Aus dem Vollen schöpfen

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Einbeziehung fremder Ideen, Vernetzung mit aller Welt, Austausch mit diversen Branchen – bei der Wertschöpfung ist Offenheit angesagt.

„Wir leben in einer Zeit sprunghaft gestiegener Dynamik und Komplexität. Globalisierung, demografische Herausforderungen, Finanzkrise, neue Technologien, Internet, Mobilkommunikation oder Klimaveränderung fordern auch im Innovationsmanagement neue Wege“, sagt Christopher Lettl vom WU-Institut für Entrepreneurship und Innovation. „Zunehmend müssen Unternehmen auch ihr gesamtes Geschäftsmodell hinterfragen, modifizieren beziehungsweise komplett neu designen. Dem Thema Business Model Innovation wird sowohl in der Praxis als auch in der Wissenschaft und Lehre eine immer größer werdende Bedeutung beigemessen“, so Lettl.

Open Innovation

Unternehmen werden in diesem Sinne künftig viel stärker auf externe Innovationen und Ideen zugreifen, und gleichzeitig ungenutzte eigene Ideen und Technologien auch für andere Marktteilnehmer verfügbar machen müssen. „Für die Manager von morgen bedeutet dies, dass bloße Fachkenntnisse auf dem einen oder anderen Gebiet nicht mehr ausreichen. Vielmehr kommt es auf die Kombination von Bereichen wie Strategie, Innovation, Organisation und Change Management und auf die Verknüpfung von analytischen und kreativen, sozialen und interkulturellen Kompetenzen an, um als Entrepreneur erfolgreich gestalten zu können“, so Nikolaus Franke, Leiter des Instituts für Entrepreneurship und Innovation.

Im englischsprachigen WU-Masterprogramm Strategy, Innovation and Management Control werden diese Fachbereiche kombiniert, um Manager auf ihre Rolle als Organisationsführer vorzubereiten. „Open und User Innovation lauten die neuen Paradigmen. Früher waren User passive Konsumenten, die von den Unternehmen als Quelle für Innovationsinput nicht sehr ernst genommen wurden. Produktentwicklung und Innovation fand in Forschungs- und Entwicklungslabors statt. Heute ist die Welt vernetzt und User wie Unternehmen können sich weltweit zusammenschließen, sich zu neuen Ideen austauschen, sich bei der Umsetzung unterstützen und auf diese Weise innovative neue Produkte und Dienstleistungen schaffen“, so Franke. Der Fokus des Programms liegt auf der Herausbildung der Fähigkeit, neue unternehmerische Anforderungen zu identifizieren, um Strategien für nachhaltigen Erfolg entwerfen zu können. Ebenso wichtig sind dabei die Organisationsplanung für die Implementierung dieser Strategien und Management Control.

Wegweisende Ideen

„Nur wenn es Firmen gelingt, neue Geschäftsmodelle und Produkte zu entwickeln, die wegweisend sind und einen echten Kundennutzen schaffen, können Unternehmen bestehen und wachsen“, meint Wolfgang H. Güttel, wissenschaftlicher Leiter der Limak Austrian Business School.

Auf die Herausforderungen eines zukunftsgerichteten Innovationsmanagements fokussiert das MBA-Programm Innovation Management 2.0 (18 Monate plus Master-Thesis). „Vermittelt wird unter anderem, welche Faktoren Innovationserfolge erlauben, oder wie eine innovative Idee bis zur Markteinführung begleitet werden soll. Schwerpunkte liegen dabei auf dem Konzept der Open Innovation und dem Verständnis für Business Model Innovation“, erläutert der akademische Programmleiter Johann Füller. Die vermittelten theoretischen Aspekte werden zudem im Rahmen eines Hands-on-Projekts praktisch nähergebracht. „Durch die physische Interaktion wird das sogenannte ,Experiential Learning‘ ermöglicht. Das Erlernte kann durch die praktische Anwendung besser verstanden und so einfacher auf Projekte in Unternehmen übertragen werden“, so Füller.

Ergänzend stehen auf dem Masterplan Inhalte wie strategisches Management in einer globalen Welt, Finanzmanagement, Führung und Gruppe oder Führung und Organisation. Als „Specific Benefits“ werden individuelles Coaching von Studierenden und Auslandstraining im Rahmen einer Studienreise angeboten.

Führungskräften und Nachwuchsmanagern näherzubringen, wie Innovationsprozesse zu steuern beziehungsweise wie innovative Technologien, Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln sind, ist auch das Ziel des Masterprogramms Innovationsmanagement (vier Semester, berufsbegleitend) an der Donau-Universität Krems. „Die Schwerpunkte sind strategisches Innovationsmanagement sowie operatives Innovationsmanagement (Ideenfindung, Ideenbewertung, Ideenrealisierung, Ideenverwertung)“, erklärt Lehrgangsleiter Florian Halm.

Internationale Entwicklungen

Berücksichtigt werden wie an der WU oder der Limak neue internationale Entwicklungen im Innovationsmanagement wie Open Innovation oder das Lead-User-Konzept, bei dem trendführende User aktiv gesucht und in Innovationsworkshops eingebunden werden. Technologie- und Produktmanagement, Finanzierung sowie Marketing und Recht im Innovationsmanagement runden ein Programmangebot ab, das Präsenzphasen in geblockten Modulen mit dem Einsatz von E-Learning kombiniert.

Künstlerische Herangehensweise

Für Management-Bildungsangebote in Sachen Innovation (unter anderem in Form von Executive und Presidents MBA) steht auch in unmittelbarer Nähe zur österreichischen Grenze die slowenische IEDC Bled School of Management. So hat die IEDC etwa Kunst in die Managementausbildung integriert und als eine der weltweit ersten Institutionen das Thema Art and Leadership in ihre Executive-MBA-Programme aufgenommen. „Im Lauf von acht vollen Tagen des Studienplans arbeitet eine Reihe von Künstlern aus verschiedenen Disziplinen mit den Teilnehmern und helfen ihnen, durch die Perspektiven von Kunst, Wissenschaft und Sport Phänomene der Wirtschaft und alle Aspekte von Leadership umfassend zu analysieren“, erläutert Ian Sutherland, Deputy Dean for Research. Auch was die Einführung von Ethik und Ästhetik in den Studienplan betrifft, nimmt die IEDC eine Vorreiterrolle ein. „Bereits vor über 20 Jahren wurden in alle längeren Management-Programme Seminare zu Ethik aufgenommen“, betont IEDC-Präsidentin Danica Purg, die ihre Business School als eine Bildungsstätte definiert, „die Manager nicht nur besuchen, um sich zu bilden, sondern auch um sich inspirieren zu lassen“. Im Fokus stehen dabei insbesondere Innovationsthemen wie Open Innovation und Open Services Innovation. Über deren Bedeutung referierte beim jüngsten IEDC-Business-Leader-Forum – „President's forum“ – Mitte Oktober unter anderem Henry Chesbrough, Professor an der Haas School of Business der University of California, Berkeley: „Das wichtigste Business-Paradigma des letzten Jahrzehnts heißt ganz klar Open Innovation. Daran werden sich große Unternehmen in Zukunft stärker denn je orientieren müssen.“ Unternehmen wie 3M, IBM, Lego, Procter&Gamble oder Apple tun dies bereits – österreichische Firmen zeigen langsam Interesse an der Zusammenarbeit mit Experten des neuen Innovationsbegriffs.

Auf einen Blick

Open Innovation / offene Innovation bezeichnet die Öffnung des Innovationsprozesses von Organisationen und meint die aktive strategische Nutzung von Ideenquellen außerhalb des Unternehmens – Netzwerke, Plattformen, Zusammenschlüsse – zur Vergrößerung des Innovationspotenzials.

Die Nutzung dieses Wissens soll unter Anwendung interner und externer Vermarktungswege helfen, weitere Innovationen zu generieren und zu implementieren.

User Innovation/ Innovation durch Anwender und Nutzer bezeichnet die Verwertung von Ideen von Konsumenten, die selbst ein Interesse an der Verbesserung des Produkts oder der Dienstleistung haben.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.ext www.wu.ac.at

www.limak.at

www.donau-uni.ac.at

www.iedc.si

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2012)

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