Universitäten sollten ihre Finanzierung breiter aufstellen

(c) Clemens Fabry
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Europas Hochschulen erwarten eine Kürzung öffentlicher Mittel, viele setzen vermehrt auf private Spenden. In Österreich fehlt es dazu an der Tradition und an qualifiziertem Personal.

Mehr als die Hälfte der europäischen Hochschulmanager rechnen mit einer Kürzung staatlicher Mittel im Bereich Lehre, knapp ein Drittel erwartet, dass auch die öffentlichen Budgets für Forschung zurückgefahren werden. Das besagt eine aktuelle Studie der European University Association (EUA). Derzeit stammen durchschnittlich fast drei Viertel der europäischen Uni-Budgets aus staatlichen Töpfen; in Österreich sind es – einschließlich der Summe, mit der der Bund den Wegfall der Studiengebühr kompensiert – sogar rund 80 Prozent.

Die Unis sollten sich aber breiter aufstellen, so Studienautor Thomas Estermann. „Da ist bestimmt mehr möglich“, sagt Estermann im Gespräch mit der „Presse“. Hochschulen setzen bereits immer stärker auch auf andere Einnahmequellen: Verträge mit der Industrie, Dienstleistungen, bezahlte Masterstudien, generelle Studienbeiträge oder private Spenden.

Vor allem im „philanthropischen Bereich“, also beim privaten Sponsoring, sehen die Unis eine Chance auf zusätzliches Geld. Für 72Prozent der befragten Hochschulmanager ist die Verbesserung der Fundraising-Kapazitäten zentral, wenn es darum geht, ihre Einnahmequellen zu diversifizieren. Tatsächlich liegt das Feld derzeit vielerorts brach.

Während private Spenden in den USA bedeutende Teile der Uni-Budgets ausmachen, sind es in Europa durchschnittlich nur 4,5 Prozent. In Österreich ist Sponsoring durch private Mäzene kaum etabliert. Beispiele wie das von Ex-Magna-Chef Frank Stronach, der der TU Graz seit 2004 mit insgesamt 24Millionen Euro ein neues Institut für Maschinenbau finanziert, sind rar. Rund 1,8 Millionen Euro hat etwa die Uni Wien im Jahr 2009 an privaten Spendengeldern eingenommen – im Vergleich zum Globalbudget von rund 400 Millionen eine verschwindend geringe Summe.

Personal und Anreize fehlen

Es fehlt an der Tradition: Um das Feld zu beackern, braucht es entsprechend qualifiziertes Personal – das in Österreich derzeit kaum vorhanden ist. „Warum sollte man diese Leute auch haben?“, so Estermann. Bisher habe es für derartige Qualifikationen kaum Bedarf gegeben. Die Personalressourcen müssten erst aufgebaut werden, sagt Estermann – allerdings mit Unterstützung der öffentlichen Hand.

Unterstützung gibt es in manchen Ländern auch auf andere Weise: In England, Norwegen und teils in Finnland haben die Regierungen Förderschienen entwickelt, bei denen jeder Euro, den eine Universität an Spenden einnimmt, mit einem Euro oder fünfzig Cent aufgewertet wird. „Das sind höchst erfolgreiche Anreize“, sagt Estermann.

Sowohl die Unis als auch die Sponsoren würden von dem Modell profitieren. „Und die Regierungen wissen, dass sie mit einer relativ geringen Summe die privaten Zuschüsse zur Universitätsfinanzierung erhöhen können“, sagt Estermann. Auch wenn die Universitäten so meist keine außergewöhnlichen Beträge lukrieren, würden oft gerade durch Spendengelder spezielle Einrichtungen oder Professuren finanziert. „Das macht dann oft den Unterschied in der Qualität aus“, sagt Estermann.

Auf einen Blick

Die EUA, mit 850 Mitgliedern aus 46 Ländern der größte Verband europäischer Hochschulen, hat kürzlich die Studie „Financially Sustainable Universities II. Diversifying income streams“ herausgegeben. Thomas Estermann leitet die Abteilung „Governance, Autonomy and Funding“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2011)

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