Unis: "Mitterlehner mag uns auch irgendwie"

(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
  • Drucken

Mit dem versprochenen Geld könnten die Unis nicht einmal die Kostensteigerungen abdecken.

Wien. Was die Grundstimmung angeht, will Rektorenchef Heinrich Schmidinger dem Wissenschaftsminister keinen Vorwurf machen: „Ich glaube, er mag uns auch irgendwie“, meinte Schmidinger Mittwochabend. Nur: Reinhold Mitterlehner (ÖVP) lege sich für die Unis zwar ins Zeug – ob seiner vielen Funktionen fürchten diese aber, dass sie in Zukunft noch mehr untergehen. „Die Unis spielen in der politischen Welt eine nachgeordnete Rolle. Es ist immer etwas anderes wichtiger und aktueller.“ Dass die Hochschulen „so völlig ins Hintertreffen“ geraten seien, halte er schon für bedenklich.

Das betrifft auch das Finanzielle: Aus dem für die kommenden drei Jahre versprochenen Geld – inklusive der 615 Millionen Euro zusätzlich – müsse man viel mehr bestreiten als gedacht, sagte Schmidinger. Die rund 100 Millionen Euro für die Ärztegehälter kämen zwar formal aus der Ministerreserve – aber de facto aus dem Uni-Budget. Zudem müssten die Unis Ausgaben abdecken, die bis dato der Wissenschaftsfonds FWF übernommen habe. „Mit dem Geld sind nicht einmal mehr Kostensteigerungen und Inflation abgedeckt.“ Die laufenden Verhandlungen über die Budgets der einzelnen Unis seien „ein großes Streichkonzert“. Dass das Wissenschaftsministerium in so einer Situation noch verlange, dass die Hochschulen ihre Effizienz um drei Prozent steigern, „ist eine völlige Überspannung des Bogens“, kritisiert der Rektorenchef.

Hochschulpolitischer Diskurs fehlt

Angesichts dieser Realität sei es nicht einmal überraschend, dass es keinen ernsthafter hochschulpolitischen Diskurs gebe, so Schmidinger. „Wir kommen über diesen Punkt nicht hinaus.“ Dass es keine ernsthafte Diskussion über die Ausrichtung und die Entwicklung der Universitäten gebe, zeige sich auch am aktuellen Universitätsentwicklungsplan, den das Ministerium derzeit erarbeitet. Dieser enthalte eine Reihe an allgemeinen Aussagen, aber: „So, wie es uns jetzt vorliegt, ist es kein Plan“, kritisiert der Rektorenchef. „Da wird das Faktische analysiert und zur Norm erhoben.“ Bei den angestrebten Studentenzahlen habe man sich überhaupt gedrückt: Als Zielwert habe das Ministerium schlicht und einfach die Prognose der Statistik Austria verwendet – und sich offenbar keine Gedanken darüber gemacht, wie viele Studierende man haben wolle, sagte der scheidende Wiener Med-Uni-Rektor, Wolfgang Schütz.

Unis wollen Verträge weiter befristen

Er verteidigte die Universitäten, was die Arbeitsverträge angeht. Die vielfach eingeforderte „Kündigungskultur“ könne an den Universitäten nicht so einfach umgesetzt werden. Der größte Teil jener Mitarbeiter, die über Drittmittel für Forschungsprojekte bezahlt werden, ist befristet angestellt. Das darf maximal sechs Jahre lang so gehen. Die Unis müssten künftig mehr darauf achten, den besten Mitarbeitern unbefristete Jobs zu geben – und anderen früh genug Perspektiven in der Privatwirtschaft zu bieten. Die vermeintlich einfachste Lösung – alle Mitarbeiter fix anzustellen und sie zu kündigen, wenn die Drittmittel wegfallen – sei nicht so einfach. Viele würden vor das Arbeitsgericht ziehen und bekämen recht: „Sie können keinem Arbeitsrichter klarmachen, dass Sie in einem solchen Fall bei einem Betrieb mit 4000 Mitarbeitern keine andere Stelle für ihn finden.“ (beba)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Hochschule

Unis gegen "Kündigungskultur": Verträge weiter befristen

Aus Sicht der Universitäten spricht viel dafür, auf befristete Verträge zu setzen. Etwa: "Universitäre Community lebt auch vom Wechsel".
Hochschule

Uni-Budget: Zusatzmittel werden immer weniger

"Was jetzt noch zur Verfügung steht, deckt nicht einmal Kostensteigerungen und Inflation ab", sagt uniko-Chef Heinrich Schmidinger.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.