Zwei gute Gründe, Lehrer zu werden: Juli und August

Das Schuljahr 2013/14 ist für heuer konferenzbeglaubigt, Kevin in die nächste Klasse aufstiegsberechtigt und Jaqueline für die...

Das Schuljahr 2013/14 ist für heuer konferenzbeglaubigt, Kevin in die nächste Klasse aufstiegsberechtigt und Jaqueline für die letzte Schulwoche projektversorgt. Und pünktlich zu Ferienbeginn kriechen in ganz Österreich die Neider wie die Echsen von der Sonne angelockt aus den Mauerritzen und machen ihrem Ärger lautstark Luft, wie ungerecht das Leben denn sei, da ja die faulen, halbtags arbeitenden Lehrer, nun zwei Monate lang sogar ganztags nicht mehr arbeiten müssen und sich vom Steuergeld des im Büro schwitzenden braven Mannes im Waldbad ein Magnum um das andere kaufen können.

Wie kam es zu dieser Ungerechtigkeit?

Auch wenn mir das einige jetzt wahrscheinlich nicht glauben werden: Die Sommerferien wurden nicht für die Lehrer, sondern für die Schüler beziehungsweise deren Eltern eingeführt – wir befinden uns in einer Zeit, als der bäuerliche Nachwuchs im Sommer bei der Feldarbeit unentbehrlich war und somit dem Unterricht fernbleiben musste. Da dies die meisten Schüler betraf, wurden die Pforten der Dorfschulen kurzerhand für alle geschlossen; in sommerlicher Hitze war an ein sinnvolles Lernen ja ohnedies nicht zu denken. Da die meisten Kinder heute Bauernhöfe nur noch von der Werbung mit dem Bioschweinderl kennen und die moderne Klimatechnologie die Klassenzimmer so herunterkühlen könnte, dass sogar Käpt’n Iglo für die Nachmittagsbetreuung in Frage käme, zwingt sich eine Frage auf:

Warum hält sich dieser Blödsinn so hartnäckig?

Vielleicht weil unsere Schüler eine Pause vom Lernen brauchen und Energie für neue Aufgaben auftanken müssen? Vielleicht weil unsere Kinder im Sommer auch gerne mal mit ihren Eltern auf Urlaub fahren wollen, um mit ihnen die Welt zu erkunden? Vielleicht weil Eltern auch mal ihrer Erziehungsaufgabe nachkommen wollen? Vielleicht weil Lehrer Zeit brauchen, das alte Jahr abzuschließen und das neue vorzubereiten? Beziehungsweise um sich fortzubilden? Vielleicht weil die Lehrerschaft auch einfach mal die Nase voll von Kindern Anderer hat und Abstand braucht? Warum auch immer. Fakt ist: Die Ferien beginnen in ein paar Tagen und dauern zwei Monate lang. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten für die sudernden Echsen, mit dieser Insolenz umzugehen:

1. Sie werden auch Lehrer
Warum eigentlich nicht? Sie müssten nur halbtags „arbeiten“ (in Wirklichkeit wäre man ja eh nur der Kasperl für zwischen den Pausen), würden überdurchschnittlich gut bezahlt werden (für die Tatsache, dass man nichts täte), genössen das Ansehen der Gesellschaft (nur Politiker werden noch mehr geschätzt) und könnten den ganzen Sommer auf der faulen Haut in der Sonne liegen (naja, vorausgesetzt, sie leisteten sich mit dem zu hoch ausgefallenen dreizehnten oder vierzehnten Gehalt einen satten Lichtschutzfaktor). Oder:

2. Sie lassen den Lehrern die Ferien
Warum eigentlich nicht? Sollen die Lehrer doch ihre Ferien haben! Dafür haben sie – die Nörgler – ihren eigenen Schreibtisch inklusive Computer, ein akzeptables Ansehen in der Gesellschaft, korrigierfreie Abende, motivierende Aufstiegschancen, ein umweltfreundliches Dienstauto, ein benutzerfreundliches Firmenhandy, erstklassige Dienstreisen, eine fleißige Assistentin, einen angemessenen Lohn, Ruhe von ihren eigenen Kindern, eine geräuscharme Klimaanlage usw. usw. Das ist doch eigentlich ein wirklich fairer Deal, wenn Sie mich fragen!

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