Publizistik-Studium: Schluss mit falschen Vorstellungen

PublizistikStudium Schluss falschen Vorstellungen
PublizistikStudium Schluss falschen Vorstellungen(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Tag der offenen Tür: Das Publizistik-Institut der Uni Wien ermöglichte Interessierten schon vorab Einblicke ins Studium. Das Ziel: Den befürchteten Andrang uninformierter Bewerber im Herbst zu bremsen.

Wien. „Sie sind heute nicht sehr zahlreich erschienen. Ich wünschte, das wäre öfter so“, begrüßt Professor Roland Burkhart die Besucher im Hörsaal 1 am Publizistik-Institut zum Tag der offenen Tür. Für eine Einführungsvorlesung in Publizistik- und Kommunikationswissenschaft gibt der Hörsaal tatsächlich ein ungewöhnliches Bild ab. Wo sich im Herbst die Studienanfänger um Plätze drängen werden, haben sich am Samstag gerade einmal sechs Interessierte eingefunden, die sich darüber aufklären lassen wollen, was ein Publizistik-Studium ist. Oder besser: darüber, was es jedenfalls nicht ist.

Das ist das erklärte Ziel des Tags der offenen Tür am Institut in der Schopenhauerstraße. Zum ersten Mal werden heuer interessierte Studienanfänger dazu eingeladen, sich schon vor der Inskription mithilfe von „Minivorlesungen“, „Miniworkshops“ und Beratungsgesprächen ein genaues Bild von ihrem potenziell zukünftigen Studium zu machen.

Keine praxisnahe Ausbildung

Dabei will die Institutsgruppe (IG) Publizistik mit unrealistischen Erwartungen aufräumen. Sie ist die Initiatorin der Veranstaltung. „Die Leute haben teilweise einfach falsche Vorstellungen von diesem Studium. Viele glauben, sie studieren Publizistik und können dann als Journalistin arbeiten“, erklärt Stefanie Slawanig von der Institutsgruppe. Übersehen wird von vielen, dass sich ein universitäres Studium schon per Definition als wissenschaftliche Vorbildung und nicht als praktische Ausbildung versteht, darauf wird auch in der „Minivorlesung“ von Uni-Professor Burkhart hingewiesen: „Wenn sie hier fertig sind, sind sie kein Journalist, sondern Akademiker.“ Wer eine praxisnahe Ausbildung zum Journalisten machen möchte, sei an einer FH auf jeden Fall besser aufgehoben, ist man sich hier sicher. Wer sich für Theorie, Abstraktion und Reflexion interessiert, dem sei zum Publizistik-Studium geraten.

Das wissen die anwesenden Interessenten offensichtlich schon, denn jene, die gekommen sind, haben sich größtenteils bereits vorab gut informiert. „Meine Erwartungen wurden durch diese Veranstaltung bestätigt, ich fühle mich bestärkt in meiner Studienwahl“, erklärt etwa die 17-jährige Ellen, die schon sehr genau weiß, wo sie einmal hinmöchte. Fragen haben die Interessenten vor allem an die Studierenden, die am Institut durch den Tag führen. Die meisten beziehen sich auf die Aufnahmeprüfung. Ob es heuer überhaupt zu einer Aufnahmeprüfung kommen wird, ist noch nicht klar. Im vergangenen Jahr konnten die eben erst neu beschlossenen Zugangsbeschränkungen ausgesetzt werden: Der angekündigte Aufnahmetest wirkte – wie von so manchem Politiker insgeheim erhofft – auf viele abschreckend. Für die 1123 verfügbaren Plätze bewarben sich lediglich 970 Personen.

Heuer rechnet man am Institut wieder mit einem größeren Andrang, sinnvoll findet Studienassistentin Corina Staniek die Aufnahmehürde dennoch nicht: „Ich glaube, gezielte Vorabinformation ist ein wesentlich sinnvolleres Selektionsinstrument. Wir wollen mit solchen Informationsveranstaltungen erreichen, dass sich nur jene bewerben, die sich auch tatsächlich für das Studium interessieren. Die sollen dann unter guten Bedingungen studieren können.“ Ob die Veranstaltung die uninformierte Masse abhalten kann, wird sich aber erst im Herbst weisen.

Auf einen Blick

Die Publizistik zählt seit Jahren zu den überlaufenen Massenfächern. Die Regierung einigte sich 2010 auf Zugangsbeschränkungen nach dem Notfallparagrafen im Uni-Gesetz. Der geplante Aufnahmetest schreckte viele ab: An den Unis Wien und Klagenfurt gab es sogar weniger Bewerber als Plätze, an der Uni Salzburg nur geringfügig mehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.