Uni Linz: Jus-Dekan Meinhard Lukas wird Rektor

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Der 44-Jährige hat seit 2008 den Lehrstuhl für Grundlagenforschung am Zivilrechtsinstitut inne.

Der Universitätsrat der Johannes Kepler Uni (JKU) hat am Montag in Linz den Zivilrechtler Meinhard Lukas zum neuen Rektor gewählt. Der Dekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät wird dem Techniker Richard Hagelauer mit 1. Oktober nachfolgen. Der einzige interne Kandidat setzte sich gegen den Schweizer Physiker Daniel Wyler und die deutsche Agrarwissenschafterin Kerstin Wydra durch.

Die Entscheidung des neunköpfigen Uni-Rats, dem Raiffeisenlandesbank-Chef Heinrich Schaller vorsitzt, gilt für die Funktionsperiode 1. Oktober 2015 bis 30. September 2019. Der 44-Jährige hat seit 2008 den Lehrstuhl für Grundlagenforschung am Zivilrechtsinstitut inne.

Swap-Affäre, Eurofighter

Lukas ist kein Unbekannter: Er ist einer der renommiertesten Zivilrechtler Österreichs. Sein Name taucht immer wieder in politisch brisanten Fällen auf. Im Jahr 2007 erstellte er in der Eurofighter-Causa ein Rechtsgutachten, in dem er das Auflösungsrecht des Kaufvertrages klar verneinte.

In Linz beriet er die Stadt Linz in der Swap-Affäre. Diese unentgeltlich ausgeübte Troubleshooter-Funktion legte er aber schließlich zurück, als das parteipolitische Hick-Hack so stark wurde, dass es seiner Ansicht nach bereits die Rechtsposition der Stadt gefährdete. 2013 wurde er vom Land Salzburg bei der Aufarbeitung des Finanzskandals zugezogen.

An der JKU war Lukas zuletzt für die Umsetzung eines Megaprojektes, der neuen Medizinfakultät, zuständig. Er gilt als zielstrebig, aber kommunikativ, als reformfreudig und als Arbeitstier. Entgegen klassischer Juristen-Vorurteile hat er die Gabe, rechtliche Zusammenhänge auch für Laien verständlich zu erklären.

Der gebürtige Welser hat selbst an der JKU studiert. Ab 1990 war er Studien-, später Uni-Assistent und Lektor am Institut für Zivilrecht. 2004 habilitierte er sich im Fach Bürgerliches Recht, seit 2008 leitet er am Institut für Zivilrecht die Abteilung für Grundlagenforschung.

Seit 2011 ist er Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Seine wichtigsten Fachgebiete sind Vertrags-, Leistungsstörungs- und Schadenersatzrecht sowie internationales Wirtschaftsrecht. Der verheiratete Jurist ist u.a. ständiges Mitglied von Expertengruppen der UNO-Kommission für internationales Handelsrecht (UNCITRAL).

Sichtbarkeit der Uni stärken

Lukas, der als einziger interner Kandidat und als Favorit in die Wahl gegangen war, hat ein auf die JKU zugeschnittenes Positionspapier vorgelegt, für das er zahlreiche Interviews mit Uni-Angehörigen führte. Der designierte Rektor will mit einem Maßnahmenbündel die Qualität der Lehre verbessern, die Wahrnehmbarkeit der JKU verstärken und die Studienabbruchs-Quote senken.

Auch die Studienpläne will Lukas durchforsten: "Als ich studiert habe, war der Stoff um 40 Prozent weniger", so der 44-jährige Zivilrechtler. Die Uni müsse nicht so sehr Anwenderwissen vermitteln als den Absolventen die Kompetenz mitgeben, sich auf Veränderungen einzustellen.

Lukas will den "Geist der wissenschaftlichen Avantgarde" an der JKU wieder entfachen. Er verweist darauf, dass die Linzer Uni österreichweit das erste Wirtschaftsinformatik- und das erste Mechatronik-Studium Europas angeboten hat. "Es braucht große Geschlossenheit und Veränderungsbereitschaft aller Uni-Angehörigen."

Auch im Rektorat plant Lukas Neuerungen: So soll es einen hauptamtlichen Vizerektor für Personal, Gender und IT geben. Die JKU zählt knapp 20.000 Studierende, 2.700 Beschäftigte und hat ein Budget von rund 140 Mio. Euro.

Hagelauer will Zeit für Familie

Der derzeitige Rektor Hagelauer (63) will sich, wie er sagt, nach 21 Jahren des Pendelns zwischen seiner Heimatstadt Nürnberg und Oberösterreich wieder mehr Zeit für seine Familie nehmen. Der Elektrotechniker, der seine Karriere mit einer Lehre als Starkstromelektriker begonnen hat, ist seit 1993 Professor an der JKU und steht ihr seit 2007 vor.

(APA)

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