Bewerbung und Aufnahme. Wie kommt man an eine FH? Warum gibt es ein Aufnahmeverfahren – und wie funktioniert es? Wie man sich auf ein FH-Studium am besten vorbereitet. von alexia weiss und daniela mathis
Studieren ja, aber was? Und wo? Dieser Frage sollten sich Interessierte bald stellen – denn die Fristen für die Anmeldung fallen bei manchen Fachhochschulen teilweise recht früh aus. Und in manchen Studien raufen bekanntlich viele angehende Studierende um einen Platz. Denn während an den Unis Zugangsbeschränkungen nur teilweise vorhanden sind, gibt es an den FH von vornherein nur eine bestimmte Zahl an Plätzen pro Studienangebot (siehe auch Seite F2).
Besonders beliebt ist derzeit übrigens der Gesundheitsbereich, Beispiel Physiotherapie: Hier gibt es an der FH St. Pölten 19 Bewerber pro Studienplatz. In der Studienrichtung Diätologie sind es zehn. Auch die FH Joanneum erhält für Studienplätze im Bereich Gesundheit im Schnitt zehnmal so viele Bewerbungen als schließlich Studierende aufgenommen werden können, sagt FH-Sprecherin Kathrin Podbrecnik.
1Was sollte man bei der Studienwahl bedenken?
Ob technisch, wirtschaftlich, kreativ oder medizinisch ausgerichtet: „Am Ende wird nur der Erfolg haben, der sich auch wirklich für die Materie interessiert“, meint Martina Landl, Kommunikationschefin der FH Burgenland. Sie empfiehlt daher, sich darauf zu konzentrieren, die eigenen Interessen und Vorlieben herauszufinden. „Von Meinungen anderer sollte man sich nicht beeinflussen lassen“ – übrigens auch nicht von den Ratschlägen der Eltern. Ziemlich oft sei der Satz „Das ist nichts für dich“ zu hören. Doch nur man selbst weiß, wofür man sich wirklich interessiert.
Podbrecnik rät zudem, in die Überlegungen auch Jobchancen, Verdienstmöglichkeiten, Aufstiegschancen und Krisenfestigkeit der Branche mit einzubeziehen. „Die Bereiche Technik und IT haben das größte Zukunftspotenzial. Sich etwas zutrauen – und auch etwas zumuten – und seine Träume verwirklichen ist wichtig“, betont sie. Die Chance, einen technischen Studienplatz zu ergattern, ist zudem weit höher als, siehe eingangs, im Bereich Gesundheit. An der FH Joanneum gibt es im Bereich Technik im Schnitt nur zwei Bewerbungen pro Platz.
2Wo kann ich mich über die FH-Studiengänge informieren?
Einen Überblick über alle Angebote auf dem FH-Sektor findet man in gedruckter Form im FH-Guide, der jedes Jahr aktualisiert herausgegeben wird, oder elektronisch auf der Homepage der Fachhochschulen. Sinnvoll ist es auch, Tage der offenen Tür zu nutzen, Schnupperlehrveranstaltungen zu besuchen und mit Studierenden der FH in Kontakt zu treten. Nähere Infos zu den einzelnen Studiengängen gibt es natürlich bei den entsprechenden FH.
3Welches Vorwissen ist notwendig?
Zugangsvoraussetzungen sind wie bei einer Uni Matura, Berufsreifeprüfung, Studienberechtigungsprüfung oder der Abschluss einer facheinschlägigen Lehre sowie der Abschluss einer berufsbildenden mittleren Schule plus Zusatzprüfungen. Die deutsche FH-Reife wird natürlich anerkannt.
4Wie bewirbt man sich richtig? Was gilt es zu beachten?
Die erforderlichen Unterlagen – je nach Fachhochschule unterschiedlich – werden per Post oder online abgesendet. Wessen Bewerbung angenommen wird, wird zum Aufnahmeverfahren eingeladen. Doppelbewerbungen sind nicht immer möglich, auch hier gilt es, sich vorab zu informieren. An jenen FH, die sowohl Frühlings- als auch Sommerbewerbungstermine für den darauffolgenden Herbst anbieten, kann man es bei Ablehnung allerdings noch in einem anderem Studiengang probieren.
5Warum gibt es ein Aufnahmeverfahren?
Um die zur Verfügung stehenden Plätze möglichst fair zu vergeben, sollen die dafür geeignetsten Bewerber herausgefiltert werden. Grundsätzlich hängen die Aufnahmeverfahren daher von der Zahl der Bewerber und dem Thema ab. Meist ist es so, dass in technischen Studienrichtungen die Verfahren leichter sind, weil es nicht so viele Bewerber gibt. An vielen FH, etwa an der FH des bfi Wien, ist man beim Auswahlverfahren um Chancengleichheit auch hinsichtlich des Ausbildungsweges bemüht, den die Kandidaten zuvor beschritten haben. Für jede Zugangsberechtigungsgruppe gibt es daher ein aliquotes Ranking, so FH-Sprecherin Johanna Pirkfellner.
6Wie funktionieren Aufnahmeverfahren?
Da das Verfahren je nach FH und Studiengang immer anders abläuft, gilt es, sich direkt an der betreffenden FH zu informieren. An der FH des bfi Wien beispielsweise gibt es einerseits ein strukturiertes Interview, andererseits einen Multiple-Choice-Test, erzählt Pirkfellner.
An der FH St. Pölten sieht es in jeder Studienrichtung anders aus. Wer sich für Diätologie interessiert, muss sowohl zwei schriftlichen Tests – einen kognitiven Leistungstest und einen fachspezifischen Test – als auch ein persönliches Aufnahmegespräch absolvieren, sagt die Leiterin der Kommunikationsabteilung, Irene Michl. Der Weg zu einem Platz im BA-Studiengang „Soziale Arbeit“ führt über einen Motivationsbericht, einen Test über sprachliche Fähigkeiten und sozialpolitische Kenntnisse, ein Gruppen-Assessment und ein persönliches Gespräch. Wer wiederum in die Richtungen Medientechnik, Eisenbahn-Infrastrukturtechnik oder IT-Security gehen möchte, braucht gute Noten im Maturazeugnis. Im Auswahlverfahren wird nämlich die Durchschnittsnote des Zeugnisses ebenso herangezogen wie ein EDV-basierter Eignungstest und ein Aufnahmegespräch.
7Wie kann man sich auf die Verfahren vorbereiten?
Auf der Homepage der FH werden zur Vorbereitung auf die Aufnahme Tipps und Infos, aber oft auch konkrete Skripten oder Literaturlisten angeboten. Und es empfiehlt sich, sich Gedanken über die eigenen beruflichen Ziele und Wünsche zu machen: Was erwartet man sich vom Studium? Welche Motivation treibt einen an? Wie will man sich präsentieren?
8Kann man sich noch einmal bewerben, wenn es nicht klappt?
Grundsätzlich spricht nichts dagegen. Wer es noch einmal probieren will, kann dies beim nächsten Termin mit denselben Chancen wie beim ersten Versuch tun.
Schritte zum FH-Glück
Informieren: Studiengang nach reiflicher Überlegung aussuchen.
Bewerben: Post nach jeweiligen Kriterien gemäß absenden.
Aufnahmeverfahren durchlaufen: Wird man zum Verfahren eingeladen, die Tipps der jeweiligen FH beachten und sich Gedanken darüber machen, wie man sich präsentieren möchte.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2013)