Der jüngste Diplomingenieur über sein Leben

juengste Diplomingenieur ueber sein
juengste Diplomingenieur ueber sein(c) TU Wien
  • Drucken

Mit 17 schloss Marian Kogler sein Studium an der TU ab, nun veröffentlicht er seine Autobiographie. Dabei zeigt er auch die unangenehmen Seiten seiner Hochbegabung.

Mit 17 Jahren schloss Marian Kogler im Vorjahr das Masterstudium "Computational Intelligence" an der Technischen Universität Wien ab und wurde damit zum jüngsten Diplomingenieur Österreichs. Einige Monate später dürfte er einen weiteren Rekord gebrochen haben: Mit 18 Jahren veröffentlichte er nun mit "Gemischte Gefühle und anderer Zeitvertreib" (Seifert Verlag) seine Autobiografie - und erzählt dabei Anekdoten, bei denen sowohl sein Umfeld, vor allem Lehrer, als auch manchmal er selbst nicht immer gut wegkommen.

Das Grundproblem für viele Schwierigkeiten beschreibt der Hochbegabte gleich am Anfang: "Ich wurde mit fünf Jahren eingeschult, erledigte Volksschule und AHS-Unterstufe in je drei Jahren (mit Überspringen einer Klasse), kam in die AHS, begann in der 7. Klasse mit 13 nebenbei ein Studium der Informatik an der TU Wien, maturierte mit 15, schloss mein Bachelorstudium ein Jahr später ab und wurde wiederum ein Jahr später, mit 17 zum Diplomingenieur. Ich passte in kein Konzept und in kein vorgefertigtes Schema. Ich tat Dinge, die man nicht erwartete, die von Gesetzgeber und Verwaltung nie vorgesehen waren."

Lesen mit Zweieinhalb "nicht gesund"

Alles begann damit, dass Marian mit zweieinhalb Jahren plötzlich lesen konnte, ein halbes Jahr später hatte er schließlich Schreiben sowie das Addieren und Subtrahieren dreistelliger Zahlen intus. In seiner ersten Kindergartenwoche erlebte er mit drei Jahren auch gleich seinen ersten Zusammenstoß mit dem System: An die Tafel schrieb er die Worte "Erdbeben" und "Kobe" (wo sich zuvor ein solches ereignet hatte), worauf die Kindergärtnerin seine Eltern zu sich zitierte. Es sei in diesem Alter nicht gesund, schon schreiben zu können und sich mit solchen Themen zu beschäftigen. Folge: Wechsel in einen neuen Kindergarten, wo eine zusätzliche Betreuerin mit ihm Monopoly spielte oder seine Fragen zum Justizsystem beantwortete.

Betragen: "Wenig zufriedenstellend"

Kogler, von Medien wahlweise als "Phänomen", "Wunderkind", "Doogie Howser" und "Blitzgneißer" bezeichnet, rückt offen immer wieder die unbequemen Seiten der Hochbegabung wie die entstehenden sozialen Probleme in den Mittelpunkt seiner Erzählungen: In seiner ersten AHS wird er gemobbt, an der nächsten macht er sich bei manchen Lehrern durch Aktionen wie die Initiierung einer Lehrer-Evaluierung unbeliebt. In Betragen erhält er meist ein "Wenig zufriedenstellend", an sozialen Aktivitäten wie etwa Schüler-Austäuschen darf er altersbedingt nicht oder nur unter Auflagen teilnehmen. Gleichzeitig hebt er die (nicht wenigen) Personen hervor, die sich trotz aller Mühen für ihn engagieren und ihn unterstützen.

Ein besseres Schulsystem

Daneben schildert Kogler noch in Exkursen seine Vorstellungen eines besseren Schulsystems (z.B. Gesamtschule mit Leistungsgruppen, Aus für die Matura und Sitzenbleiben, Abgehen von der unbedingten Anwesenheitspflicht für Schüler, Lehrer-Evaluation durch Schüler) und plaudert über Hochbegabung, den freien Hochschulzugang (er ist gegen Zugangsbeschränkungen) und die Studentenproteste des Vorjahrs ("keine verwunderliche Entwicklung").

In einem "Ausblick" am Schluss schreibt Kogler, dass er "einen Job im universitären Bereich (in Lehre oder Forschung)" anstrebt, "obwohl es diesbezüglich derzeit nicht rosig aussieht". Dieses Problem hat sich mittlerweile entschärft: Seit April hat er einen Lehrauftrag am Institut für Informatik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Deutschland).

Das Buch

Marian Kogler: "Gemischte Gefühle und anderer Zeitvertreib. Erfahrungen und Einsichten eines Hochbegabten", Seifert Verlag, 19,90 Euro, 199 Seiten, ISBN 978-3-902406-71-2. Buchpräsentation am 15. April um 19.30 Uhr, Buchhandlung Morawa, 1., Wollzeile 11

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.