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 Weiterbildung
Weiterbildung(c) Erwin Wodicka - BilderBox.com
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Ob Unternehmen ihrem Personal genug Weiterbildung zukommen lassen, ist je nach Branche und Tätigkeit sehr unterschiedlich. Nur eines ist klar: Der Ball wird immer öfter an die Mitarbeiter zurückgespielt.

Traurig, aber wahr: Die betriebliche Weiterbildung von Mitarbeitern ist insgesamt rückläufig. Jedenfalls jene, die von den Unternehmen bezahlt oder finanziell gefördert wird.

„Die meisten der Unternehmen mit über 250 Mitarbeitern sind weiterbildungsaktiv“, sagt Jan Weinrich vom BFI Wien. „Hatten 2008 rund 70 Prozent der Unternehmen steigende Budgets für Weiterbildung vorgesehen, sind es nun 46 Prozent, die mehr in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren möchten.“ So generell jedenfalls – im Detail schaut es wieder anders aus: „Technische Fähigkeiten und Führungskräfteentwicklung werden von den Betrieben weiterhin, zum Teil sogar vermehrt gefördert, oft in Form von Inhouse-Trainings oder Coachings“, so Weinrich. Die klassischen Excel-Kurse und andere Basic-Tools wie SAP sind schon so weitverbreitet, dass hier kein Zuwachs mehr stattfindet, auch Sprachen stagnieren. Dafür sind Marketing, Verkauf und Kommunikation gefragt, wobei bei Letzterem die Nachfrage geradezu explodiert.

Rhetorik als Karriereleiter

Die geschliffenen Dialoge in den unzähligen Sitcoms und Serien zeigen deutlich: Wer die bessere Ansage macht, hat gewonnen. Wer sich besser präsentieren kann, bekommt den Job, während der passendere Kandidat mangels Eloquenz schmähstad nach Hause gehen darf. Auch im echten Leben wird die gekonnte Selbstdarstellung wichtiger, und für Verhandlungen mit dem Chef, für Vorstellungs-, Gehalts- und Karrieregespräche rüsten sich immer mehr Menschen mit professionellem Know-how in Sachen Rhetorik, Auftreten oder Präsentation. Diese Angebote werden vornehmlich aus eigener Tasche bezahlt.

Auch im Bereich Social Media und Management sind größere Zuwächse zu verbuchen. Und, in geringerem Umfang, in Sachen Bildungscontrolling, also der Evaluierung der angewandten Maßnahmen nach tatsächlicher Wirksamkeit. Weinrich: „Es wird verstärkt nachgefragt, die Erwartungshaltung ist aber oft sehr hoch. Hier gibt es noch Erklärungsbedarf.“

Die Studie der Plattform für berufsbezogene Weiterbildung, die am 4. Juni präsentiert wurde, zeigt eine ähnliche Tendenz. So wollen zwei Drittel der 500 befragten österreichischen Unternehmen ihr Budget für Weiterbildung konstant halten, 14 Prozent sehen ein steigendes, 13 Prozent ein schrumpfendes Budget vor. Als wichtigste geförderte Weiterbildungsbereiche, die die Konkurrenzfähigkeit erhöhen, wurden Technik und Produktion angegeben, ebenso Verkaufstraining und Marketing (jeweils zu 56 Prozent). Persönlichkeitsentwicklung war den Unternehmen mit 51 Prozent am zweitwichtigsten. Die Themen Informatik, Management oder auch Gesundheit bzw. Arbeitnehmerschutz waren gut 20 Prozent ein wichtiges Anliegen in der Weiterbildung.

Interessantes Detail: Gefragt nach den wichtigsten Fähigkeiten potenzieller Bewerber, gaben die Unternehmer Engagement und Eigenmotivation an erster Stelle an, gefolgt von Grundkenntnissen wie Schreiben und Rechnen, dicht vor Flexibilität, kommunikativen Fähigkeiten und sozialer Kompetenz. Technische Fähigkeiten oder Fremdsprachenkenntnisse lagen auf den hinteren Plätzen.

Gefragt nach den Fähigkeiten, die sich ihrer Meinung nach durch Weiterbildung gut vermitteln lassen, las sich die Reihenfolge praktisch umgekehrt: Eine reife Persönlichkeit wird also weit mehr erwünscht und erwartet als gefördert. Das ist auch eine Erklärung dafür, warum so viele Kommunikationsangebote meist privat besucht und bezahlt werden.

Bindendes Wissen

Dass die Aussichten auf Weiterbildung im Managementbereich besser sind, bestätigt Eva-Maria Ayberk, Leiterin des Hernstein-Management-Instituts. Trotzdem wird auch hier der Ball oft an die Mitarbeiter zurückgespielt. „Immer mehr Unternehmen erwarten, dass Mitarbeiter selbst in ihre ,Employability‘ investieren“, so Ayberk. Dazu kommt, dass „Weiterbildung als eine Möglichkeit gesehen wird, die Bindung an das Unternehmen zu erhöhen. Von beiden Seiten.“

Bildungscontrolling wird bei der Führungskräfteentwicklung wichtiger – und zwar nicht als Rechtfertigungs-, sondern als Steuerungsinstrument. „Gerade bei verhaltensorientierten Maßnahmen haben sich Vorher/Nachher-Ziele und die Beobachtung aus dem Umfeld als sehr wertvoll herausgestellt. Ansätze aus der Strategieentwicklung werden in dem Bereich noch viel zu wenig genutzt.“

Um Weiterbildungsmaßnahmen der Mitarbeiter nicht nur punktuell, sondern als Unternehmensstrategie zu verankern, könnte das Controlling in Zukunft also eine größere Rolle spielen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2014)

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