Unis: Warum Arbeiterkinder scheitern

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Themenbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Neue Studie über „nicht traditionelle Studierende“.

Wien. Die Abteilung für Bildungswissenschaft der Wirtschaftsuni hat nun eine Studie vorgelegt, die sich mit den Drop-outs an Unis beschäftigt. Ein Forscherteam um Erna Nairz-Wirth hat sogenannte nicht traditionelle Studierende befragt: Das sind jene mit Betreuungspflichten, Berufstätige, Minderheiten, Studierende mit Behinderungen, Personen aus sozioökonomisch benachteiligtem Umfeld. Oder solche, deren Eltern nicht studiert oder maturiert haben.

Diese können auf kein unterstützendes soziales Netzwerk zurückgreifen. Sie verfügen über weniger „Informationskapital“ und finden sich an der Uni schwieriger zurecht. Interviewte berichten, dass sie bereits im Kindergarten und in der Schule das Gefühl entwickelt hätten, sozial schlechtergestellt zu sein. Das Empfinden, dass ein akademischer Beruf oder eine bestimmte Studienrichtung nicht zu ihrem Lebensplan gehöre, wurde ihnen (oft unbewusst) über Eltern, Freunde, einzelne Lehrpersonen und Mitschüler vermittelt.

Kinderuni kann helfen

Dieses Gefühl wirkt dann im späteren Studium nach und verstärkt die Scheu, in eine direkte Interaktion mit Uni-Lehrenden oder etablierten Studierenden zu treten. Somit entwickelt sich ein Zugehörigkeitsgefühl langsamer oder gar nicht. Ein bereits unsicherer Habitus kann sich weiter verfestigen. Ein solcher Habitus ist schwerer kompatibel mit einem universitären Habitus, der in manchen Studienrichtungen erwartet wird. Besonders in Krisensituationen (zum Beispiel bei Leistungsschwierigkeiten oder zusätzlichen finanziellen Hürden) kann sich dieser nachteilig auswirken und sogar zum Studienabbruch beitragen. Kommen zu all diesen Faktoren finanzielle Hürden hinzu, könne der Glaube, dass sich die großen Anstrengungen für ein Studium noch lohnen, sukzessive zusammenbrechen, sagt die WU-Professorin.

Mögliche Lösungsansätze? So früh wie möglich mit der Vorbereitung auf ein Uni-Studium beginnen. Die Kinder-Uni sei da ein guter Ansatz. Flexibilisierung des oft zeitlich starren Curriculums, eine diversitätssensible Hochschuldidaktik, Bridging-Programme, um Wissenslücken zu schließen, sowie der Einsatz von Mentoren in Schulen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2017)

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