Informelle Bildung: Geistige Extraportionen

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Wie das wachsende Angebot an freien Vorlesungen den Handlungsspielraum jedes Einzelnen vergrößern kann – auch im Job.

Ist das Internet schneller als das Licht? Besitzen wir uns selbst? Gibt es eine Ernährung gegen Krebs und Altern? Und wie wehre ich mich gegen Stalking?
Die Reihe „Science“ der Wiener Volkshochschulen bietet in zahlreichen Vorträgen und Kursen die Möglichkeit, sich diesen und anderen Themen aus Soziologie, Philosophie, Astronomie, Medizin oder Wirtschaft zu widmen. Nicht nur Universitätsangehörigen, sondern allen Wissenschaftlern wird damit die Möglichkeit gegeben, ihre Erkenntnisse unters Volk zu bringen. Und das Volk – wozu sollte es das eigentlich wissen? Will es das?

Lust auf Wissen

Es sieht so aus: Rund 150.000 Besucher jährlich verzeichnen allein die VHS. Auch die Wiener Vorlesungen, die Ringvorlesungen der Uni Wien, der Boku oder die Open Minds der WU verzeichnen konstantes bis wachsendes Interesse am Wissen ohne Zertifikat. „Bildung öffnet Handlungsspielräume“, so der Leiter der VHS, Mario Rieder. „Es bedeutet das Anlegen von geistigen Notrationen für schwierige Zeiten und Lebenslagen und ermöglicht es, selbstbestimmt und selbstverantwortlich in der Gesellschaft zu agieren. Darum ist Bildung ja auch ein Menschenrecht.“
Ein Recht mit Spaß- oder Gruselfaktor, wenn etwa Experimentalphysiker und „Science Buster“ Werner Gruber beim Naturwissenschaftlichen Adventkalender am 28. November und 16. Dezember unter anderem erklärt, warum man Plüschtiere verschenken sollte, oder eine lichtlose Halloween-Führung am 31. Oktober, 1. oder 2. November von „Dialog im Dunkeln“ die Welt der Blinden besser verstehbar macht.
Sich Wissen selbstständig zu holen reicht vom passenden Small-Talk-Thema mit dem Konzernchef bis zum Umgang mit demenzkranken Familienangehörigen: Beides lernt man kaum im Studium, beides wirkt sich auf beruflichen und privaten Erfolg aus. „Bildung ist wesentlich mehr als das reine Sammeln von Zeugnissen“, so Rieder. Wer über einen großen Wissensschatz verfügt, kann sich insgesamt leichter einbringen und auch Entscheidungen im Arbeitsprozess fundierter treffen. „Österreich hinkt mit seiner Überbewertung von formalen Abschlüssen dem internationalen Trend hinterher.“

Öffentliche Diskussionen

Dabei vermitteln auch Hochschulen wie die WU Bildung „nicht nur zu Vorlesungszeiten, zahlreiche Veranstaltungen und Diskussionen wie ,Wirtschaft Wissenschaft Unplugged‘ laden ein, den Horizont zu erweitern“, so WU-Vizerektorin Barbara Sporn. Hier finden am 22. Oktober auch die Open Minds zu „Wirtschaftsethik 2.0: Menschen und Märkte im Wertekonflikt“ statt. Es diskutieren Helmut A. Gansterer (Journalist), Peter Oswald (CEO Mondi-Group), Barbara Sporn und Rainer Voss (ehemaliger Banker), WU-Honorarprofessor Wilfried Stadler moderiert. Für Diskussionsstoff sorgt sicher auch das Podiumsgespräch „Social Media – wie gestalten sie Beziehungen zwischen öffentlich, privat und intim?“ mit Andrea Maria Dusl, Jana Herwig und Hubert Christian Ehalt als Moderator, das am 20. Oktober im ORF-Radiokulturhaus stattfindet.
Und wenn es nicht gefällt? Ist es nicht ärgerlich, weder mit Wissen noch einem Zertifikat nach Hause zu kommen? „Wirkliche Bildung“, so definiert es Sozialphilosoph Oskar Negt, „enthält Um- und Abwege, die nicht immer sofort als produktiv einzustufen sind; auch verlorene Zeit gehört dazu.“

Informationen

Informelles Lernen wird der Bildungsprozess genannt, der im Alltag, am Arbeitsplatz, im Familienkreis oder in der Freizeit stattfindet. Es ist (in Bezug auf Lernziele, Lernzeit oder Lernförderung) nicht strukturiert und führt üblicherweise nicht zur Zertifizierung. Informelles Lernen kann zielgerichtet sein, ist es aber meist nicht.

www.vhs.at
www.wu.ac.at
www.wienervorlesungen.at
www.imdunkeln.at
http://online.univie.ac.at
www.fhwn.ac.at
www.fh-campuswien.ac.at

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