Rektoren planen Forum für „Gender & Diversity“

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Nach einer neuerlicher Debatte um Diskriminierung an der medizinischen Uni Innsbruck will die Universitätenkonferenz handeln.

WIEN. Margarethe Hochleitner ist die Frau, die mit ihrer Hartnäckigkeit den Stein ins Rollen gebracht hat: Seit knapp einem Jahr kämpft die Internistin gegen ihre Uni, die sie bei der Rektorswahl im Vorjahr „übergangen“ haben soll. Ein Gutachten der Bundesgleichbehandlungskommission dürfte nun zum Schluss kommen, dass die damalige Vizerektorin Hochleitner wegen ihres Geschlechts vom zuständigen Uni-Rat diskriminiert wurde.

Die Universitätenkonferenz (Uniko) muss nun handeln. Denn das Thema ist – auch angesichts zahlreicher Rektoratswahlen im kommenden Jahr, bei denen erstmals die gesetzlich verankerte 40-Prozent-Frauen-Quote in den Uni-Leitungsgremien zu erfüllen ist – zum Politikum geworden: In der SPÖ etwa schrillen bereits „die Alarmglocken“. „Im 21.Jahrhundert sollte es längst eine Selbstverständlichkeit sein, dass Frauen eine Uni leiten“, sagt Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek. Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) forderte von Rektorenchef Hans Sünkel die Gründung eines eigenen „Gender-Forums“. Die Rektoren müssten sich intensiver mit dem Thema beschäftigen: „Unter den zwölf Privat-Unis gibt es zwei Rektorinnen, die FH haben zumindest eine Rektorin bekommen. Nun müssen die öffentlichen Unis nachziehen.“

Konzept steht in drei Wochen

Die Uniko setzte das Thema daraufhin bei ihrer Sitzung am Freitag auf die Tagesordnung. Man wolle die Thematik „massiv nach vorne treiben“, so Sünkel zur „Presse“. Es bestehe „Nachholbedarf“. Mit der Erarbeitung eines „umfassenden Konzepts“ wurde Wolfgang Schütz, Rektor der Medizin-Uni Wien, beauftragt. Dieser soll in den nächsten drei Wochen Strategien und Strukturen erarbeiten, die zur Sensibilisierung beitragen und bessere Frauenförderung ermöglichen.

Das Problem: Das Gender-Thema sei „eine Querschnittsmaterie“, sagt Schütz im „Presse“-Gespräch. Man müsse überlegen, ob ein eigenes Forum für „Gender & Diversity“ (das sich auch der Diskriminierung Behinderter und der transkulturellen Zusammenarbeit widme) sinnvoll sei, oder ob „spezielle Vertreter“ in die anderen Foren – etwa für Forschung oder Lehre – entsandt werden sollen. Und wie kann man den Frauenanteil heben? Nur, indem man immer mehr Frauen kontinuierlich in hohe Positionen bringe, sagt Schütz. Und ihnen in den Rektoraten „zentrale Funktionen“ zuteile. „So werden Frauen logische Anwärter auf ein Rektorsamt.“

Verhärtete Fronten in Innsbruck

An der Med-Uni Innsbruck sieht man dem Gutachten im Fall Hochleitner unterdessen gelassen entgegen. Schließlich, so das Argument, hätten die interne Schlichtungskommission und das Ministerium den Uni-Rat 2009 von den Vorwürfen freigesprochen. Der offizielle Grund, warum der Rat gegen die Internistin entschieden habe: Nach dem Finanzdebakel des früheren Rektors habe man die Einsetzung eines eigenen „Finanz-Vizerektors“ verlangt. Eine Forderung, die Hochleitner nicht erfüllten wollte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2010)

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