Alles Coach, oder was?

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Wildwuchs im Beratungswesen: Coach oder Trainer darf sich jeder nennen. Welche Ausbildung zeugt von seriösem Know-how?

Mehr als 3000 professionelle Coaches zählt der heimische Dachverband für Coaching (ACC) in seinen Reihen. Auf zirka 50.000 Personen schätzen Experten zudem die Anzahl an Trainern, Beratern, Supervisoren, Mentoren oder Tutoren, die in den unterschiedlichsten privaten und beruflichen Kontexten ihre Dienstleistung zur Verfügung stellen. Ein Angebot, das auf eine stetig wachsende Nachfrage stößt. Rund 150.000 Personen nehmen regelmäßig die Dienste von Coaches in Anspruch – und wissen dabei nicht immer, was sie sich davon erwarten dürfen. Denn was der Branche der Berater, Coaches und Trainer weitgehend fehlt, ist die geschützte Berufsbezeichnung.

„Das Berufsbild Coaching ist derzeit im gesamten deutschsprachigen Raum an keine formale Qualifikation gebunden. Daher kann sich jede Person als Coach bezeichnen. Der abstrakte Begriff Coaching stellt an sich keinen geschützten oder reglementierten Begriff dar und kann somit frei verwendet werden, ohne gegen rechtliche Bestimmungen zu verstoßen“, heißt es beim ACC. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei Berufs- und Bildungsberatern, deren Anzahl vom AMS in Österreich auf bis zu 10.000 geschätzt wird.

Über 40 Berufsbezeichnungen

„Befragte Berater nannten mehr als 40 unterschiedliche Berufsbezeichnungen für ihre Tätigkeit. Was als Zeichen für hohe Diversität, gleichzeitig aber auch als Hinweis auf ein wenig profiliertes Berufsbild gesehen werden kann“, resümierten Karin Steiner und Andrea Poschalko in einem AMS-Report bereits 2011. Und auch beim Trainer, der hierzulande erst in jüngerer Zeit aus dem Schatten des klassischen Referenten- und Kursleiters getreten ist, kommt man zu dem Schluss, dass der bunten Vielfalt Vorrang gegenüber einem einheitlichen Profil gegeben wird. „Training ist die gezielte Übung geistiger, psychischer, sozialer, körperlicher oder sonstiger Fähigkeiten und Fertigkeiten“, zitiert das Portal training.at das „Kleine Pädagogische Wörterbuch“ und offenbart mit der vagen Beschreibung die Probleme einer Branche, in der man von einheitlichen oder gar geschützten Berufsbezeichnungen noch weit entfernt zu sein scheint.

In einem wildwüchsigen Anbieterdschungel, in dem professionelle Dienstleister ebenso zu finden sind wie esoterische Wunderheiler, wachsen in den letzten Jahren die Bemühungen der Branchenverbände, Qualitätsstandards und Kriterien für Ausbildungseinrichtungen zu schaffen. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung stellt die ISO-Kompetenzzertifizierung Coach des ACC dar. „Damit erhält die Branche einen Qualitätsnachweis, der bei Kunden und Unternehmen in Bezug auf Auswahl und Beauftragung von Coaches einen entscheidenden Unterschied macht“, so ACC-Verbandskoordinatorin Dagmar Heinisch.

Die ISO-17024-Kompetenzzertifizierung Coach trage zur Markttransparenz über die Qualität und Vergleichbarkeit von Coachinglehrgängen bei. Zu den ACC-akkreditierten Coaching-Ausbildungsinstituten, die ihre Coachinglehrgänge bereits ISO-zertifizieren haben lassen, zählen etwa die European Systemic Business Academy (ESBA), die Konas Consulting Academy, die Entwicklungsberatung Trigon oder das Wifi Steiermark. Um Qualitätssicherung und die Präzision eines Berufsbildes bemüht sich seit Jahren ebenfalls die Österreichische Vereinigung für Supervision (ÖSV). Festgelegt wurden Mindeststandards für berufsbegleitende und zumindest 2,5Jahre dauernden Ausbildungen, die zurzeit rund ein Dutzend von der ÖVS anerkannte Ausbildungsinstitutionen erfüllen.

Supervision in sieben Semestern

Im Postgraduate Center der Universität Wien wird beispielsweise ein siebensemestriges Master-of-Science-Programm (Supervision und Coaching) angeboten. „Grundlage des Curriculums ist eine Herangehensweise, die auf dem psychoanalytischen Verstehen von Person-Gruppe-Organisation basiert“, so Lehrgangsleiter Wilfried Datler. Einen siebensemestrigen Masterlehrgang für Personen, die in ihrem Berufsfeld eine Zusatzqualifikation als Supervisor anstreben, bietet im universitären Rahmen auch die Donau-Universität Krems an. Als Zielgruppe gelten da wie dort Mitarbeiter von Profit- und Non-Profit-Unternehmen, der öffentlichen Verwaltung sowie von Trainings- und Beratungsinstitutionen sowie alle Personen, die im psychosozialen Feld und im Gesundheitswesen beschäftigt sind und sich zum Supervisor und zum Coach qualifizieren wollen.

Was wiederum akademische Trainerausbildungen betrifft, so haben vor allem die Wifi-Landesgruppen Angebote in den unterschiedlichsten Trainersparten im Programm. Wer es als Trainer bis zum Master schaffen will, hat im Rahmen des berufsbegleitenden Lehrgangs Training und Sport an der Fachhochschule Wiener Neustadt die Chance dazu. Vertieft wird in vier Semestern das Know-how in Trainingswissenschaften und Sportmanagement für Leistungssportler für eine Karriere als Trainer oder Sportmanager.

Geschützte Berufe

Während die Ausübung von Coach-, Trainer- und Beratertätigkeiten an keine formale rechtliche Qualifikation gebunden ist, genießen einige Berufsbilder einen Sonderstatus. Als geschützte Berufsbezeichnungen mit entsprechenden Zulassungsvoraussetzungen gelten in Österreich Unternehmensberater, Lebens- sowie Sozialberater und der eingetragene Mediator.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.coachingdachverband.at

www.oevs.or.at

www.postgraduatecenter.at/suco

www.donau-uni.ac.at

www.fhwn.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2013)

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