Die Misere einer Privatuniversität

CHINA ACUPUNCTURE
CHINA ACUPUNCTURE(c) EPA (MARK)
  • Drucken

Ohne öffentliche Mittel ist eine Privatuni kaum zu führen. Das muss jene für Traditionelle Chinesische Medizin zur Kenntnis nehmen. Sie stellte den Betrieb ein.

WIEN. „Leider mussten wir 2009 unsere Pforten schließen. Das ehemalige Team der TCM-Privatuniversität und TCM-Akademie dankt seinen Studenten und Förderern für das langjährige Vertrauen und die Unterstützung.“

Zwei lakonische Sätze, ohne Namen, anstelle der alten Homepage der kleinen TCM-Privatuniversität. Die Zahl der in Österreich akkreditierten Privatunis ist in diesem Monat von 13 auf zwölf geschrumpft. Ein notwendiger Investor sei ausgefallen, sagt der Uni-Gründer und bisherige TCM-Rektor Andreas Bayer im Gespräch mit der „Presse“. Daher könne der Betrieb nicht weiter aufrechterhalten werden. Das aber, so Bayer, sei ein generelles Problem: Universitäten könnten nur mit Mitteln, die von außen kommen, geführt werden. Die staatlichen Unis werden aus dem öffentlichen Budget finanziert, die Privatunis beziehen in der Regel Mittel von den Ländern, den Kammern und in einem Fall von der katholischen Kirche.

Finanzierungsverbot im Gesetz

In dem für die Zuerkennung des Status einer Privatuni maßgeblichen Akkreditierungsgesetz lautet der Paragraf8 „Finanzierungsverbot des Bundes“. Genau genommen ist diese Gesetzesstelle ein Gummiparagraf. „Einer Privatuniversität dürfen keine geldwerten Leistungen des Bundes zuerkannt werden“, beginnt diese Stelle, um dann auch Ausnahmen zuzulassen: Bei bestimmten Lehr- und Forschungsleistungen, die der Bund als Ergänzung zum Angebot der staatlichen Unis sieht, könnten schon Unterstützungen erfolgen. Tatsächlich ist dies bisher nicht geschehen und auch nicht spruchreif. Das Budget des Wissenschaftsministeriums hat keinen Spielraum dafür.

Tatsächlich sei es „ganz, ganz schwierig“, sich aus den Studiengebühren zu finanzieren, sagt Elisabeth Fiorioli, Geschäftsstellenleiterin des Akkreditierungsrats. Und bei medizinischen Universitäten eigentlich unmöglich. So steckt hinter der Paracelsus Medizinischen Privatuni Salzburg eine Privatstiftung, an deren Spitze die Salzburger Landeshauptfrau und der Vizelandeshauptmann, also das Bundesland, stehen. Für die Privatuni für Gesundheitswissenschaften (UMIT) in Hall bei Innsbruck hat das Land Tirol die UMIT-Holding ins Leben gerufen.

Andreas Bayer, der seine TCM-Uni mit einem Jahresbudget von einer Millionen Euro geführt hat, gliedert auch die Budgetteile seiner Institution auf: Nur ein Drittel bis zu 40Prozent kamen durch die Studiengebühren herein, und dieser Betrag entspreche den Aufwendungen für die Lehre. Das Budget für die Administration und die (im Gesetz vorgeschriebene) Forschung müsse anderweitig aufgetrieben werden. So habe er als Rektor und Professor für seine Lehrtätigkeit 6000 Euro im Semester bezogen, die ihm zustehenden 5000 Euro pro Monat für die Uni-Leitung habe er aber im Sponsortopf belassen. Die Studiengebühr für das Bachelor- und das Masterstudium betrug 5000Euro pro Jahr. Ausgefallen ist infolge der Wirtschaftskrise ein Großsponsor.

Geschädigt wurde durch die Schließung niemand. Der wirtschaftliche Notstand zeichnete sich schon 2007 ab, deswegen habe man damals kein dreijähriges Bachelorstudium gestartet. Und im Vorjahr auch kein zweijähriges Masterstudium. Somit hätten alle Studenten ihre Ausbildung ordnungsgemäß abschließen können. „Die TCM Privatuniversität hat alle Ausbildungsverpflichtungen erfüllt“, stellt auch der Akkreditierungsrat fest.

Ungleiche Bedingungen

Andreas Bayer weist neben der Finanzierung auch auf ein weiteres Ungleichgewicht hin: „Die Idee war, dass Privatunis Fächer einreichen, die an den staatlichen Unis nicht angeboten werden.“ Wenn aber die privaten einen Zulauf verzeichnen konnten, dann hätten auch die staatlichen diese Studien aufgestellt. Außerdem muss jede Privatuni ein neues Studium vom Akkreditierungsrat genehmigen lassen und dessen hohe Anforderungen erfüllen. Die staatliche Uni kann ohne Prüfung stets neue Lehrangebote aus dem Boden stampfen.

(c) Die Presse / JV

Jede Privatuni muss alle fünf Jahre ihre Institution einer neuerlichen Akkreditierung unterziehen. Die 2004 gegründete TCM hat dies nun nicht mehr gemacht, daher ist ihre Akkreditierung erloschen. Akkreditierungen wurden bisher zweimal entzogen, in beiden Fällen waren aber die qualitativen Voraussetzungen (die bei TCM nicht zur Diskussion standen) nicht in dem geforderten Maß gegeben. Das sind freilich die großen Ausnahmen. Denn abgewiesen werden Interessenten für die Eröffnung einer Privatuni bereits im Einreichungsstadium. Insgesamt 41institutionelle Erstanträge wurden seit dem Jahr 2000 – dem Beginn der Privatunis in Österreich – eingebracht, nur 15 wurden genehmigt. Und jetzt sind es überhaupt nur mehr zwölf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.