„Kein Elitensystem“: Etwas besserer sozialer Mix an den Unis

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Immer mehr Studenten beginnen ihr Studium später. Das trägt zu einer leicht verbesserten sozialen Durchmischung bei.

Wien. In Bezug auf einen der größten Kritikpunkte am heimischen Uni-System tut sich etwas: Zwar schaffen es Kinder aus bildungsnahen Familien immer noch deutlich häufiger an eine Hochschule – wie die aktuelle Studierendensozialerhebung zeigt, hat sich die soziale Durchmischung der Studienanfänger an den Unis aber leicht verbessert.

Die Wahrscheinlichkeit eines Uni-Studiums war für jemanden aus einer bildungsnahen Familie in den vergangenen Jahren ungefähr drei Mal so hoch wie für jemanden aus einer Familie, in der der Vater keine Matura hat. Zuletzt ist dieses Verhältnis auf 2,7 gesunken, wie IHS-Forscher Martin Unger erklärt: „Nachdem das 15 Jahre an Unis und Fachhochschulen konstant war, ist bei den Unis jetzt etwas passiert.“ Die FH sind leichter zugänglich. Die Wahrscheinlichkeit für ein FH-Studium ist für ein Kind aus bildungsnaher Familie knapp doppelt so hoch wie für andere (1,8).

Ein Grund für die leicht verbesserte Durchmischung an den Unis: Immer mehr Studenten beginnen ihr Studium verzögert – also mehr als zwei Jahre nach dem Schulabschluss oder überhaupt im zweiten Bildungsweg. Inzwischen sind das 26 Prozent der Studienanfänger. Sie studieren häufig berufsbegleitend – und kommen eher aus einer niedrigeren sozialen Schicht. Viele von ihnen brechen ihr Studium jedoch im ersten Jahr ab. Insgesamt stammen 17 Prozent der Studenten aus niedriger sozialer Schicht, 30 Prozent aus der mittleren, 34 Prozent aus der gehobenen und 18 Prozent aus hoher Schicht. 72 Prozent haben Eltern, die selbst nicht studiert haben. „Ein Elitensystem ist – salopp gesprochen – aus diesem Ergebnis nicht ableitbar“, meint Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP).

Insgesamt ist die soziale Lage der Studenten gegenüber der vorigen Erhebung relativ gleich geblieben. Im Schnitt haben sie pro Monat 1130 Euro – wobei das nur bedingt aussagekräftig ist: Ein Viertel hat weniger als 730 Euro pro Monat. Acht Prozent – vor allem Ältere, die nebenberuflich studieren – kommen auf über 2000 Euro. Der Anteil der erwerbstätigen Studierenden ist seit 2011 von 63 auf 61 Prozent gesunken. Jeder fünfte Student arbeitet Vollzeit.

Dass die Zahl der Studienbeihilfebezieher von 15 auf zwölf Prozent gesunken ist, wird von Grünen, ÖH und AK kritisiert: Das Berechnungsschema und die Altersgrenzen müssten angepasst werden. Dass zu den 200 Millionen Euro für Beihilfen laut Mitterlehner im nächsten Budget 25 Millionen Euro dazukommen sollen, freut die ÖH – es reiche aber nicht. (beba)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2016)

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