Gras will 800 Euro für alle: „Es gibt keine reichen Studierenden“

Martina Gasteiger ist die Spitzenkandidatin der Gras bei der ÖH-Wahl.
Martina Gasteiger ist die Spitzenkandidatin der Gras bei der ÖH-Wahl. (c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Marita Gasteiger, Spitzenkandidatin der Grünen und alternativen Studierenden, über interne Konflikte und sinnlose Motivationsschreiben.

Die Gras ist die zweitstärkste ÖH- Fraktion. Ihr Streit mit den Grünen Studierenden hat die Grünen in eine Krise gestürzt. Ein Gespräch mit der Gras-Spitzenkandidatin.

Die Presse: Haben Sie den Konflikt zwischen ihrer Fraktion, der Gras, und den Grünen Studierenden jemals wirklich verstanden?

Marita Gasteiger: Ich habe nicht verstanden, wie man die eigene Bewegung, also die Grünen, derart beschädigen kann.

Wie beschädigt ist die Gras?

Die Gras ist überhaupt nicht beschädigt. Es geht bei den Grünen Studierenden nur um eine Splittergruppe, die an Hochschulen in Graz und in Linz kandidieren will.

Worum ging es denn wirklich in diesem Streit?

Es ging nie um Inhalte, sondern um Macht und Ressourcen.

Gibt es also keinen einzigen inhaltlichen Unterschied?

Ich habe von den Grünen Studierenden bis heute kein Programm gesehen.


Die Grünen Studierenden haben an der Gras eines kritisiert: das Einstimmigkeitsprinzip.

Die Gras hat das Konsensprinzip nicht erst gestern erfunden. Wir arbeiten seit Jahren und Jahrzehnten gut nach diesem Prinzip. Wir würgen Diskussionen nicht ab, indem wir abstimmen. Wir diskutieren das Ganze aus. Das kann manchmal etwas länger dauern, aber was am Ende steht, ist eine Lösung, zu der alle stehen. Das macht die Umsetzung wesentlich einfacher.


Die Tiroler Grünen-Chefin, Ingrid Felipe, hat der Krisenkommunikation der Grünen damals eine „schwache Vier“ gegeben. Wie beurteilen Sie den Umgang der Partei mit dem Problem?

Ich kann nur so viel sagen: Die Gras hat in dem Ganzen immer alles richtig gemacht. Wir haben immer Gesprächsbereitschaft signalisiert. Dennoch bedauern wir natürlich, was passiert ist.

Die Gras ist ganz klar gegen Studiengebühren. Doch wie stehen sie eigentlich zu den von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner vorgeschlagenen Motivationsschreiben?

Sie sind einfach ein sinnloser, bürokratischer Mehraufwand. Motivationsschreiben helfen einer Person nicht rauszufinden, ob dieses Studium richtig für sie ist.

Wie kann eine Person das herausfinden?

Die Gras schlägt ein Studium generale vor. Man kann sich also im ersten Semester in verschiedene Lehrveranstaltungen setzen. Erst dann soll man sich für ein Fach entscheiden. Die absolvierten Lehrveranstaltungen sollen allesamt angerechnet werden.

Die Gras setzt sich für ein Grundstipendium von über 800 Euro ein. Das sollen alle bekommen – auch das Kind vom Vorstandsvorsitzenden, vom Bundeskanzler und dem Lottosechsergewinner. Welchen Sinn hat das denn?

Es gibt keine reichen Studierenden, sondern nur reiche Eltern. Auch wenn jemand reiche Eltern hat, heißt das noch lange nicht, dass diese Person von den Eltern unterstützt wird.

Rechtlich sind Eltern ab einem gewissen Einkommen aber dazu verpflichtet, ihren Kindern das Studium zu finanzieren.

Das stimmt zwar, das würde aber bedeuten, dass Kinder ihre Eltern klagen müssen. Das macht niemand gerne.


Die ÖH steht in der Kritik, weil sie sich oft um Allgemeinpolitik, die wenig mit den Studierenden zu tun hat, kümmert. Können Sie diese Kritik verstehen?

Die Unis sind ein Teil unserer Gesellschaft und als solche hat die ÖH eine gesellschaftliche Verantwortung. Die nimmt sie wahr. Das ist auch gut so.

Geht es nicht zu weit, wenn die ÖH etwa Pressemeldungen für die „Plattform Radikale Linke“ verschickt?

Dass die ÖH dem sich in Aufschwung befindlichen Rechtsextremismus etwas entgegensetzt, ist eklatant wichtig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2017)

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