1946 beteiligten sich 80 Prozent der Studenten an der Wahl, seit 20 Jahren nur noch jeder dritte.
Wien. Seit Jahren schon stellt sich bei jeder ÖH-Wahl die Frage: Wie viele der Studenten gehen hin? Die Latte liegt jedenfalls nicht sonderlich hoch. Seit inzwischen mehr als 20 Jahren macht nicht einmal jeder dritte Student von seinem Wahlrecht Gebrauch. Bei der vorigen ÖH-Wahl im Jahr 2013 waren es knapp 28 Prozent.
Es gibt offenbar einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Studenten und der Wahlbeteiligung – und zwar einen umgekehrten: Je mehr Wahlberechtigte es gibt, desto weniger gehen relativ gesehen wählen. Am ersten Urnengang nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1946 beteiligten sich noch rund 80 Prozent der damals knapp 27.000 Studenten. Bis zum Jahr 1967 gingen stets zwischen 60 und 70 Prozent der Studenten zur Wahl ihrer Vertretung.
Ab 1969 setzte gleichzeitig mit der massiven Studentenexpansion der rapide Rückgang ein: Nur noch gut die Hälfte der Studierenden ging zur Wahl (53 Prozent). Seit dem Jahr 1975 mit 40 Prozent ist die Wahlbeteiligung nicht mehr über die 40-Prozent-Marke geklettert. Seit 1985 dümpelt sie bei um die 30 Prozent dahin. Im Jahr 2009 wurde mit 25,7 Prozent Wahlbeteiligung der bisherige Tiefstpunkt erreicht – und das, obwohl es bei diesem Urnengang die bisher einzige Möglichkeit gab, seine Stimme per E-Voting online abzugeben.
Kaum Wahlkarten beantragt
Diesmal sollte die neu etablierte Briefwahl dazu beitragen, dass die Wahlbeteiligung steigt. Diese Hoffnung wird sich aber nicht erfüllen: Das Interesse der Studenten ist enden wollend. Nur 0,9 Prozent der Studierenden – nämlich exakt 2918 – haben eine Wahlkarte beantragt.
Wer seine Stimme per Brief abgeben will, muss sich beeilen: Die Karten müssen spätestens heute, Mittwoch, um 18 Uhr bei der Wahlkommission eintreffen. Alle Wahllokale und Öffnungszeiten findet man online. (APA/red.)
Alle Wahllokale: wahl.oeh.ac.at
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2015)
