Universität: Neue Voranmeldung als Flop

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Die Anmeldezahlen sind teilweise exorbitant. Doch aussagekräftig sind sie nicht. Rektorenchef Hans Sünkel ist für eine Limitierung. Wissenschaftsminister Töchterle ist offen für Verbesserungen.

Vor dem Wiener Austria Center sitzen junge Frauen und Männer mit Kaffee, rauchen eine letzte Zigarette, werfen noch einen Blick in ihre Unterlagen. Für sie geht es darum, einen Studienplatz in Psychologie zu ergattern. 1550Kandidaten sind erschienen, 600Plätze werden vergeben. Nervosität spürt man dennoch kaum, die Stimmung ist gelöst. Die meisten Bewerber haben einen Plan B für den Fall des Scheiterns, andere fühlen sich einfach gut vorbereitet.

„Ich habe gut gelernt, es wird schon klappen“, sagt die 21-jährige Katja, die darauf wartet, durch die Sicherheitsschleusen in den Prüfungssaal eingelassen zu werden. 150Minuten haben die Bewerber, um in einem schriftlichen Test ihre Eignung unter Beweis zu stellen. Zum zweiten Mal siebten die Unis Wien, Salzburg, Innsbruck und Graz Donnerstag die Bewerber für österreichweit 1429 Studienplätze auf diese Weise aus, in Klagenfurt zum ersten Mal. Ende September ist klar, wer einen Platz bekommt.

In Salzburg bereitet die Hochschülerschaft einen Musterprozess gegen die dortige Einhebung der Prüfungsgebühr von 30Euro vor. Während der Aufnahmetest für Psychologie sonst aber kaum mehr für Aufregung sorgt, löst ein anderes Thema Kontroversen aus: die neue, verpflichtende Voranmeldung an den Unis.

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Exorbitante Anmeldezahlen

In der Nacht auf Donnerstag endete um Punkt Mitternacht die Frist für die Online-Anmeldung. Nun sind die ersten Zahlen da – und sie sind teilweise exorbitant. Doch aussagekräftig sind sie nicht, stellten die Unis bereits im Vorfeld klar. Denn Interessenten konnten sich für beliebig viele Fächer und auch beliebig viele Unis anmelden.

So gingen an der Uni Wien knapp mehr als 40.000Anmeldungen für Studien ein, die von etwa 30.000 Studieninteressenten kommen. Die Zahl ist mehr als doppelt so hoch wie die der Studienanfänger im Vorjahr (14.800, siehe auch Grafik unten). Darin enthalten sind aber auch jene Studenten, die ihr Studium wechseln bzw. sich für den Master angemeldet haben. Auch in Innsbruck ist man mit einer großen Anzahl an Interessenten konfrontiert: Mit 11.081 sind es fast doppelt so viele wie Erstsemestrige im Vorjahr. An der Uni Graz haben sich 11.282 Personen vorangemeldet, im Vorjahr begannen 4564 ein Studium. Die Uni Klagenfurt zählt 2598 Vorangemeldete, ein Plus von 50Prozent. An der Wiener Wirtschaftsuni haben sich 8360 Interessenten angemeldet, darunter 5600, die ein Bachelorstudium beginnen wollen (2010: 4150 Bacheloranfänger).

Sünkel für Beschränkung

Dass diese Zahlen nicht die erhoffte Planungssicherheit bringen werden, darin sind sich die Unis einig. Endgültige Klarheit über die Zahl der Studienanfänger wird – wie gehabt – erst herrschen, wenn die Inskriptionszeit verstrichen ist, also Ende November. Erst dann stellt sich heraus, wie viele der Vorangemeldeten sich tatsächlich für ein Studium eingeschrieben haben. Für Ressourcenplanungen an den Unis ist es dann zu spät.

„Nur zu wissen, dass nicht mehr als doppelt so viele Studenten als im Vorjahr an die Uni Wien zukommen, ist nicht besonders sinnvoll“, kritisierte Rektorenchef Hans Sünkel gegenüber der Austria Presse Agentur. Doch wenn der Gesetzgeber beliebig viele Voranmeldungen zulasse, dürfe er sich nicht wundern, wenn seitens der Studierenden auch davon Gebrauch gemacht werde. Sünkel fordert eine „Nachjustierung“ der Regelung: „Ich könnte mir vorstellen, dass man man eine Prioritätenreihung durchführt, einerseits in Bezug auf die zu wählenden Studienangebote, als auch in Bezug auf die zu besuchenden Universitäten.“ Die Studenten sollen dabei jeweils maximal drei Möglichkeiten zur Wahl haben. Zudem ergebe eine Voranmeldung ohne verpflichtende Studienwahlberatung (diese wurde von heuer auf 2012 verschoben) wenig Sinn. Auch die Hochschülerschaft übte am Donnerstag scharfe Kritik: Die Voranmeldung sei der „Flop des Jahres“ gewesen.

Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) zeigte sich offen für eine Adaptierung. Er halte das Prinzip für gut, die Regelung habe aber offensichtlich nicht die gewünschte Erhöhung der Planbarkeit gebracht. Töchterle will die Voranmeldung nun gemeinsam mit den Unis verbessern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2011)

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