Uni: Kanzler Faymann will neue Zugangsregelungen

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Kanzler Werner Faymann weist die zentrale Forderung der Audimax-Besetzer zurück, SPÖ-Studenten sind „schockiert“. Am Dienstag folgt ein Gespräch zwischen Faymann/Pröll.

WIEN(red./APA).Bundeskanzler Werner Faymann entdeckt nun – zum blanken Entsetzen der SPÖ-Studenten – die Zugangsregelungen für Universitäten. Heute, Dienstag, will er über neue bzw. geänderte Regeln mit Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll sprechen. Die ÖVP betrachtete das quasi als Geschenk: „Die Wortmeldung des Kanzlers zeigt, dass es uns endlich gelingt, eine faktenbasierte Debatte über die Aufgaben und Möglichkeiten der Hochschulen zu führen“, freute sich Hahn.

„Schockiert“ gab sich hingegen der Verband Sozialistischer StudentInnen: „Ein Mann, der vom freien Zugang zu Bildung spricht und im selben Atemzug Zugangsbeschränkungen als unvermeidbar darstellt, braucht sich über Glaubwürdigkeitsprobleme nicht zu wundern“, meinte VSStÖ-Chefin Sophie Wollner. Das wiederum rief SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas auf den Plan: „Die SPÖ spricht von Zugangsregelungen, die ÖVP von Zugangsbeschränkungen“, bemühte sie sich um eine Erklärung. Die SPÖ wolle bessere Studienbedingungen und eine höhere Akademikerquote.

Besetzer sind geblieben

Das Audimax blieb (wie andere Hörsäle in den Landeshauptstädten) auch am Montag besetzt. Dort will der Kanzler nicht selbst erscheinen, den Dialog mit den Studenten müsse Wissenschaftsminister Johannes Hahn führen, sagte er. Hahn wiederum lädt Vertreter der Besetzer zum Uni-Dialog, ins Audimax geht aber auch er nicht. Seine Begründung: „Eine Besetzung ist im Grunde ein Unrechtszustand, und den möchte ich nicht durch meine Anwesenheit pardonieren.“ Vizekanzler Pröll meinte ebenfalls, er halte nichts von „Aktionismus und Blockade“.

Für Donnerstag sind weitere, bundesweite Studentenproteste angesagt, Schüler und Lehrlinge wollen sich anschließen. Man plant außerdem „Guerilla-Aktionen“. So wurde gestern auf der Festung Hohensalzburg ein riesiges Transparent mit dem Spruch „Free Uni“ angebracht.

Angesichts der Proteste hat das Institut für Jugendkulturforschung eine Blitzumfrage unter 213 Studierenden der Uni Wien durchgeführt. Drei Viertel von ihnen unterstützen demnach die Protestaktionen. Kritisiert wird die Bildungspolitik der Europäischen Union, die das Studium in erster Linie den Verwertungsinteressen der Wirtschaft unterordne. Ausstattungsmängel an den Unis müssten beseitigt werden, es fehle ein ausreichendes Lehrveranstaltungsangebot.

US-Unis im Ranking ganz vorn

Am Montag wurde wieder das renommierte Shanghai-Uni-Ranking veröffentlicht. Für die heimischen hohen Schulen gibt es dabei kaum Veränderungen: Sie befinden sich weiter unter „ferner liefen“. Sieben österreichische Institutionen befinden sich unter den 500 besten Hochschulen der Welt. Beste österreichische Uni ist demnach wie im Vorjahr die Uni Wien auf Platz 152 bis 200. Ab Platz 101 wird in Fünfziger-, ab Platz 201 in 100er-Gruppen gereiht. Das Ranking basiert vor allem auf forschungsorientierten Indikatoren. Das sind etwa die Anzahl der Nobelpreis- und Fields-Medaillen-Gewinner unter Lehrpersonal und Absolventen sowie die Zahl wissenschaftlicher Publikationen und Zitierungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.11.2009)

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