Erdfarben, Swing Und Dicke Bücher: Alles wieder da

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an gewöhnt sich an alles. Nur nicht da ran, dass das auch stimmt. Für kusche lige Daunenjacken mit Krägen aus künstlichem Pelz kann man sich auch bei der x-ten Wiederholung schwer erwärmen. Und dabei schien das alles doch längst überwunden. Auch Männer in Erdfarben verschiedenster Schattierungen sind wieder da. Das herrliche Farbenspiel könnte von Ildefonso gesponsert sein: Dunkler Nougat, heller Nougat, karamellfarbene Hemden, Pullover in den Farben von feinstem Milchkaffee. Männer, tragt Farben, rundherum wird es grau genug!

Gewöhnungsbedürftig ist auch der Wandel von Elvis Costello. Der alte Zyniker hat den Schmoove entdeckt und macht nach Jahren voll böser Skepsis nun Swing zum Schmusen. Oder Wäsche bügeln. Je nach dem. Viele werden North, sein neues Album, lieben. So klingt eben jemand, der frisch verliebt ist, noch dazu in Jazz-Blondine Diana Krall, und die Engerl singen hört. Ganz warm ums Herz wird einem da.

Wenig Neues bisher für einen Herbst in einem Jahrzehnt, das die Briten hoffnungsfroh Naughties tauften, also die Nuller-Jahre mit Naughty-Attitüde, ungezogen, unartig, unanständig. Aber sogar Sheryl Crowe, einst Kurzzeit-Ikone der jungen, zornigen Sängerinnen, wird sentimental und covert einen der größten Hits von Cat Stevens. Cat Stevens! The first cut is the deepest - na bitte.

Vielleicht aber liegt es an den falschen Erwartungen. So lange hat man etwa auf ein neues Buch von Donna Tartt gewartet, die 1992 mit The Secret History einen weltweiten Bestseller gelandet hatte - ein Roman rund um eine Gruppe von Altphilologie-Studenten, die bei der Suche nach Schönheit und Wahrheit (das klingt auf griechisch natürlich besser) in Mord und Wahnsinn geraten. Der kleine Freund, ihr neuer Roman, verwirrt aber. Ein Familienepos in Mississippi in den siebziger Jahren hätte man sich wahrlich nicht erwartet. Auch Tartt will eben einiges aufarbeiten, und solange sie dabei nicht Elvis Costello kennenlernt, ist das im Grunde gar kein großes Problem.

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