Matura nachholen: Von Umdenkern und Kämpfern auf zweitem Weg

(c) Bilderbox
  • Drucken

Vier Kategorien von Schülern definiert die Maturaschule Dr. Roland in einer Studie. Die meisten scheitern auf dem ersten Weg nicht an Lernschwierigkeiten, sondern haben schlicht andere Ziele oder Interessen.

Wien. Wie kommt es dazu, dass Schüler die Reifeprüfung nachholen müssen? Bei einer Absolventenbefragung der Maturaschule Dr. Roland zeigt sich, dass Lernschwierigkeiten oder Leistungsschwächen eher selten der Grund dafür sind. Nur 13 Prozent brachen deshalb ihre ursprüngliche Schullaufbahn ab. 63 Prozent sagen dagegen, sie hätten in der Schulzeit andere Interessen oder berufliche Ziele gehabt. Rund ein Viertel hatte außerschulische Probleme.

Viele wollen die Matura dann doch noch nachholen – und zwar vor allem, um studieren zu können (67,3 Prozent), sich weiterzubilden (43,3 Prozent) und um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben (36,8 Prozent). Die Maturaschule hat auch eine Typologie erstellt: Rund ein Drittel zählt demnach zu den „fokussierten Kämpfern“ – wobei es sich oft um Frauen (57,8 Prozent) handelt. Merkmale: Sie waren als Jugendliche belastet und schrieben wegen Lernschwierigkeiten oder außerschulischen Problemen schlechte Noten. Mit Leistungsdruck können die Kämpfer schlecht umgehen, das Lernen fällt ihnen teilweise schwer, sie wollen aber dennoch den Abschluss. Mehr als die anderen Typen sind sie beim Nachholen des Abschlusses im schulischen und privaten Umfeld auf Unterstützung angewiesen.

Die „zielstrebigen Ambitionierten“ – ein weiterer Typ – können dagegen grundsätzlich sehr gut mit Leistungsdruck umgehen und hatten noch nie Lernschwierigkeiten. Sie sind motiviert und hätten die Matura auch problemlos an einer herkömmlichen Schule absolvieren können, strebten aber einen anderen Weg an. Sie bilden eine relativ kleine Gruppe, nur 14 Prozent sind diesem Typus zugehörig. Auch die „Ambitionierten“ sind vor allem Frauen.

„Vernünftige Umdenker“

Nur in der Kategorie „vernünftige Umdenker“ gibt es annähernd gleich viele Männer wie Frauen. Für sie steht die Herausforderung an erster Stelle, Leistungsdruck ist eher kein Problem. Die letzte Gruppe sind die „gelassenen Pragmatiker“, die sich beruflich fest in der Arbeitswelt positioniert haben. Sie machen den Abschluss nebenbei in der Freizeit. Das Privatleben kommt aber grundsätzlich an erster Stelle, weswegen sie die Kurse eher locker angehen.

Bei der Motivation dafür, sich an der Maturaschule einzuschreiben, dürfte das Drängen der Eltern wenig entscheidend sein. 86,8 Prozent der 462 befragten Absolventen gaben an, dass es Eigenitiative war. Die meisten Schüler (60 Prozent) bei Dr. Roland sind übrigens zwischen 20 und 29 Jahre alt.

Und was bringt den Absolventen dann die nachgeholte Matura? 62 Prozent sehen einen großen beruflichen Vorteil. 18,4 Prozent sagen, sie würden „etwas“ profitieren und 19,6 Prozent geben an, dass der nachgeholte Abschluss ihnen (noch) keine Vorteile gebracht habe. Mehr als ein Viertel der Befragten hat die Maturaschule noch nicht abgeschlossen. (rovi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.