Die eleganteste Lösung für Europas furchtbares Deflationsproblem

Das "Deflationsproblem" kann durch eine simple Neuberechnung der ohnehin ziemlich willkürlichen Inflationsrate beseitigt werden. Beim BIP hat es ja auch "funktioniert"!

Europa schwebt - angeblich - in höchster Deflationsgefahr. Das ist natürlich vollkommen übertrieben. Tatsächlich sinken die Inflationsraten im Euroraum (Disinflation) - das häng aber vor allem am sinkenden Ölpreis.

Dazu kommen der generelle Trend zum Kreditabbau (Deleveraging), der die Geldmenge schrumpfen läßt, und die Anpassungsschwierigkeiten in Griechenland und anderen Krisenländern - deren einzige Alternative aber der Ausstieg aus dem Euro oder überhaupt das Ende der Währungsunion wäre.

Man darf nicht vergessen, dass diese Anpassung durchaus gewünscht ist. Der Euro sollte die jahrzehntealte Tradition der Südländer beenden, Probleme durch Gelddrucken (Inflation) zu "lösen". Diese Politik hat die Geld- und Sparguthaben der Italiener, Spanier und Griechen immer wieder entwertet und die Länder zurückgeworfen. Dass Griechenland so viel schlimmere Probleme hat als die anderen mag daran liegen, dass das Land nie in die Währungsunion aufgenommen werden hätte dürfen. Oder auch daran, dass das "dicke Ende" für Italien und Frankreich noch bevorsteht.

Jetzt gehts los!

In jedem Fall wird das kommende "Quantitative Easing" der EZB, wie auch immer es aussehen mag, an der Disinflation nicht viel ändern - und mehr Probleme verursachen, als es lösen kann. QE hat in Amerika für die Loslösung der Börsen von der Realität gesorgt (eine Blase), den Banken geholfen und den Staat finanziert - die Bürger (Main Street) hatten davon nix.

Aber Banken und Staaten in Europa hätten halt auch gerne ein Stück vom voodooökonomischen Kuchen - und ich kann sie verstehen. Gratisgeld, wer kann dazu nein sagen?

Den Vorwand der "Deflationsbekämpfung" halte ich aber für genau das: einen Vorwand. Von einer Deflation ist weit und breit nichts zu sehen. Das wahre Problem ist, dass die Inflation nicht so hoch ist, wie man es gerne hätte. Die EZB hätte gerne zwei Prozent und die Politiker am liebsten sechs oder sieben Prozent - Hauptsache die Staatsschuldenlast wird geringer. "Weginflationiert" wurde das vor einigen Jahren noch genannt.

Die "japanische Krankheit"

Japan versucht gerade, sich aus der furchtbaren "Deflation" heraus zu drucken, was kläglich scheitert, aber den Yen an den Abgrund drückt. Vielleicht scheitert Japan auch, weil es ein Gespenst bekämpft. Ich jedenfalls kann auch in Japan keine Deflation erkennen. Nur ein stabiles Preisniveau. Warum soll das Grund zur Panik sein?

Zum Vergleich jener Zustand, der uns seit Jahr und Tag als "gesund, notwendig, gut und gerecht" verkauft wird. 'Murica.

Also ich sehe in der ersten Grafik Preisstabilität und keine Deflation. In der zweiten sehe ich Teuerung und keine Preisstabilität - aber die Damen und Herren in der Zentralbank sagen, dass ich falsch liege - also muss ich wohl falsch liegen.

In Europa fielen die Preise übrigens zuletzt um 0,2 Prozent. Das liegt selbst für den ökonomischen Laien in einem offenbar erträglichen Bereich - vor allem Angesichts der enorm rasch fallenden Energiepreise.

Elegant und einfach

Trotzdem will ich mit meinem Vorschlag für die Lösung des grässlichen Deflationsproblems nicht mehr länger hinterm Berg halten. Machen wir es einfach so wie beim BIP. Das hat auch von einem Tag auf den anderen besser ausgesehen, weil wir die Berechnungsmethode geändert haben. Bei der Inflation lässt sich das sogar noch leichter bewerkstelligen, denn der größte Deflationator ist die sogenannte "hedonische Methode".

Da überlegen sich die Statistiker, wieviel Lebensqualität es den Menschen bringt, wenn ihr iPhone-Screen um einen Zoll breiter geworden ist. Egal ob die Preise für iPhones gleich geblieben oder sogar gestiegen sind, werden sie in der Inflationsstatistik deshalb als "gefallen" verbucht. Diese "hedonischen" Berechnungen sind natürlich vollkommen willkürlich - und können leicht angepasst werden, um die Inflationsrate in die "richtige" Richtung zu drehen.

Zur Ehrenrettung der Statistiker sei gesagt, dass sie sich durch die Berechnung verschiedener Warenkörbe (für den täglichen, den wöchentlichen Einkauf und Pensionisten) längst bemühen, auch realistische Teuerungsraten für die Bürger zu berechnen. Die liegen dann in Österreich bei soliden vier bis acht Prozent - was erklären würde, warum die Preise rundherum steigen, während in der Zeitung was von "Deflation" steht.

Neue Geldlieferung

Zusätzlich kann man bei der Statistik Austria dankenswerter Weise auch seine "persönliche Inflationsrate" ausrechnen - und selbst sehen, wie schwer Inflationsberechnungen eigentlich sind.

Freilich wird meinen ziemlich eleganten Vorschlag niemand aufgreifen, weil die "Deflation" eben nur Vorwand ist für die Großbanken, Staaten und angelsächsischen Medien, die wie extrem begeisterte junge Hunde auf die neuerste Lieferung billigen Spielgeldes aus den Zentralbanken warten. Und jetzt ist eben die EZB dran. Sie ist und hat immerhin die "letzte Waffe gegen die Deflation". 

PS. Sollen Sie in Österreich (außerhalb der Tankstelle) einen fallenden Preis finden, rufen Sie uns bitte an - wir schicken dann einen Fotografen und alarmieren das Fernsehen.

(h/t für die Grafiken an @RudyHavenstein)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.