Und schon wieder eine Dame, die nicht fürs Feuer ist!

268.679 Wähler sind 2013 auf Frank Stronach hereingefallen oder wollten den anderen Parteien eines auswischen. Seit den Vorgängen in der letzten Woche ist klar: Für das arbeitslose Einkommen von elf Abgeordneten kommen alle Steuerzahler auf. Das nennt man Solidarität.

Kathrin Nachbaur, Abgeordnete des Team Stronach auf wackeligem  Sessel im Plenum des Nationalrats, hätte nie und nimmer so scharf kritisiert werden dürfen – wegen ihrer Schwangerschaft.  Solch kuriose Reaktionen auf die TV-Sendung „Im Zentrum“ letzten Sonntag gab es auch. Mehr Respekt vor einer Schwangeren, hieß es da! Eine sehr eigenwillige Auslegung von Mutterschutz in der Politik - oder die Dame ist nicht fürs Feuer.

Und wer schützt die Steuerzahler vor der parlamentarischen Schmierenkomödie, die der Klub des Team Stronach gestern, Dienstag, vor aller Augen abgezogen hat?  Das TS sei eben keine Partei wie die anderen, weshalb ein Parteibuch auch keine Rolle spiele, meinte Nachbaur am Sonntag noch. Und warum haben sich dann die elf Abgeordneten gestern genau so verhalten, wie man es von den anderen Parteien (exklusive Neos, weil noch nicht etabliert) seit Jahrzehnten kennt? Diese Show von angeblicher Einigkeit und Streitbeilegung etc. hätten die anderen auch, vielleicht etwas besser, abliefern können. Sich als etwas anderes zu verkaufen und nicht nur die eigenen Wähler, sondern die Öffentlichkeit insgesamt, hinters Licht zu führen, gehört zum politischen Spiel und hat mit Wahrheit, Ehrlichkeit und Transparenz gar nichts zu tun. So viel zum Anders-Sein.

Das sollte allerdings auch keine Überraschung sein. Die ganze Konstruktion mit Nachbaur als Klubobfrau, die sie angeblich noch ein paar Monate bleiben will, und Waltraud Dietrich als geschäftsführende war von Anfang an eine Täuschung, um die sich seit einem Jahr niemand wirklich gekümmert hat: Klubchefs unterliegen einem Berufsverbot, das Nachbaur als Stronach-Angestellte nicht erfüllen konnte. Deshalb die auch nicht sonderlich transparente Lösung mit der geschäftsführenden Klubobfrau, die dann Klubobfrau werden wird. So eine Täuschungslösung galt ja auch für die drei (oder zwei oder wie viel?) Nationalratssitzungen, in denen Stronach als Klubobmann ein Gastspiel gegeben hat.

Die interessante Fragen, auch für Feministinnen, aber sind: Warum ließ und lässt sich Nachbaur auf diese Art demontieren? Warum hat sie nicht bei der ersten Forderung Stronachs nach einem „starken Mann“,  ihrem Arbeitgeber bedeutet: Dann such Dir einen! Mit mir so nicht! Das wäre eine adäquate Reaktion gewesen – gut für die Frauen, gut für den Parlamentarismus. Sie hätte dann noch die Frage nach seiner Loyalität (auch so ein Wert), nach seiner Ehrlichkeit (noch einer!), nach seinem Respekt vor Frauen nachschieben können. Die Antworten des Austro-Kanadiers hätten sicher einen Unterhaltungswert gehabt. All dies ist offenbar so nicht geschehen, weil Geld im Spiel ist.

Fassen wir also zusammen:

1.     Nachbaur hat allen Frauen in der Politik und außerhalb einen denkbar schlechten Dienst mit ihrem Verhalten erwiesen.

2.     Das Team Stronach erfüllt im Parlament nicht einmal die Minimalanforderung an Professionalität und dafür muss der Steuerzahler auch noch aufkommen.

3.     Ehrlicher wäre es, sich jetzt bereits aufzulösen, auf die öffentlichen Gelder als „Partei“, als Klub und für die Parteiakademie zu verzichten.

4.     Zehn oder elf „wilde“ Abgeordnete gleichzeitig hat es zwar noch nie in der Zweiten Republik im Nationalrat gegeben, aber den Aufwand für fast ein Dutzend „arbeitslose“ Einkommen wird der Parlamentarismus in den nächsten vier Jahren auch noch tragen können. Das ist der Preis der Demokratie, denn diese Mandatare wurden von 268.679 Österreichern dorthin geschickt. Dass alle jetzt dafür bezahlen, fällt unter Solidarität der Wähler.

5.     Die Vorgänge der letzten Woche können als Lehrbeispiel für ein Multiorganversagen einer politischen Partei gelten, wenn die Hybris eines alten Mannes, sein Verständnis von Politik (Wer zahlt, schafft an!),  Unbeholfenheit, Mangel an Anstand, Intrigantentum, Frauenfeindlichkeit, Unverfrorenheit, Eigeninteressen, verletzte Männereitelkeit und finanzielle Abhängigkeit zusammentreffen.

Kathrin Nachbaur hat bei ihrer Antrittsrede im Nationalrat gemeint, sie sei gekommen, um den „amerikanischen Traum“ in Österreich zu verwirklichen. Dass sie Stronachs amerikanischen Traum von Hire & Fire gemeint haben könnte, war nicht gleich zu erkennen. Sie hätte es wissen können.

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