HR-Management: Verbrannte Erde muss nicht sein

HR-Management
HR-Management(c) Erwin Wodicka
  • Drucken

Wie gehen Personaler mit den Schattenseiten ihres Jobs wie Kündigungen oder Konflikten professionell um? Wo kann man es lernen?

So erstrebenswert eine Tätigkeit im HR-Bereich für viele auch sein mag, sie ist zweifellos mit gewissen Schattenseiten verbunden. Dazu gehört mit Sicherheit die Notwendigkeit, sich von Mitarbeitern zu trennen – eine Thematik, die vor allem im aktuell schwachen wirtschaftlichen Umfeld omnipräsent ist. Gleichzeitig gilt es auch, Entwicklungen wie der zunehmenden Zahl an psychischen – und mit der Arbeit zusammenhängenden – Erkrankungen Rechnung zu tragen, etwa dem Burn-out-Syndrom (siehe Artikel rechts). Und nicht zuletzt gehört auch der Umgang mit Konflikten zwischen Mitarbeitern zu den gewöhnungsbedürftigen Aufgaben. Wie man konkret in schwierigen Situationen vorgeht, können Personalisten und Führungskräfte in speziellen Weiterbildungskursen lernen.

Kündigen: Immer persönlich

Wie es bei Kündigungen im Idealfall nicht laufen sollte, führt der US-Film „Up in the Air“ vor Augen. George Clooney spielt hier Ryan Bingham, der im Auftrag seines Arbeitgebers quer durch die USA reist, um Arbeitnehmer zu entlassen – für Firmen, die sich das selbst nicht zumuten wollen. Um Kosten zu sparen, werden auch Entlassungen über Videokonferenzen vorgenommen – bis eine junge, derart gefeuerte Kollegin Selbstmord begeht.

Für die Personalexpertin Irmgard Barosch sollten HR-Manager bei Kündigungen unbedingt persönlich anwesend sein, auch wenn sie einräumt, dass durchaus auch professionelle Coaches zur Unterstützung zugezogen werden können. Deren Aufgabe sei es, im Rahmen des Kündigungsgesprächs eine neutrale Rolle einzunehmen. So oder so gelte es jedenfalls, wahrheitsgetreu und authentisch aufzutreten und gleichzeitig den Betroffenen eine Zukunftsperspektive aufzuzeigen. Da gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten oft langjährige Mitarbeiter von Personalkürzungen betroffen wären, sei es wichtig, keine verbrannte Erde zu hinterlassen. „Falls sich die Lage bessert, greift man auf sie oft zurück“, so die Expertin.

Ehrliche und offene Kommunikation

Wichtig sei es laut Barosch, Kündigungen umfassend vor- und nachzubereiten. Etwaige Schritte sollten so schnell wie möglich gesetzt werden, um zu verhindern, dass sich unter den anderen Mitarbeitern die Angst ausbreitet. Sie würden schließlich zurückbleiben und oft mehr zu tun haben als vorher. „Wenn mehrere Kündigungen anstehen, sollten diese gleichzeitig vorgenommen werden und nicht Stück für Stück“, sagt sie. HR-Manager und Führungskräfte können sich auf mehreren Wegen auf solche schwierigen Situationen vorbereiten. Eine Möglichkeit stellen etwa Einzelcoachings oder Outplacementberater dar, die zielgerichtet auf die Situation und die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens eingehen können. Auch Seminare zu den Themen Beratungskompetenz und Gesprächsführung können weiterhelfen. Wichtig ist es nicht zuletzt, sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen – sprich dem Arbeitsrecht – auseinanderzusetzen.

Der Umgang mit schwierigen Situationen ist aber auch Teil breiter angelegter Studien – etwa dem Masterstudiengang Human Resource Management und Arbeitsrecht MOEL der Fachhochschule Burgenland. Im zweiten Studienjahr steht hier etwa das Vertiefungsmodul Konfliktlösung auf dem Programm. Schließlich müssen auch alltägliche Konflikte zwischen den Mitarbeitern geregelt werden. Eine umfangreiche Ausbildung stellt auch der Danube Professional MBA Human Resource Management der Donau-Universität Krems dar. Ein umfassendes Profil sei vor allem vor dem Hintergrund notwendig, dass es die Aufgabe eines Personalisten sei, strategische Impulse zu setzen, so Werner Kienast vom Department für Wirtschafts- und Managementwissenschaften. In der Lehrveranstaltung „Human Resources als Prozess“ befasse man sich intensiv damit, wie man sich in kritischen Situationen verhalten müsse.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.fh-kaernten.at,

www.fh-burgenland.ac.at,

www.donau-uni.ac.at,

www.coachingdachverband.at,

www.coaching.cc, www.wifi.at,

www.bfi.at, www.mci.edu, www.jku.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

 Burn-out
Weiterbildung

Burn-out-Prävention: Verantwortung für Personaler

Eine der größten Herausforderungen für das HR-Management ist die Prävention von Burn-out bei Mitarbeitern.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.