Kinderuni für Eltern: Kopftuch und Fluchtgeschichten

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mit der lebendigen Bibliothek gibt es bei der Kinderuni erstmals einen neuen Programmpunkt für Eltern.

„Alles Schöne ist für den eigenen Gatten reserviert“, erklärt Aset Vagaeva. Die Tschetschenin sitzt in einem improvisierten Freiluftcafé am Uni-Campus im alten AKH und erklärt einer Dame den Sinn des Kopftuchs, das sie – genau wie ihre Tochter – trägt. Früher Uni-Professorin für Russisch in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny, ist Vagaeva samt Familie vor acht Jahren nach Österreich geflohen. Heute erzählt sie ihre Geschichte im Rahmen der Kinderuni. Die richtet sich zwar immer noch hauptsächlich an Kinder – aber heuer gibt es einen neuen (frei zugänglichen) Programmpunkt für Erwachsene: die lebendige Elternbibliothek.

Bis zum Abschluss der Kinderuni in anderthalb Wochen sitzen hier täglich Mütter und Väter aus aller Welt, die ihre Lebensgeschichten (oft auch: Fluchtgeschichten) erzählen. Wer will, setzt sich dazu, trinkt ein Glas Tee – hört zu, fragt nach. „Die Eltern warten ohnehin auf ihre Kinder – dieses Potenzial kann man nutzen, um sie zusammen zu bringen“, sagt Sonja Siegert vom Kinderbüro, die das Elternprojekt initiiert hat. Inwiefern die lebendige Bibliothek zur Kinderuni passt, beschreibt sie so: „Das ist ja auch Wissensvermittlung. Wissen, das eben nicht in Büchern steht.“

„Wille zu helfen ans Ziel gebracht“

Erzählt wird an diesem Tag nicht nur von Aset Vagaeva, sondern auch von der Afghanin Marzia Karim und von der Kosovarin Rolanda Limani. Und vor allem eines ist bei allen erzählenden Müttern – teils sind ihre Kinder selbst gerade bei der Kinderuni, teils nehmen sie an anderen Projekten des Kinderbüros teil – immer wieder Thema: Wie sie sich nach ihrer Migration oder eben ihrer Flucht in Österreich Stück für Stück wieder ein (berufliches) Leben zusammengebastelt haben.

Rolanda Limani beschreibt etwa, wie sie mit den Schulbüchern des bosnischen Nachbarmädchens Deutsch (und gleichzeitig auch Serbisch) lernte. Und wie sie auf ungewöhnliche Weise zu dem Job kam, in dem sie bis heute (teilweise) arbeitet: Durch ihre Unterstützung für kosovarische Familien in Österreich wurden einige Jahre nach ihrer Ankunft Anfang der 90er Jahre Mitarbeiter im Innenministerium auf sie aufmerksam – und sie bekam das Angebot für einen Job als Dolmetscherin in Asylsachen. „Der Wille zu helfen hat mich ans Ziel gebracht.“

Lebendige Elternbibliothek

Die lebendige KinderuniElternbibliothek findet noch bis zum Ende der Kinderuni Wien von Montag bis Donnerstag von 10 bis 12 Uhr statt.

9. und 10. Juli: Campus der Uni Wien, Hof 2, Spitalgasse 2, 1090 Wien. 14. bis 17. Juli: UZA Althanstraße, UZA Haus 2, Althanstraße 14, 1090 Wien.

(beba)

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