Studienplätze: Mehr Geld für weniger Köpfe

Rund 309.000 Studierende sind derzeit an Österreichs Universitäten inskribiert.
Rund 309.000 Studierende sind derzeit an Österreichs Universitäten inskribiert.(c) APA/HELMUT FOHRINGER
  • Drucken

Mit der geplanten neuen Uni-Finanzierung sollen neue Zugangsbeschränkungen kommen. Orientieren könnten sie sich an der Absolventenzahl – plus 20 Prozent Spielraum.

Wien. Es ist noch nicht das Ziel – aber ein erster Schritt dahin: Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und die Uni-Rektoren haben sich kürzlich auf einen „ernsthaften Versuch“ geeinigt, die Studienplatzfinanzierung einzuführen. Nachdem diese vor zwei Jahren aus finanziellen Gründen auf Eis gelegt wurde, wird nun 2019 als Starttermin anvisiert. „Die Presse“ hat sich angeschaut, was sich dadurch für die Unis ändern könnte.

1 Was bedeutet die Umstellung auf eine Studienplatzfinanzierung?

Grob gesagt bedeutet Studienplatzfinanzierung, dass die Universitäten Geld pro Kopf erhalten sollen. In der Reinform werden dabei für die unterschiedlichen Fächer fixe Geldsummen definiert – ähnlich, wie das in Österreich schon derzeit an den Fachhochschulen der Fall ist.

2 Wie viel Geld könnten die Unis pro Studienplatz bekommen?

Das ist letztlich Verhandlungssache. Vor fünf Jahren haben die Universitäten und das Wissenschaftsministerium erstmals definiert, was ein Studienplatz mit international vergleichbaren Betreuungsverhältnissen kostet. Dabei gab es sieben verschieden teure Fächergruppen. Die Bandbreite reichte von den sogenannten Buchfächern wie Wirtschaft und Rechtswissenschaften mit 6300 Euro pro Jahr über Naturwissenschaften und Technik (8800 bis 11.400 Euro pro Jahr) und Medizin (24.000 Euro) bis zur Tiermedizin (29.500 Euro). Wie viel Geld es für einen Studienplatz wirklich geben könnte, hängt trotzdem wieder vom insgesamt verfügbaren Budget für die Universitäten ab.

3 Braucht es unbedingt eine Beschränkung der Studienplätze?

Theoretisch braucht es nicht unbedingt Schranken. Wenn unbegrenzt viele Studenten ein Studium beginnen können und man die Zahl der Studienplätze mit den Kosten pro Platz multipliziert, müsste aber auch das Budget nach oben hin offen sein. Für die Rektoren und das Wissenschaftsministerium ist daher klar, dass eine Studienplatzfinanzierung nur mit gewissen Beschränkungen machbar ist. Die SPÖ ist bei Zugangsbeschränkungen allerdings üblicherweise skeptisch.

4 Wie viele Studienplätze will bzw. kann man sich leisten?

Es gibt im Prinzip zwei extreme Berechnungsansätze: Man kann sich entweder an der Zahl der Studienanfänger oder an der Zahl der Absolventen orientieren. Diese beiden Zahlen klaffen in vielen Studienfächern wegen vieler Studienabbrüche enorm auseinander.

5 Welche Platzzahlen stellen sich Unis und Ministerium vor?

Rektorenchef Oliver Vitouch sieht eine Orientierung an der Anfängerzahl kritisch: „Multipliziert man die Normkosten eines Studienplatzes mit der Anfängerzahl, kommt eine astronomische Zahl heraus“, sagt er zur „Presse“. Vitouch ist sich daher mit dem Wissenschaftsminister einig, dass die Zahl der Studienplätze „näher an der Absolventenzahl als an der Anfängerzahl sein muss“. Denkbar wäre beispielsweise, die Absolventenzahl plus 20 Prozent als Grenze heranzuziehen. In manchen Fächern wie in Jus würde das eine erhebliche Verringerung der Plätze bringen. Denn dort gehen laut Vitouch mehr als zwei Drittel der Anfänger während des Studiums verloren und schließen nicht ab.

6 Wie realistisch ist eine derartige Kürzung der Studienplätze?

Hier spießt es sich. Denn anders als die ÖVP pochte die SPÖ bisher immer darauf, dass die Zahl der Studienanfänger nicht sinken darf. Beim sogenannten Testlauf für die Studienplatzfinanzierung seit 2013 orientiert sich die Grenze daher an der damaligen Anfängerzahl. Mit einer echten Studienplatzfinanzierung haben die Schranken in Architektur, Biologie, Pharmazie, Informatik und Wirtschaft aber ohnehin wenig zu tun. In Kombination mit einer Aufstockung des Lehrpersonals sollten sie aber zu einer besseren Betreuungsrelation führen.

7 Was würde eine solche Studienplatzfinanzierung kosten?

Die ursprünglich für die Jahre 2016 bis 2018 geplante erste Phase hätte zusätzliche 485 Millionen Euro kosten sollen. Im Wissenschaftsministerium wird derzeit an neuen Berechnungen gearbeitet. Auswirkungen könnten die Diskussionen über einen Fächerabgleich haben: Dabei geht es darum, welche Unis welche Fächer anbieten und welche eher an den Fachhochschulen angeboten werden sollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.