Gaddafi-Kontakte: Londoner Uni-Chef tritt zurück

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GaddafiKontakte Londoner UniChef tritt(c) REUTERS (ANDREW WINNING)
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Die renommierte London School of Economics hat Spenden der Gaddafi-Familie angenommen und libysche Führungskräfte ausgebildet - darunter Gaddafi-Sohn Saif al-Islam.

Der Direktor der London School of Economics (LSE) ist wegen der engen Kontakte seiner Hochschule zur libyschen Herrscherfamilie Gaddafi zurückgetreten. "Ich bin für das Renommee der Einrichtung zuständig und das hat Schaden genommen", schrieb Direktor Howard Davies in seinem Rücktrittsgesuch am Donnerstagabend. In den vergangenen Tagen war die renommierte Hochschule unter Kritik geraten, weil sie Spenden der Gaddafi-Familie angenommen und libysche Führungskräfte ausgebildet hatte.

"Situation falsch eingeschätzt"

Er habe die Situation persönlich falsch eingeschätzt, räumte Davies ein. Es sei ein Fehler gewesen, Libyen zu besuchen und wirtschaftlich zu beraten. Davies war unter anderem Leiter der britischen Finanzaufsicht sowie stellvertretender Direktor der Bank of England gewesen, bevor er Direktor der LSE wurde. Er hatte bereits in der vergangenen Woche erklärt, die Annahme von Spenden aus Libyen sei ihm heute peinlich.

Die Universität hat eine Untersuchungskommission eingerichtet. Sie soll die Beziehungen der LSE zu Libyen und Saif al-Islam, dem Sohn von Staatschef Muammar al-Gaddafi untersuchen. Er hatte von 2003 bis 2008 in London studiert, als Master of Science abgeschlossen und später eine Doktorarbeit geschrieben. Zuletzt hatte es Vorwürfe gegeben, er habe sie von einem Ghostwriter verfassen lassen. Derzeit tritt der 38-Jährige als Sprecher seines Vaters auf.

Spenden von Gaddafi-Familie

Auch finanziell gibt es mehrere Verbindungen der Hochschule nach Libyen. Eine Stiftung der Gaddafi-Familie spendete der LSE 2009 insgesamt 1,5 Millionen Pfund (1,76 Mio. Euro). Davies bekam 50.000 Dollar für Beratertätigkeiten. Außerdem hatte die Hochschule einen  Vertrag in Höhe von 2,2 Millionen Pfund über die Ausbildung ziviler Führungskräfte mit libyschen Behörden abgeschlossen.

Auch in Wien hat Saif al-Islam einige Jahre lang eine Ausbildung an der Imadec-Business School absolviert, allerdings noch vor dem Zeitraum zwischen 2001 und 2006, als Imadec als Privatuniversität in Österreich akkreditiert war.

(APA/dpa)

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