Eigene Schienen für Tüftler und Manager

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Angesichts immer komplexerer Bedrohungen sind Aufgabenteilung und Spezialisierung auf Technik oder Organisation gefragt.

Mit der kürzlich vorgestellten App „Andrubis“, die andere Android-Apps auf Malware überprüft, hilft die TU Wien nicht nur Smartphone-Nutzern, sich vor unliebsamen Überraschungen zu schützen, sie hat damit auch auf einen Aspekt der IT-Sicherheit hingewiesen, der in Zunft an Bedeutung gewinnen wird. Die TU Wien hat zwar kein spezielles IT-Sicherheitsstudium, das Thema wird aber– wie auch an den anderen technischen Universitäten – im Rahmen der breit angelegten Informatikausbildung, insbesondere im Masterstudium, ausführlich behandelt. An der TU Wien wird zudem derzeit eine Professur für das Thema Sicherheit besetzt, so Uwe Egly, Studiendekan für Informatik.

Mobilität Wunschthema der Wirtschaft

Nicht nur für private Handy-User, auch für Firmen wird das Thema Sicherheit auf mobilen Geräten immer wichtiger. Die FH Joanneum hat darauf reagiert und den Studiengang Advanced Security Engineering ab dem Wintersemester 2014 zu IT & Mobile Security gemacht. Die verstärkte Berücksichtigung von Themen wie Cloud-Services oder der Problematik, die mit der Nutzung privater Geräte im Firmenumfeld einhergehen, wurde vor allem aufgrund des Feedbacks aus der Wirtschaft beschlossen, so Studiengangsleiterin Sonja Gögele. Gleichzeitig wurde das berufsbegleitende Masterstudium noch stärker auf Technik ausgelegt. Die weniger technischen Aspekte der IT-Sicherheit werden an der FH Joanneum im Masterstudium IT-Recht & Management behandelt. Die inhaltliche Aufteilung ist im Hinblick auf die spätere Tätigkeit sinnvoll, ist Gögele überzeugt. „Vor allem größere Unternehmen beginnen, IT-Abteilungen entsprechend aufzutrennen.“ Zudem kommt diese Trennung laut der Expertin auch den Studenten entgegen, die sich grob in zwei Kategorien – Tüftler oder Karriereorientierte – einteilen lassen.

Ein Beispiel für Spezialisierung in die andere Richtung ist der Studiengang Information Security Management, der 2015 an der FH Hagenberg startet. Als Ergänzung zu den technisch ausgelegten Bachelor- und Masterstudien Information Security ist dieser zweisprachige, berufsbegleitende Master stark managementorientiert. Aber auch in den technischorientierten Studien werden der Faktor Mensch sowie Organisation und Kommunikation berücksichtigt. „Das ist notwendig, um die Maßnahmen erfolgreich umzusetzen“, so Edler. Ein Allrounder aus Technik und Management ist der berufsbegleitende Master Informationsmanagement und Computersicherheit der FH Technikum Wien.

„Praxis und Grundlagen“ ist die Antwort auf die Frage nach den Studienschwerpunkten, die gleichlautend an der FH St.Pölten und der FH Campus Wien gegeben wird. „Die Absolventen sollen nicht nur vorhandenes Wissen einsetzen, sondern sich mit Systemen auskennen und diese analysieren können, denn „die Bedrohungen von morgen kennt man heute noch nicht“, so Studiengangsleiter Johann Haag von der FH St.Pölten. Inhaltlich bestehen sowohl das Bachelorstudium IT Security als auch der Master Information Security in St.Pölten zu zwei Dritteln aus Technik, ein Drittel wird den Themen Organisation und Management gewidmet. „Ein System ist so stark wie das schwächste Glied, die Technik ist nutzlos, wenn der Mensch die Schwachstelle ist“, so Haag.

Noch stärker auf technische Grundlagen fokussiert das Studium Informationstechnologie und Telekommunikation an der FH Campus Wien, das ab dem vierten Semester die Spezialisierungen Telekommunikation oder IT-Security ermöglicht. Das Curriculum wurde kürzlich überarbeitet und der Anteil an Soft-Skill-Fächern zugunsten technischer Themen reduziert, wie Manuel Koschuch, Vortragender und Mitarbeiter des Kompetenzzentrums IT-Security an der FH Campus Wien, berichtet. Die Themen Organisation und der Faktor Mensch werden auf dem Campus Wien erst im berufsbegleitenden Master IT-Security ausführlich behandelt.

Gezielte Angriffe abwehren

Sowohl Haag als auch Koschuch warnen vor dem Anstieg gezielter Angriffe auf einzelne Unternehmen, die im Gegensatz zu undifferenzierten Schädlingen nicht mit Standardmethoden zu bekämpfen sind. Zu deren Abwehr braucht es Experten, die auch Codes analysieren können. „Wir bilden keine Softwareentwickler aus, aber die Studenten sollten keine Angst vor dem Programmieren haben“, so Koschuch.

Die Berufsaussichten für Absolventen sind in allen Teilbereichen exzellent – wobei das Gros bis zum Master studiert. Was gefordert wird, ist neben logischem Denken in erster Linie Interesse. Während Gögele sich mehr Schüler mit Affinität zu Mathematik und Naturwissenschaft wünscht, sieht etwa Haag keine Probleme. „Der Studiengang spricht zwar nur eine bestimmte Zielgruppe an, aber diese ist leicht zu begeistern.“

Web:www.tu-wien.ac.at, www.fh-joanneum.at, www.fh-ooe.at, www.fh-campuswien.at, www.fhstp.ac.at, www.technikum-wien.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2014)

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