Die Zahl der Obdachlosen an der Uni Wien steigt noch immer an. Oft gebe es Probleme mit Alkohol, viele seien aber bereits gut integriert, sagen die Besetzer des Audimax.
Das besetzte Audimax der Universität Wien dient seit mehreren Wochen als eine Art Zufluchtsstätte für Obdachlose. "Die Betroffenen sind bereits Teil der Besetzung", sagte Nicole Kornherr, Aktivistin der ersten Stunde. Einige Studenten machten in einer Pressekonferenz auf die Problematik von Menschen ohne Zuhause "auf europäischer Dimension" aufmerksam. Im größten Uni-Hörsaal selbst würden einzelne Betroffene im Anlassfall jedoch hinauskomplimentiert werden, hieß es.
"Die Proteste standen von Anfang an in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext", so Kornherr. Dass sich Personen ohne Obdach am Uni-Gelände aufhielten, sei nichts Neues. Was das Audimax betrifft, fänden hier Menschen ein Dach über dem Kopf, die ansonsten nirgends Unterschlupf finden würden, erklärte die Aktivistin. Das betreffe hauptsächlich Bürger aus den neuen EU-Staaten, die aufgrund bestimmter "Gesetzeslücken" keinerlei Hilfestellungen erhielten.
Zahl der Obdachlosen steigt
Momentan befinden sich laut der Besetzerin zwischen 40 und 80 Obdachlose täglich im besetzen Hörsaal - Tendenz steigend. Viele seien bereits gut integriert und würden etwa in der "Volxküche" oder bei anderen Tätigkeiten mithelfen. Es gebe jedoch regelmäßig Probleme mit dem Alkoholkonsum und daraus folgenden Zwischenfällen etwa körperlicher Gewalt oder Sachbeschädigungen, so Kornherr.
In diesem Fall komme es schon vor, dass Obdachlose von Aktivisten aus den besetzten Räumlichkeiten befördert würden. Jeder müsse sich schließlich an bestimmte Übereinkünfte halten, um ein friedliches Miteinander zu ermöglichen. "Wir sind keine Sozialarbeiter oder Ärzte", verwies Kornherr auf eigene Grenzen.
Lücke: Betroffene aus neuen EU-Staaten
Es brauche hinsichtlich des Themas Obdachlosigkeit eine "solidarische und nachhaltige Lösung der Politik", so die etwas unkonkrete Forderung der Besetzer, die sich anlässlich des heutigen Medientermins auch Unterstützung von NGOs im Bereich der Wohnungslosenhilfe holten. Vertreter der Vereine Neunerhaus, VinziBett sowie des Österreichischen Berufsverbands für SozialarbeiterInnen betonten die Notwendigkeit, das Problem europaweit zu bekämpfen. Durch aktuelle gesetzliche Rahmenbedingungen würden Betroffene vor allem aus neuen EU-Staaten durch das soziale Netz fallen, so der allgemeine Tenor.
Was die Zukunft der Besetzung anbelangt, verwies Kornherr auf Gespräche über "Raumangebote", die jedenfalls nur "zusätzlich" und nicht "anstatt" infrage kämen.
(APA/Red.)