Vorbereitung für den Start ins All

FREIWILLIGE FUER OESTERREICHISCHE MISSION ´ AUSTRO MARS ´
FREIWILLIGE FUER OESTERREICHISCHE MISSION ´ AUSTRO MARS ´(c) APA (OESTERREICHISCHES WELTRAUM FORUM)
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Raumfahrt. Der Weltraum ist nicht nur für Wissenschaftler interessant. Missionen im All haben auch große wirtschaftliche Bedeutung – und sind sogar Betätigungsfeld für Juristen.

Der Weltraumsektor ist eine wachsende Branche. Für jene, die in dieser Sparte hoch hinaus wollen, wurde am Life Long-Learning-Weiterbildungsinstitut der TU Graz (LLL) ein neuer Universitätslehrgang ins Leben gerufen. „Der berufsbegleitende Master of Engineering in Space Systems and Business Engineering, kurz SpaceTech, soll für höhere Führungsaufgaben qualifizieren“, sagt Programmmanager Peter Schrotter. Konzeptionell tritt der Lehrgang in die Fußstapfen einer 13 Jahre lang von der TU Delft in den Niederlanden angebotenen Ausbildung. Mit der Einführung des Bologna-Systems wurde diese eingestellt und wird nun – in überarbeiteter und erweiterter Form – von der TU Graz wieder aufgenommen.

Ein Charakteristikum ist der Umstand, dass die Präsenzmodule an insgesamt sechs europäischen Zentren der Raumfahrttechnik stattfinden, unter anderem in Toulouse, Frankreich, und Harwell, GB. Zielgruppe sind Personen, die bereits in der Luft- und Raumfahrt tätig sind oder zumindest – neben einem abgeschlossenen Studium – einschlägige Affinität und Vorbildung nachweisen können. Die Teilnehmer, maximal 20 pro Jahr werden genommen, kommen großteils aus Europa, aber auch aus Afrika, Asien oder den USA. „Auch die Nasa oder Unternehmen wie Boeing oder Airbus schicken ihre Leute in diesen Lehrgang“, berichtet Schrotter. Bei den Kurskosten von 34.000 Euro gibt es in der Regel finanzielle Unterstützung der Arbeitgeber.

Mehr bemannte Raumfahrt

Inhaltlich geht es zu etwa 70 Prozent um technologische Aspekte der Raumfahrt sowie deren Anwendungen, etwa in der Kommunikation oder Navigation. Neu im Vergleich zum Lehrgang in Delft ist unter anderem das Modul Human Space Flight, das in Hinblick auf das verstärkte Engagement Europas in diesem Segment – Stichwort Weiterentwicklung des ESA-ATV-Transporters zum Service-Modul für bemannte Einsätze – in das Curriculum aufgenommen wurde. Der Rest des Lehrgangs befasst sich mit Wirtschaft und Projektmanagement sowie Führungs-Skills. Im Zuge des 18-monatigen Lehrgangs müssen die Teilnehmer – neben ihrer jeweiligen Masterthesis – ein gemeinsames, wirtschaftlich tragfähiges Projekt erarbeiten. „Im Gegensatz zum ebenfalls an der TU Graz angebotenen Studium Space Science and Earth from Space, das, zusammen mit internationalen Experten, das Lehrpersonal stellt, ist der SpaceTech-Lehrgang weniger auf Wissenschaft als auf die konkrete Planung und Durchführung von Raumfahrtprogrammen ausgerichtet“, so Schrotter. Basierend auf den Erfahrungen des Vorgängerlehrgangs dürften sich die Teilnehmer von dem Abschluss einen Karriere-Push erwarten. Allerdings verlangt das anspruchsvolle, neben dem Job zu durchlaufende Programm auch vollste Motivation, mahnt der Programmleiter. Der Lehrgang startet im Oktober, Bewerbungen sind bis 1. September möglich. In kleinerem Maßstab bietet die ESA Summer School, die seit 1975 in Alpbach stattfindet, einen Einstieg in die Weltraumwissenschaft.

Eine Woche Weltraummission

Die rund 60 Teilnehmer aus ESA-Mitgliedstaaten werden in vier Teams aufgeteilt, die jeweils unter Anleitung von Experten die Grundzüge einer kompletten Weltraummission erarbeiten. „Ein Studienabschluss ist nicht verpflichtend, allerdings sollten die Studenten bereits fortgeschritten sein, viele sind Master- oder Postdoc-Studenten“, umreißt Koordinatorin Michaela Gitsch vom FFF die Zusammensetzung der Teilnehmer, von denen fünf bis zehn aus Österreich kommen. Fachlich sind je die Hälfte Techniker und Naturwissenschaftler – beziehungsweise wird aus den rund 150 Bewerbern entsprechend selektiert. „Für die Planung einer Weltraummission braucht man immer beides“, so Gitsch. Bei den Bewerbern aus den technischen Fächern ist in den vergangenen Jahren der Anteil von FH gewachsen, insbesondere von der FH Wiener Neustadt, die mit Aerospace Engineering ein einschlägiges Studium anbietet. „Wir sind da ganz gut aufgestellt“, so Gitsch. Von naturwissenschaftlicher Seite variieren die Fachgebiete der Teilnehmer je nach dem jährlichen Spezialthema. So waren im Vorjahr (Geophysik der erdähnlichen Planeten) besonders viele Geophysiker vertreten. Heuer stehen Quantenphysik und fundamentale Fragen der Physik auf dem Programm. Laut Gitsch ist die Summer School ein gutes Sprungbrett für eine weitere Karriere bei der ESA. Die Summer School gibt oft auch Anstoß für wissenschaftliche Publikationen und sogar reale ESA-Projekte. Die Kosten, 400 Euro plus Unterkunft, werden oft durch Stipendien abgedeckt. Auch eine selbst finanzierte Teilnahme ist möglich. „Entscheidend ist aber die Qualifikation“, betont Gitsch.

Umfangreicher als die ESA Summer School ist das neunwöchige Space Studies Programm der International Space University (ISU), das heuer in Ohio stattfindet. Am Stammsitz in Straßburg bietet die ISU auch einen einjährigen Master of Space Studies (MSS) an. Dieser befasst sich auch mit Weltraumrecht, also etwa der Zuteilung von Frequenzen oder Haftungsfragen.

Auch Rechtsfragen relevant

Wer in dieser Spezialdisziplin einen Master machen will, muss ins Ausland gehen, etwa nach Leiden in den Niederlanden oder an die MC Gill University in Kanada. In Österreich wird Weltraumrecht im Rahmen von Vorlesungen und Seminaren an der Uni Wien sowie der Karl-Franzens-Universität Graz behandelt, so Irmgard Marboe, Professorin am Institut für Völkerrecht an der Uni Wien. Darüber hinaus gibt es auch hier eine Summer School samt Aussicht auf Stipendien, die vom European Center of Space Law (ECSL) organisiert wird und heuer in Frankreich stattfindet (Bewerbungen noch möglich). Von den rund 50 Teilnehmern kommen sieben aus Österreich, berichtet Marboe. Neben Jobmöglichkeiten bei der ESA oder in nationalen Regulierungsbehörden ist Weltraumrecht für Juristen auch eine gute Gelegenheit, den rechtlichen Umgang mit Technik und ihren Risken zu erlernen, sagt die Professorin. Im Übrigen wünscht sie sich, dass sich nicht nur Juristen, sondern auch Techniker der Branche für Weltraumrecht interessieren, das für ihren Tätigkeitsbereich sehr relevant sei.

Web:www.spacetech.tugraz.at,

www.summerschoolalpbach.at,

www.isunet.edu, www.spacelaw.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2015)

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