Sexuelle Belästigung: Anzeige gegen WU-Professor

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Studenten zufolge haben sexuelle Übergriffe schon früher begonnen. Das Wissenschaftsressort zeigt den Professor an.

Jener WU-Professor, der Mitarbeiterinnen und Studentinnen sexuell belästigt haben soll, muss nun doch strafrechtliche Konsequenzen befürchten: Das Wissenschaftsministerium wird demnächst eine Anzeige einbringen. Gegenüber der „Presse“ bestätigt das Büro von Minister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) den „Kurier“-Bericht. Grund für die nunmehrige Anzeige ist, dass es möglicherweise doch mehr Übergriffe gab als die, die für den Entscheid der Disziplinarkommission relevant waren.

Laut einem Schreiben der roten Studierendenvertreter des VSStÖ sollen sexuelle Übergriffe durch den Professor bereits seit dem Jahr 2006 stattgefunden haben. In der Disziplinaranzeige, die die Wirtschaftsuni vergangenes Jahr bei der Disziplinarkommission im Wissenschaftsressort einbrachte, war die Rede davon, dass derartige Übergriffe seit 2010 bekannt seien. Die WU soll nun Auskunft geben, ob es schon länger Übergriffe gegeben haben könnte. „Der Verdacht, dass eine Straftat vorliegen könnte, [ist] nicht grundsätzlich auszuschließen“, heißt es aus dem Ressort.

Staatsanwaltschaft soll prüfen

Die Anzeige werde eingebracht, um den Sachverhalt durch die Staatsanwaltschaft Wien prüfen zu lassen. Die Wirtschaftsuni hatte die Causa zuvor intern und extern prüfen lassen. Die Übergriffe seit dem Jahr 2010 haben demnach keine strafrechtliche Relevanz. Die Disziplinarkommission verurteilte den Professor zu einer Geldstrafe. Inzwischen hat sich die Wirtschaftsuniversität mit ihm auf eine vierjährige unbezahlte Karenz geeinigt.

Eine Kündigung sei aufgrund des Beamtendienstrechts nicht möglich gewesen. Das Ministerium ersucht daher auch Staatssekretärin Sonja Steßl (SPÖ) um eine „Prüfung allfälliger Klarstellungen im Beamtendienstrechtsgesetz“. Ex-WU-Chef Christoph Badelt hatte sich nach dem Entscheid der Disziplinarkommission „frustriert“ gezeigt: Wenn es rechtlich möglich gewesen sei, hätte er den Professor entlassen bzw. gekündigt, sagte er damals.

Penis-Fotos und Busenberührung

Der Professor hatte etwa Studentinnen vor Prüfungen Komplimente zu ihrer Kleidung gemacht, sie dazu genötigt, mit ihm etwas trinken zu gehen, eine Studentin am Busen berührt und Penis-Fotos per E-Mail verschickt – mit dem Kommentar „Wo hast du Platz für mich, wo ich ihn reinrammen kann?“. Die Wirtschaftsuni hat inzwischen eine Broschüre herausgegeben, mit der sexueller Belästigung entgegengewirkt werden soll.

>>> Zum Artikel im Kurier

(beba)

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