Penninger: Teures Tauziehen um Spitzenforscher

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Wissenschaftsminister Mitterlehner will den Genetiker Josef Penninger halten und bietet 20 Millionen Euro für seinen Verbleib in Österreich.

Er wolle in der Champions League der Wissenschaft mitspielen, egal, ob in Wien oder Berlin, sagt Josef Penninger. Der österreichische Molekularbiologe leitet das Institut für molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften in Wien. Wie vergangene Woche bekannt wurde, hat das Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin ihm die wissenschaftliche Leitung angeboten. Damit verbunden sei ein Budget von 90 Millionen Euro und eine jährliche Steigerung.

"Spontan" 20 Millionen

Jetzt steuert Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) gegen: Der Bund und die Stadt Wien sollen laut „Oberösterreichische Nachrichten“ gemeinsam 20 Millionen Euro aufbringen. Dem IMBA stehen derzeit jährlich 15 Millionen Euro zur Verfügung. Kritik an der Geldspritze kommt etwa von der Grünen Wissenschaftssprecherin Sigi Maurer: Die Wissenschaftspolitik Mitterlehners sei unsichtbar, außer es gehe um einen Freund. Da könne man schon mal spontan 20 Millionen auftreiben, twittert sie. Der Minister suche sich jetzt selbst aus, welche Forschung er fördere.

Penninger hatte zuletzt öffentlich mit dem Angebot des zur deutschen Helmholtz-Gesellschaft gehörenden Instituts kokettiert: Es sei ein fantastisches Angebot, so Penninger. Zugleich kritisierte er mangelnde Aufbruchstimmung und fehlende Unterstützung der heimischen Forschungslandschaft. Stagnation habe sich breit gemacht, in Deutschland sei genau das Gegenteil der Fall, so der Forscher.

Austro-Nobelpreis im Vorjahr

Josef Penninger ist einer der renommiertesten Forscher Österreichs. Erst im Vorjahr hatte er mit dem Wittgenstein-Preis den höchst dotierten heimischen Forschungsförderungspreis erhalten (1,5 Millionen Euro).

Penninger, der im vergangenen September seinen 50. Geburtstag feierte, stammt aus dem oberösterreichischen Gurten. Nach dem Medizinstudium an der Uni Innsbruck promovierte er beim Innsbrucker Pathologen und Altersforscher Georg Wick. Mit einem "Erwin Schrödinger-Stipendium" ging Penninger anschließend als Post-Doc an das Ontario Cancer Institute.

In Kanada holt sich der Mediziner den nötigen Schub für seine Karriere: Ab 1994 war er "Principal Investigator" beim US-Gentechnikkonzern Amgen und gleichzeitig Assistant Professor am Institut für Immunologie und Medizinische Biophysik der University of Toronto, wo er - nach seiner Habilitation 1997 an der Uni Innsbruck - ab 1998 als Associate- und später als Full Professor tätig war.

Top Ten der "Modernsten Wissenschafter"

Zwei Mal wird er in Kanada in die "Top 10" in der Liste der "Modernsten Wissenschafter des Jahres" gewählt. Medien küren ihn zum "Young leader in medicine in Canada" und reihen ihn unter die "zehn interessantesten Menschen des Jahres 2000" oder unter die "Top 40 under 40". 2002 gelingt es der ÖAW, ihn für den Aufbau des IMBA zurück nach Österreich zu holen. An der ÖAW will man die laufenden Verhandlungen aktuell nicht näher kommentieren.

(gral/ rovi)

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