wirklich richtig, ein klassisches Medizinstudium einzurichten – oder bloß ein Wunsch der Politik?

Lange war eine Medizinuniversität geplant, ich habe dann die Idee einer Fakultät aufgegriffen. Der Gedanke wurde vom damaligen Minister Karlheinz Töchterle angestoßen, der sagte: Eine Uni ist nicht vorstellbar – wenn, dann eine Fakultät. Und so sind wir das Projekt dann auch angegangen.

Aber ist der Ärztemangel, den die Politik immer ins Treffen geführt hat, mehr als ein Scheinargument für die neue Fakultät?

Der Ärztemangel ist eines von vielen Argumenten, die für die Medizinfakultät sprechen.

Freuen Sie sich eigentlich auch darauf, dass Sie den Begehrlichkeiten der Landespolitik ein bisschen entfliehen können?
So sehe ich das nicht.

Sie haben sich nicht als Spielball der Landespolitik gefühlt.

Nein, ich habe mich nie als Spielball der Politik gefühlt. Vielmehr hat die ständige Unterstützung von Land Oberösterreich und Stadt Linz erst vieles an der Uni ermöglicht. Insbesondere die Medizinfakultät war eine historische Chance, die wir gemeinsam genutzt haben.

Landeschef Josef Pühringer hat schon das nächste große Ziel ausgerufen: Die Uni Linz soll eine Volluniversität werden. Ist das der richtige Weg?

Die Frage ist, wie man Volluniversität definiert. Die Geisteswissenschaften sind bei uns noch nicht so ausgebaut, wie wir es uns wünschen. Ich denke da nicht an ganz klassische Fächer wie Altgriechisch, sondern etwa an Anglistik oder Germanistik. Wenn wir uns in der neuen Lehrerausbildung engagieren möchten, bräuchten wir die eine oder andere Facette dazu. Eine Idee ist auch, die sozialwissenschaftliche Fakultät aufzuteilen – in eine für Wirtschaftswissenschaften und eine für Sozial- und Kulturwissenschaften, die dann auszubauen wäre.

Gerade gegen die Idee einer Fakultätsreform gab es aber auch internen Widerstand.

Ich habe den Vorschlag gemacht, weil oft von außen an uns herangetragen wird, dass die Technik in Linz nicht ausreichend sichtbar sei, dass Linz eine Technische Universität bräuchte. Das ist nicht realisierbar, aber: Wir könnten eine technische Fakultät machen, um besser darzustellen, dass man bei uns auch Technik studieren kann. Ähnlich bei Wirtschaft, wo sich Linz als gleichwertige Alternative zur Wirtschaftsuniversität positionieren könnte. Und auch die Informatik ist nicht so sichtbar, wie sie sein sollte. Es gibt Pros und Contras. Ich sehe das als offenen Diskussionsprozess, den wir bis Anfang kommenden Jahres abschließen wollen.

Was soll in Linz insgesamt noch passieren, solange Sie Rektor sind?

Neben der Frage der Fakultätengliederung werden wir mit dem Bund die Leistungsvereinbarung 2016-18 erstellen und verhandeln.

Also keine größeren Projekte mehr.


Im Moment nicht. Ich habe sehr viele Projekte angestoßen, von der Infrastruktur über neue Studiengänge – von der Kunststofftechnik bis zur Medizin – bis hin zur Internationalisierung. Und jetzt sind wir in einer Art Konsolidierungsprozess. Solche Phasen braucht es, um ein gesundes organisches Wachstum zu gewährleisten.

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