FH dreimal besser finanziert: „Das ist absurd“

Oliver Vitouch.
Oliver Vitouch.(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Oliver Vitouch kritisiert eine „Militärmilliarde“ statt Geld für Bildung und „Betonpackerln“, die die Unis an Spitzenleistungen hindern. Er fordert zusätzliche 1,5 Milliarden Euro für die Unis und Aufnahmeverfahren.

Wien. Der neue Rektorenchef, Oliver Vitouch, will von der Regierung Taten sehen. „Ich bin der Sonntagsreden müde“, sagte der Rektor der Universität Klagenfurt bei seiner gestrigen Antrittskonferenz. Finanzierung und Zugang seien auf den Unis nicht im Lot. Und in den vergangenen sechs Monaten habe sich die Lage sogar verschlechtert: Den Bundesfinanzrahmen könnten die Universitäten nur als „herbe Enttäuschung“ bezeichnen. „Wenn ich Populist wäre, würde ich von einer Militärmilliarde sprechen, für die die Mittel offenbar da waren.“

Er fordert endlich einen Ansatz für eine Verbesserung. Finanziell – und was den Zugang angeht. Für die Jahre 2019 bis 2021 brauchten die Unis insgesamt 1,5 Milliarden Euro zusätzlich. Ein Drittel davon würde in den Teuerungsausgleich fließen, ein weiteres in eine Verbesserung der Betreuungsrelationen. Außerdem brauche es die Möglichkeit von Aufnahmeverfahren für all jene Studien, in denen das nötig sei. „Selbstverständlich kann man die Kapazitäten ausbauen, wenn der politische Wille dazu besteht. Man kann aber nicht so tun, als würde es Kapazitäten und Kapazitätsprobleme nicht geben.“ Die österreichischen Unis könnten und wollten Spitzenleistungen zeigen. „Das geht aber nicht mit Betonpackerln an den Füßen.“

Vitouch fordert außerdem Kostenwahrheit, was Fachhochschulen angeht. „Es gibt FH, die aus öffentlichen Mitteln dreimal so gut finanziert sind wie die benachbarte Uni. Das ist absurd.“ Dass es immer mehr Privat-Unis gibt, sieht er kritisch. Diese würden in erster Linie von den Ländern finanziert und mit Personal von den öffentlichen Unis auch noch sozusagen „mit Organspenden querfinanziert“. Bei Studiengebühren ist Vitouch zurückhaltend: Er persönlich halte sehr gering dosierte Gebühren für vernünftig. Aber die Gefahr bestehe, dass sie nach einer Einführung „durch die Decke gehen“.

Was die soziale Zusammensetzung der Studenten angeht, müsse man sich Gedanken über „affirmative action“ machen, also über gezielte Vorteile für Benachteiligte. Der freie Zugang habe das zwar besser als früher, „aber in vielerlei Hinsicht nicht sehr gut“ geregelt. Das öffentliche Budget mancher internationaler Elite-Unis sei etwa an die soziale Durchmischung der Studierenden geknüpft.

Seine Stellvertreterin, WU-Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger, fordert, dass die Studienbeihilfe finanziell angepasst und angesichts der steigenden Heterogenität der Studierenden überdacht wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2016)

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