Hochschule: 4,3 Studenten, ein wissenschaftlicher Betreuer

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Eine Studie von Joanneum Research stellt Österreichs Universitäten ein gutes Zeugnis aus. Vier Faktoren prägen Österreichs Uni-Szene, sagt Michael Ploder, einer der Autoren der Studie.

WIEN. Österreichs Universitäten sind im internationalen Vergleich gut aufgestellt, sie liegen nicht – wie dies in manchen Hochschul-Rankings zum Ausdruck kommen mag – weit abgeschlagen zurück. Zu diesem Schluss kommt eine wissenschaftliche Studie des Instituts für Technologie- und Regionalpolitik im Joanneum Research, die in der Vorwoche im Rahmen der Tagung „Hochschulforschung in Österreich“ präsentiert wurde.

Vier Faktoren prägen Österreichs Uni-Szene, sagt Michael Ploder, einer der Autoren der Studie. Die Universitäten sind durch eine lange Tradition bei gleichzeitiger aktueller Dynamik gekennzeichnet. Sie haben eine kleine und mittelgroße Dimension. Und es fällt der große Anteil der spezialisierten Universitäten (wie Bodenkultur-Uni, Montan-Uni) auf.

Im internationalen Vergleich kann Österreich sogar in einer Statistik hervorragend punkten: Das Betreuungsverhältnis bezogen auf Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter ist besonders hoch und wird nur noch von den Schweizer Unis deutlich übertroffen: Auf einen wissenschaftlichen Mitarbeiter kommen im Mittelwert 4,3 Studierende (siehe Grafik). Weitaus schlechter schaut es hingegen im zweiten Betreuungsverhältnis aus. Da kommen auf einen ordentlichen Professor gleich 57 Studierende. Ploder führt dies auf die große Zahl an außerordentliche Professoren zurück, die zwar ähnliche Aufgaben wie die ordentlichen Professoren erfüllen, aber dem akademischen Mittelbau zugerechnet werden. Aber auch hier weisen die Niederlande, Großbritannien oder Italien schlechtere Werte auf.

Im universitären Forschungsbereich kommt die Studie zur Auffassung, dass sich die Aufwendungen in Österreich analog zum EU-15-Durchschnitt ähnlich positiv entwickelt haben. Der österreichische Hochschulsektor ist für etwa ein Viertel der gesamten österreichischen Forschungsaufwendungen verantwortlich. Bei der Publikationsintensität liegen die Universitäten allerdings etwas unter dem internationalen Durchschnitt.

Eindimensionale Rankings

Warum schneiden Österreichs Unis angesichts derartiger Werte in internationalen Rankings oft ziemlich schlecht ab? Michael Ploder führt dies auf die eindimensionalen Kriterien der Vergleiche zurück (etwa hohe Wertung der Nobelpreisträger beim Shanghai-Ranking). Auch die Studie lehnt Vergleiche mit „ungeeigneten Partnern“ ab und stellt fest: „Dies spricht für die Strategie, für österreichische Universitäten möglichst struktur- und ausstattungsähnliche Universitäten als Vergleichs- und Orientierungspunkte heranzuziehen, um die Wettbewerbsfähigkeit beurteilen zu können.“ Auch sollen Unterschiede in der wissenschaftlichen Orientierung berücksichtigt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2009)

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