Entwicklungshilfen

Bildungspolitik
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Geldmangel – und kein Anrecht auf staatliche Unterstützung – ist ein häufiger Grund, ein Studium nicht (weiter) zu verfolgen. Dabei gibt es auch private Alternativen.

Nicht schön: Rund 15 Prozent aller heimischen Bachelor-, Master- und Diplomstudierenden – so eine 2013 vom Institut für Soziologie der Uni Wien durchgeführte Erhebung unter 5000 Studenten – haben regelmäßig zu wenig Geld zum Kauf von Lebensmitteln. Weitere 18 Prozent können Rechnungen nicht immer fristgerecht bezahlen. Zwar gibt es öffentliche Unterstützung – aber nicht für jeden in jeder Situation. Die Vergabe von Stipendien fußt auf Kriterien, die der tatsächlichen Situation nicht immer gerecht werden, und hat zudem (Alters-)Beschränkungen, die viele Interessierte außen vor lassen.

Notleidenden empfiehlt Ute Steffl-Wais, Leiterin des Studiensupports an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, sich bei der zuständigen Stelle der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) an der jeweiligen Universität zu erkundigen. An Studierende, die weder Studienbeihilfe beziehen, noch von einer anderen Stelle ausreichend unterstützt werden und nicht bei ihren Eltern wohnen, richtet sich etwa der Sozialfonds der ÖH: Vorausgesetzt, es wurden in den letzten beiden Semestern mindestens acht Semesterstunden absolviert sowie die doppelte Mindeststudiendauer nicht überschritten, erhalten Studenten, die in eine finanzielle Notlage geraten sind, bis zu 1200 Euro im Jahr – diese jeweils zu einem Drittel vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW), der Bundesvertretung der ÖH sowie der ÖH der Universität oder pädagogischen Hochschule, an der der Betroffene inskribiert ist.

Konzern und Kabarettist spendabel

Aber auch von privater Seite gibt es Initiativen. 2012 startete der chinesische Telekomkonzern Huawei ein Kooperationsprogramm mit der TU Wien, um Studenten, die unverschuldet in eine Notlage geraten sind, zu unterstützen. Dafür wurde der mit 5000 Euro dotierte Huawei-Sozialfonds gegründet. „Damit wollen wir rasch und unbürokratisch betroffenen Studierenden helfen“, erklärt Huawei-Sprecherin Catharina Rieder. Wie bereits 2013 wurden auch 2014 zehn Studenten mit dem einmaligen Betrag von 500 Euro unterstützt. Damit nicht genug: Der Sozialfonds soll laufend durch karitative Veranstaltungen und Projekte erhöht werden.

Seit drei Jahren bietet der Telekomkonzern zudem das Huawei-Stipendium an. Dabei handelt es sich um eine Kooperation mit der Österreichischen Jungarbeiterbewegung (ÖJAB), einer der größten gemeinnützigen Studentenheimträger des Landes. Konkret zahlt das Unternehmen jährlich drei Studenten den Aufenthalt in einem Heim. „Für das Stipendium kann sich grundsätzlich jeder bewerben. Die einzige Voraussetzung ist, dass die Bewerber für ihr Studium ihren Heimatort verlassen müssen und nachweisen können, dass sie Unterstützung benötigen“, erklärt Rieder.

Huawei unterstützt allerdings nicht nur Studenten in sozialen Notlagen. Diesen März wurden Nachwuchsforscher – im Übrigen die Gewinner der vom Unternehmen ausgeschriebenen Smartphone Video Competition–aus ganz Europa zu einer elftägigen Reise nach China eingeladen. Einerseits, um den kulturellen Austausch zwischen Europa und dem Milliardenreich zu fördern, andererseits, um den jungen Talenten auf dem Huawei-Campus Einblicke in die Produktionsabläufe sowie aktuelle und zukünftige Technologien des Unternehmens zu bieten. Im Frühjahr 2015 soll zudem das Programm „Telecom Seeds for the Future“ vorgestellt werden, für das mit fünf heimischen Universitäten Kooperationen eingegangen werden und ebenfalls China-Reisen geplant sind.

Geld für Alleinerziehende

Eine private Initiative ist auch das vom Kabarettisten Alfred Dorfer gestiftete gleichnamige Stipendium. Unterstützt werden damit alleinerziehende Studenten, die ordentliche Hörer an einer heimischen Universität sind, die Studiengebühren nicht durch eine andere Einrichtung ersetzt bekommen und sich nachweislich in einer finanziellen Notlage befinden. Auf wen diese Kriterien zutreffen, kann das Alfred-Dorfer-Stipendium bei der Bundesvertretung der ÖH beantragen.

Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von Stipendien, die von privaten Organisationen oder Stiftungen vergeben werden. Seit mittlerweile zehn Jahren vergibt etwa der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) das Liese-Prokop-Stipendium, das sich explizit an engagierte Studierende mit Migrationshintergrund richtet. Damit konnte bislang 650 Studenten geholfen werden.

Erst im Oktober hat Integrationsminister Sebastian Kurz jene 44 Personen ausgezeichnet, die im Studienjahr 2014/15 eine monatliche Unterstützung von 300 Euro bekommen, bei ihren Ausbildungskosten gefördert sowie im Rahmen einer Reihe von Maßnahmen bei der Integration unterstützt werden. Erstmals wurde auch ein Bachelorstudium der Modul-Universität im Wert von 10.000 Euro vergeben. ÖIF-Geschäftsführer Franz Wolf spricht von „einer zusätzlichen Entwicklungschance für junge Zuwanderer“.

INFOS & LINKS

Österreichische Hochschülerschaft: Unterstützung für Studenten in sozialen Notlagen: www.oeh.ac.at/studierenleben/soziales-und-geld

Huawei-Stipendien:

In Kooperation mit dem ÖJAB für Studenten, die außerhalb ihrer Heimatregion studieren. www.oejab.at/huawei-stipendium,

in Kooperation mit der TU Wien.

E-Mail: sozialfonds@huawei.com

Der Österreichische Integrationsfonds unterstützt mit dem Liese-Prokop-Stipendium bedürftige Migranten: www.integrationsfonds.at

Alfred-Dorfer-Stipendium für Alleinerziehende: www.unikid.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2015)

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