Zwischen Medizin und Technik

PeptiDream Has Inked Deals With World´s Bigggest Pharma Firms
PeptiDream Has Inked Deals With World´s Bigggest Pharma Firms(c) Bloomberg (Tomohiro Ohsumi)
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Biotechnologie. Auslaufende Patente und hohe Forschungskosten setzen die Pharmabranche unter Druck. Eine große Chance für Biotechnologen mit Management-Know-how.

Medizin und Pharmazie, Chemie, Lebensmittelindustrie, Landwirtschaft und Umwelttechnik: Die Biotechnologie mischt überall mit. 2014 war bisher ihr stärkstes Jahr – jedenfalls laut Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation Ernst & Young. Bei Umsatz, Kapitalbeschaffung und Profitabilität wurden weltweit neue Höchstwerte erzielt, die Grenze von einer Billion US-Dollar wurde gesprengt. In Österreich gab es weniger Grund zu jubeln, denn hierzulande erwirtschaftete man drei Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr, während sich die Nettoverluste weiter erhöhten: Es fehlten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um Investoren anzuziehen.

Umdenken lernen

Besonders die Pharmaindustrie steht laut Harald Hundsberger, Leiter des Studienganges Medical and Pharmaceutical Biotechnology an der IMC Fachhochschule Krems, sehr unter Druck. Einerseits laufen viele Patente aus und Generika finden offene Türen. Das bedeutet für Pharmafirmen das Versiegen einer wichtigen Einnahmequelle. Gleichzeitig muss weiter geforscht werden, um neue Patente anmelden zu können. Und das ist teuer, „denn ein Medikament braucht bis zu 15 Jahre, bis es in der Apotheke verkauft werden kann“, erklärt Hundsberger. 250 Studierende zählt der Lehrgang, jeder Fünfte kommt für den Bachelor und/oder Master aus dem Ausland an die Donau. „Wir sind sehr breit aufgestellt, vermitteln von Projekt- über Qualitätsmanagement bis hin zum Marketing und Vertrieb alles, was man in der Branche braucht.“

Jens Hartmann, Fachbereichsleiter für medizinische Verfahrenstechnik an der Donau-Universität Krems, sieht den Markt als sehr dynamisch. „Es ist eine schwierige Aufgabe für Manager, aus dem Angebot vielversprechender Ideen und Ergebnisse jene zu selektieren, die eine potenzielle Chance haben, sich erfolgreich auf dem Markt durchzusetzen.“ Hartmann ist Leiter des englischsprachigen Professional MBA Biotech & Pharmaceutical Management der Donau-Uni Krems, der sich an zukünftige Führungskräfte sowie Unternehmensgründer in der Life-Science-Industrie wendet. „Viele anwendungsnah tätige Wissenschaftler müssen lernen umzudenken. Deshalb versuchen wir, Naturwissenschaftlern Management-Wissen zu vermitteln, etwa Entrepreneurship, Marketing und Sales, Forschung und Produktion sowie Quality und Innovation“, erläutert Hartmann.

Neues Doppelstudium

Synergien inhaltlicher Natur zu schaffen versucht das MCI mit seinem neuen Doppelstudium Connected Programs Molekulare Medizin/Biotechnologie. Kooperationspartner ist dabei die Medizinische Universität Innsbruck. „Neben den naturwissenschaftlichen und technischen Inhalten werden auch wirtschaftliche und rechtliche Grundlagen gelehrt. Dazu relevante Themen wie etwa Schutzrechte, Qualitätssicherung und Biosicherheit“, erklärt Christoph Griesbeck, Leiter des Departments Bio- & Lebensmitteltechnologie am MCI. Das Studienangebot steht nicht nur Absolventen der zugrunde liegenden Bachelorstudiengänge Biotechnologie und Molekulare Medizin offen, sondern richtet sich auch an fachverwandte Experten aus den Bereichen Biologie, Biochemie oder Pharmazie.

Das Doppelstudium ist auf fünf Semester angelegt, die abwechselnd an Medizin-Uni und MCI stattfinden. Biotechnologen erhalten vertiefte Kompetenzen im Bereich der molekularen Grundlagen, wobei besonderes Augenmerk auf medizinische und biotechnologische Aspekte gelegt wird. Molekularmediziner wiederum lernen, wissenschaftliche Erkenntnisse in biotechnologische Produkte umzusetzen. Den Abschluss bilden die Masterdiplome beider Einrichtungen.

Die Bewerbung ist anspruchsvoll: Für die Teilnahme müssen die Aufnahmeverfahren für die Masterstudiengänge Molekulare Medizin und Biotechnologie durchlaufen werden. Wer es schafft, darf sich dafür Hoffnung auf eine Karriere im gesamten Life-Science-Bereich machen, insbesondere in Forschung und Entwicklung in der Industrie, in der biomedizinischen Forschung an Unis und Forschungseinrichtungen sowie im behördlichen Verwaltungsbereich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2016)

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