NPOs: Professionell ganz ohne Profit

(c) Erwin Wodicka
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Postgraduate. Die akademische Weiterbildung bietet allen, die in Non-Profit-Organisationen tätig sind, inzwischen eine breite Palette an Möglichkeiten der Spezialisierung.

Image kann ganz schön hartnäckig sein: Auf Non-Profit-Organisationen (NPOs) und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) kleben eine Reihe von stereotypen Etiketten. Auf einem weitverbreiteten steht groß „Idealismus“, auf einem anderen „mangelnde Professionalität“. Die Realität hat die Vorurteile längst überholt. Der Großteil der NPOs und NGOs agiert nicht weniger professionell als renommierte Konzerne. Auch deshalb nähern sich professionelle Managementausbildungen im NPO-Bereich allmählich dem Status der Selbstverständlichkeit.

„Der Druck auf die NPOs steigt von Jahr zu Jahr aufgrund der schwieriger werdenden Rahmenbedingungen“, sagt Helmut Hütter, Leiter des Lehrgangs universitären Charakters „Professional NPO-General Management Program“ an der NPO-Akademie in Wien. Die Zeiten und Konkurrenten im Gerangel um Spenden und Aufmerksamkeit werden härter. Schuld seien das „wirtschaftliche Umfeld und die wachsenden Ansprüche der öffentlichen Hand, der Spender, Mitglieder und der Öffentlichkeit hinsichtlich der Leistungserbringung und Kosteneffizienz“, sagt Hütter. Der Lehrgang an der NPO-Akademie besteht aus zwölf ein- bis zweitägigen Modulen, die in knapp acht Monaten zu absolvieren sind.

Berufsbegleitend zum MBA

Nicht nur mit dem externen Kostendruck hätten NGOs und NPOs zu kämpfen, meint Michael Meyer, Leiter des MBA-Programms für Sozialmanagement der Wirtschaftsuniversität Wien, sondern auch mit dem internen. „Das hat speziell in Österreich Auswirkungen auf die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter“, so Meyer. Denn „während es in Deutschland und in der Schweiz selbstverständlich ist, dass den Mitarbeitern ein Lehrgang bezahlt wird, müssen sie ihn hierzulande großteils selbst bezahlen“. Viele wären schon froh, wenn sie für die Weiterbildung Urlaub oder eine Freistellung bekämen. Das berufsbegleitende MBA-Programm der „WU Executive Academy“ wird in Wien und Salzburg durchgeführt. Es besteht aus einem dreisemestrigen Universitätslehrgang in Sozialmanagement und einer sechsmonatigen Aufbaustufe zum MBA. Rund 95 Prozent der Teilnehmer studieren laut Reichel bis zum MBA-Grad. Der Universitätslehrgang wurde vor mehr als 15 Jahren etabliert und war damals Vorreiter im gesamten deutschsprachigen Raum. Bis heute kommt ein Großteil der Teilnehmer aus der Schweiz und aus Deutschland.

Ausbildungsdefizite geschlossen

Die Donau-Universität Krems hat ihre Palette an postgradualen Ausbildungen, die sich mit der Tätigkeit von NGOs und NPOs beschäftigen, zuletzt erweitert. Der Lehrgang „Menschenrechte/Human Rights“ vermittelt profunde Kenntnisse über Völkerrecht, Grundrechtscharta und Menschenrechtskonvention sowie in den Themenbereichen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und Migration. „Bisher fehlt in Österreich eine fundierte Ausbildung im Bereich der Menschenrechte, der ständigen Veränderungen unterworfen ist und durch die Globalisierung immer mehr an Bedeutung gewinnt“, erklärt Studiengangsleiter Johannes Kerschbaumer.

Der berufsbegleitende Lehrgang wird vorwiegend in Wochenendblöcken abgehalten. Berufserfahrung sei keine Voraussetzung. „Wir beginnen bei null“, sagt Kerschbaumer. Zielgruppe sind neben Universitäts- und FH-Absolventen aller Studienrichtungen auch Nichtakademiker mit Berufserfahrung etwa in Internationalen Organisationen, NGOs, humanitären Einrichtungen oder öffentlicher Verwaltung.

Sozialberatung akademisiert

Eine Vielzahl an NGOs ist im Sozialbereich tätig. Dort ist der Kontakt zu Hilfsbedürftigen Teil der alltäglichen Arbeit und die psycho-soziale Beratung eine der wichtigsten Betätigungsfelder. Wer in der psychosozialen Beratung arbeitet, hat auch die Möglichkeit, sich auf akademischer Ebene Kompetenzen und Qualifikationen anzueignen, durch ein postgraduales Masterprogramm. Zusätzlich zu einem schon sechssemestrigen Grundlehrgang, der mit dem Diplom „Akademischer Lebens- und Sozialberater“ abschließt und schon länger angeboten wird, wurde eine dreisemestrige Aufbaustufe geschaffen, die zum Grad eines „Master of Science“ führt. Der Masterlehrgang wird alle drei Semester im Anschluss an den Grundlehrgang durchgeführt.

Der Lehrgang richtet sich an Lebens- und Sozialberater, Psychotherapeuten, Mediatoren oder Supervisoren, die Führungspositionen in Beratungseinrichtungen, in der Aus- und Weiterbildung, Forschung oder Berufspolitik anstreben. „Grundidee für die Aufbaustufe war zum einen, mehr Berater zu akademisieren, zum anderen die Beratungsberufe zusammenzuführen, also übergreifende Fragestellungen zu behandeln und interdisziplinär zu arbeiten“, sagt Studiengangsleiter René Reichel. Als wichtigen Nebeneffekt eines qualifizierten Weiterbildungsangebotes speziell in diesen Berufen sieht er auch die Vernetzung. „Viele in dieser Szene arbeiten immer allein vor sich hin und wissen nichts voneinander.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2009)

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