Kulturmanagement: Eine Frage von Takt und Technik

Kulturmanagement Eine Frage Takt
Kulturmanagement Eine Frage Takt(c) EPA (ZSOLT SZIGETVARY)
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Was Dienstleister zwischen Publikum und Künstler können sollten – und wo man es lernen kann. Worauf kommt es beim Kulturmanagement an?

Sommerzeit – und die Kunst hat wieder Hochsaison: Konzerte, Festivals, Theater und Ausstellungen finden derzeit allerorts statt. Berühmte wie die Salzburger Festspiele oder das Frequency-Festival in St. Pölten, kleine wie das Kammermusikfestival im Wiener Schloss Laudon, das Werke von in der NS-Zeit verfolgten Komponisten zur Aufführung bringt, etwa des gebürtigen Wiener Walter Arlen. Und ungewöhnliche Kunst im öffentlichen Raum, wie die Installation von 200 Metall-Männern auf 2039 Meter Meereshöhe in den Vorarlberger Alpen.

Die Arbeit dahinter wird im Idealfall still und unauffällig erledigt. Was passieren kann, wenn etwa das Eventmanagement versagt, zeigt das erschreckende Beispiel der Loveparade in Duisburg.

Gemeinsame Sprache

Doch was ist notwendig, um Künstler und Publikum zufriedenzustellen – und dabei auch noch finanziellen Erfolg zu haben? Worauf kommt es beim Kulturmanagement an?

Experten sind sich einig: Einfühlungsvermögen für Künstler und deren Welt, ein Gespür für den – im jeweiligen Bereich angesagten – Publikumsgeschmack und sattelfeste BWL-Kenntnisse. „Kulturmanager sind ,ExpertInnen für das Dazwischen‘ – ihnen kommt wesentliche Bedeutung im kreativen Vermitteln zwischen Systemen zu“, ist Tom Hansmann überzeugt. Er ist wissenschaftlicher Leiter des Universitätslehrgangs „Aufbaustudium Kulturmanagement“ an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Dieses Studienangebot ist wohl der „Dinosaurier“ unter den einschlägigen Ausbildungen, wurde er doch bereits 1976 als erster postgradualer Lehrgang für Kulturmanagement im deutschsprachigen Raum eingeführt.

Im Herbst 2009 startete an der Salzburg Management Business School der „Executive MBA International Arts Management“. Das Ziel: Managementkompetenzen und die Anforderungen des Kunst- und Kulturmarkts in Einklang zu bringen. Das Grundstudium erarbeitet und vermittelt in zwei Semestern die Grundlagen des gehobenen Managements im Kunst- und Kulturbereich. Anschließend können sich die Studierenden in weiteren zwei Semestern den speziellen Anforderungen der Kunst- und Kulturbranche, inklusive Cultural Studies, ICT-Technologies and New Media Competences, stellen.

Soziale Kompetenzen

„Soziale Kompetenzen sind unabdingbar für das Arbeitsklima, vor allem mit Künstlern. Man kann nicht einfach über sie drüberfahren, sondern muss unter anderem sein Vokabular anpassen und eine gemeinsame Basis schaffen“, sagt Stefan Schindler, verantwortlich für Finanzen und Organisation bei den Haydn Festspielen in Eisenstadt. Er hat 2006 die Ausbildung zum Kulturmanager abgeschlossen. Seine Bildungsbiografie umfasst Betriebswirtschaft, Jus und Kunstgeschichte, bevor er ans Institut für Kulturmanagement kam. Und damit war er nicht allein. Rund 14 Prozent der Studierenden kommen aus wirtschaftlichen Richtungen, rund acht Prozent sind Juristen. Der Großteil der Studierenden kommt von den Geistes- und Kulturwissenschaften. „Der Lehrgang ist sowohl für Künstler, die sich mit dem Thema Management auseinandersetzen wollen, und Manager, die sich auf den Kulturbereich spezialisieren möchten, ausgerichtet“, erläutert Schindler.

Auch der berufsbegleitende, postgraduale Universitätslehrgang „art & economy“ an der Universität für angewandte Kunst will in den Bereichen Management, Marketing und Selbstorganisation die Studierenden auf die Arbeit an der Schnittstelle Kunst, Geld und Management vorbereiten. Nach vier Semestern sollen die Absolventen als „Nahtstellenmanager“ zwischen Kreativität, Ästhetik und betrieblichen Erfordernissen tätig werden können. Zielgruppe sind auch hier Kunst- und Kulturschaffende, die den Schritt in die Selbstständigkeit planen oder in der Wirtschaft Fuß fassen wollen. Doch auch Quereinsteiger sind – bei abgeschlossenem Studium – grundsätzlich willkommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2010)

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