Mäzene gesucht: Milde Gaben für die Unis

Maezene gesucht Milde Gaben
Maezene gesucht Milde Gaben(c) REUTERS (STRINGER/AUSTRIA)
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Vom professionellen Spendensammeln sind Österreichs Universitäten weit entfernt, an einigen Hochschulen kommt der Bereich Fundraising aber langsam in die Gänge. Ein Überblick.

Wien. Kürzlich griff der austro-kanadische Unternehmer Frank Stronach wieder einmal in die Tasche – und verhalf einer österreichischen Uni zu einem kleinen Geldsegen: Über eine Stiftung steckt Stronach in den kommenden beiden Jahren 200.000 Euro in eine Forschungsgruppe, die an der Universität Graz unter anderem zu Demokratie und Bildung forschen soll.

Meldungen wie diese sind selten in Österreich. Denn vom professionellen Spendensammeln sind die meisten Universitäten weit entfernt – auch, wenn immer häufiger von der notwendigen Diversifizierung der Finanzierung gesprochen wird. Fundraising braucht Fachwissen, Geld und Leidenschaft (an der Uni-Spitze) – an den heimischen Unis fehlt bis auf wenige Ausnahmen alles. Zudem, so argumentieren viele, gebe es hierzulande – im Gegensatz etwa zu den USA – dafür schlichtweg keine Tradition.

Aber immerhin: Auch wenn sie kaum an die Erträge US-amerikanischer Elite-Institutionen herankommen werden, probieren einige österreichische Universitäten mittlerweile aus, was passiert, wenn man amerikanische Methoden auf Österreich überträgt.



• TU Graz. Was Stanford oder Berkeley schon lange haben, hat mit der TU Graz seit dem Frühjahr dieses Jahres auch eine heimische Uni: einen „Spenden-Button“ auf ihrer Homepage. Die potenziellen Mäzene können ihre Spende so gezielt einem Institut oder dem Uni-Sozialfonds zukommen lassen – auch anonym. Mit ihrem Button und einer zentralen Fundraising-Stelle gehört die Uni beim Geldsammeln zu den Vorreitern – das Resultat ist aber nach wie vor bescheiden: In diesem Jahr lukriert sie dadurch rund 200.000 Euro. Namhafte Beträge kommen (wie an den meisten anderen Unis) am ehesten aus der Wirtschaft. Österreichweites Highlight: das – ebenso von Frank Stronach finanzierte – Institut für Fahrzeugtechnik an der Grazer TU, in das von 2003 bis 2013 rund 24 Millionen Euro fließen.

• Med-Uni Wien. Auch die Med-Uni stellt ihre Fundraising-Aktivitäten neu auf. Mit Hilfe eines internationale Beratungsgremiums soll eine Visibility-Studie durchgeführt werden. Angedacht sei auch eine die Etablierung einer eigene Sponsoringabteilung, – oder gar eines eigenen Gremiums universitätsnaher Personen (etwa früherer Uni-Räte) für die „eigentlichen Canossagänge“, heißt es.

• Montanuni Leoben. Gerade erst hat die Montanuni einen Lesesaal durch die Spende eines Absolventen neu gestaltet. Jetzt soll das Fundraising professionalisiert werden: Künftig soll eine eigene Stelle die Alumni betreuen. Immerhin sei die Verbundenheit der Montanisten mit ihrer Hochschule enger als an vielen anderen Unis.

• Uni Linz. Auch in Linz, wo es bereits jetzt Hörsaalsponsoring durch Partner wie etwa Raiffeisen gibt, arbeitet man an einem Sponsoringkonzept. Präsentiert werden soll es Anfang 2012, sagt Vizerektor Friedrich Roithmayr. Beraten lässt man sich von Partner-Unis aus dem angloamerikanischen Raum. „In Österreich verbindet man Sponsoring meist mit der Tradition, Werbegeschenke für Veranstaltungen oder Buffets zu finanzieren. Damit kann eine Uni keine großen Sprünge machen“, sagt Roithmayr. Im neuen Konzept wolle setze man daher vor allem auf Nachhaltigkeit.

• Paracelsus Universität. An der medizinischen Privatuni in Salzburg sind private Zuwendungen fixer Bestandteil der Finanzierung und machen rund ein Viertel des Budgets aus. Insgesamt hat die Uni rund 100 Sponsoren, mehrere davon sogar mit Spenden in Höhe von mehr als einer Million Euro. Um längerfristig planen zu können, werden Vereinbarungen über fünf Jahre abgeschlossen.

• Universität Wien. An der größten Uni des Landes sucht man vergeblich nach einer gesamtuniversitären Stelle für Fundraising. Die Aufgabe liegt bei den einzelnen Fakultäten – mit dem Schwerpunkt Stiftungsprofessuren. Das Rektorat will die Aktivitäten ausbauen. Im Vorjahr hat die Uni Wien knapp zwei Millionen Euro erhalten.

• TU Wien. Erst kürzlich hat die Wiener TU einen Gala-Nacht der Technik veranstaltet – um private Spenden ging es dabei allerdings nicht. Die TU setzt auf Kooperationen mit der Wirtschaft, privates Geld steht nicht im Fokus des Rektorats: Man leiste Großartiges und wolle daher nichts geschenkt bekommen. Nein sagt man zu Spenden allerdings nicht: Eine Forschungsgruppe wie die an der Uni Graz ist auch an der TU im Aufbau. Finanziert von Frank Stronach.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2011)

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