Anerkennung: Weniger Hürden für gebildete Migranten

Auslaendische Akademiker sollen leichter
Auslaendische Akademiker sollen leichter(c) REUTERS (JASON LEE)
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Konsequenzen aus einer ernüchternden Ausländer-Studie: Für die Anerkennung von Uni-Abschlüssen soll eine zentrale Stelle geschaffen werden. Außerdem sollen die Anträge rascher bearbeitet werden.

Der indische Architekt, der in Wien Taxi fährt, die ukrainische Diplomingenieurin, die Büros putzt oder die nordafrikanische Ärztin, die hierzulande als Pflegehelferin arbeitet: Sie sind alles andere als Einzelfälle. Viele Migranten haben eine gute Ausbildung, werden aber in Österreich teils weit unter ihrer Qualifikation eingesetzt. Schuld daran ist auch, dass die Anerkennung eines ausländischen Abschlusses oft mit bürokratischen Hürden verbunden ist.

Für Akademiker aus Drittstaaten soll es künftig leichter und einfacher werden, ihren Titel in Österreich anerkennen zu lassen, kündigten Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle und Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (beide ÖVP) gestern, Montag, in einer Pressekonferenz an. Erster Schritt: eine zentrale Anlaufstelle. Dafür wird die bestehende Stelle im Uni-Ministerium – das National Academic Recognition Information Centre (NARIC) – ausgebaut.

Künftig müssen Nicht-EU-Akademiker nicht mehr selbst herausfinden, welche Uni für sie zuständig ist, sondern können ihre Anträge direkt bei der zentralen Stelle einreichen, die sie an die jeweilige Hochschule weiterleitet. Außerdem sollen Anträge künftig rascher abgewickelt werden. Die maximale Bearbeitungszeit an den Unis, die weiter für die Nostrifizierung zuständig sind, soll halbiert werden: Statt derzeit sechs Monate soll es bis zu einer Entscheidung künftig höchstens drei Monate dauern. Die Unis haben bereits zugestimmt.

Eigene Stelle für Mediziner

Geht es nach Töchterle, soll es für Mediziner, die rund die Hälfte der derzeit rund 200 jährlichen Nostrifizierungsanträge ausmachen, eine eigene Stelle geben. Dort sollen die drei Med-Unis Wien, Innsbruck und Graz ihre Kompetenzen bündeln, um Verfahren zu verbessern und zu beschleunigen.

Jene Abschlüsse, die für die Ausübung eines Berufs nicht nostrifiziert werden müssen – ein Beispiel wäre etwa ein Diplom in Informatik –, sollen besser vergleichbar gemacht werden: Das NARIC soll unbürokratisch innerhalb weniger Tage ein Gutachten erstellen, welchem Studium bzw. Level – Bachelor, Diplom, Master oder anderes – der Abschluss hierzulande entspricht und ob die Hochschule im Drittstaat akkreditiert ist.

„Integration funktioniert durch Leistung“, so das Credo von Staatssekretär Kurz. „Diese Leistung muss man einfordern, aber wenn sie einmal erbracht wurde, dann muss man sie auch anerkennen. Wer im Ausland eine gute Ausbildung gemacht hat, der soll bei uns nicht Taxi fahren müssen.“

Neben Uni-Abschlüssen sollen auch Schul- und Berufsabschlüsse künftig schneller und unkomplizierter anerkannt werden. Dazu gebe es bereits Gespräche mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer  und Unterrichtsministerin Claudia Schmied (beide SPÖ), sagte Kurz. Eine zentrale Stelle für alle Arten von Abschlüssen – wie sie etwa die Arbeiterkammer in einer ersten Reaktion fordert – ist derzeit aber nicht geplant.

Ein zweiter Schwachpunkt: Der inhaltliche Bereich der Nostrifizierung wird nicht angetastet. Kritiker monieren, dass Unis bei der Anerkennung womöglich sehr rigide vorgehen und (zu) viel Wert auf formal-inhaltliche Kritieren legen. Der Ansatz müsse aber sein, stärker kompetenzorientiert vorzugehen, meint etwa Heinz Fassmann, Vorsitzender des Expertenrats für Integration zur „Presse“.

Den Ausschlag für die Beschäftigung gab eine Studie der Wiener Arbeiterkammer (AK) aus dem Jänner: Sie hatte ergeben, dass Migranten auf den österreichischen Arbeitsmarkt deutlich benachteiligt sind. Ein Drittel der Beschäftigten mit Migrationshintergrund hat demnach einen Job unter seinem eigentlichen Ausbildungsniveau, Frauen sind noch stärker belastet als Männer.

(beba)

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