Jeder achte Zuwanderer ist Student

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Bis zu 70 Prozent der ausländischen Absolventen bleiben in Österreich. Wer ein Doktorat macht, geht eher. Die Unis fordern eine Ausweitung der Rot-Weiß-Rot-Card.

Wien. „Magneten der Neuzuwanderung“: Das seien die heimischen Unis inzwischen, sagt Heinz Faßmann. Konkret sei jede achte Zuwanderung eine studentische Neuzuwanderung. An den Unis bedeutet das: Mehr als ein Drittel der neu zugelassenen Studenten kommen aus dem Ausland, gut ein Fünftel der Absolventen sind Ausländer.

Was deren Pläne nach der Uni angeht, hat der Migrationsforscher gute Nachrichten: Laut einer aktuellen Auswertung der Universitätenkonferenz bleiben nämlich deutlich mehr ausländische Absolventen in Österreich, als vielfach angenommen: 16 Monate nach Beendigung ihres Studiums werden demnach rund 40 Prozent von ihnen erwerbstätig. Zwischen 24 und 33 Prozent bleiben vorerst ohne (sozialversicherungspflichtige) Erwerbstätigkeit – widmen sich also einem weiteren Studium oder seien geringfügig beschäftigt, sagt Faßmann. Zu ähnlichen, sogar noch etwas höheren Werten kam kürzlich eine Auswertung der Statistik Austria („Die Presse“ berichtete). Dass – wie von der OECD vor vier Jahren präsentiert – lediglich 17Prozent der Absolventen in Österreich bleiben würden, sei also „definitiv falsch“, so Faßmann. Auf die Mediziner – über die vor dem Hintergrund der ärztlichen Versorgung besonders erbittert diskutiert wird – könne man diese Ergebnisse aber nicht eins zu eins übertragen.

Doktoren ausgeschlossen

Trotzdem fordern die Unis mehr Anstrengungen von der Politik, um die ausländischen Absolventen im Land zu halten. „An einem hohen Verbleib muss Österreich Interesse haben“, sagte Faßmann. Immerhin seien Studenten bzw. Absolventen „ideale Zuwanderer. Sie sind hoch qualifiziert, beherrschen im Regelfall die Sprache des Landes und haben das soziale Kapital, um sich in Österreich zurechtzufinden.“

Es gibt aus der Sicht der Unis nämlich auch eine schlechte Nachricht: Gerade mit Erreichung des höchstmöglichen Abschlusses – also des Doktorats – ziehen viele Absolventen weg aus Österreich. Ein Mitgrund könnte die derzeitige Regelung der Rot-Weiß-Rot-Karte sein, die aus Sicht der Unis dringend reformiert gehört.

Sie schließt nämlich Doktoratsabsolventen aus Drittstaaten aus, wenn sie ihren Master nicht in Österreich gemacht haben. Auch Bachelors dürfen nicht bleiben. Die jährlich 570 Bachelor- und 250Doktoratsabsolventen in die Rot-Weiß-Rot-Karte einzubeziehen würde aber laut Faßmann „sicher nicht zu Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt führen“. (beba/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2015)

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